Weshalb 80:20 in der Verwaltung nicht reicht

Hohe Ansprüche an Digitalisierungsprojekte

V. l.: Mediziner Fried-Michael Dahlweid, Direktor Technologie und Innovation am Inselspital Bern, Digitalswitzerland-Präsident Ivo Furrer, HCI-Solutions-Chef Ulrich Schäfer, Thomas Trachsler, COO der Versicherung Mobiliar, Regierungsrätin Beatrice Simon und Beat Jakob, Leiter des Amts für Informatik und Organisation (KAIO). Geleitet wurde das Podium von Kathrin Amacker, Leiterin Kommunikation bei den SBB.
Quelle:

NMGZ/Computerworld

In einer abschliessenden Podiumsrunde diskutierten der Mediziner Fried-Michael Dahlweid, Direktor Technologie und Innovation am Inselspital Bern, Digitalswitzerland-Präsident Ivo Furrer, HCI-Solutions-Chef Ulrich Schäfer, Thomas Trachsler, COO der Versicherung Mobiliar, Regierungsrätin Beatrice Simon und Beat Jakob, Leiter des Amts für Informatik und Organisation (KAIO). Geleitet wurde das Podium von Kathrin Amacker, Leiterin Kommunikation bei den SBB.
Auf die Frage, wo der Kanton Bern bei der Digitalisierung stehe, antwortete Simon mit einem erneuten Verweis auf die Gefahren halbfertiger IT-Lösungen. Dennoch sei man bei der Digitalisierung schon fortgeschritten. «Wir sind ständig dran. Wir haben aber unglaublich hohe Ansprüche, deshalb dauern die Projekte manchmal etwas länger», betonte Simon. Ein aktuelles Projekt sei die elektronische Umzugsmeldung. Neu können auch Baubewilligungen elektronisch gestellt und erteilt werden.
Beat Jakob, Leiter des Amts für Informatik und Organisation (KAIO), zeigte sich optimistisch darüber, dass die Berner Digitalisierungsstrategie für mehr Offenheit, Austausch und gemeinsame Erfolge sorgt.
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KAIO-Leiter Jakob äusserte Bedenken bezüglich der Silo-artig organisierten Verwaltung, die übergreifenden Digitalprojekten natürlich im Weg steht. Er hofft, dass die Digitalisierungsstrategie des Kantons hilft, alle Beteiligten auf einen gleichen Stand zu bringen, um gemeinsam vorwärtszugehen.

Digitalisierung verlangt gute Führung

Thomas Trachsler (r.), COO der Versicherung Mobiliar, plädierte für den Austausch, beispielsweise mit Start-ups, um die Arbeitskultur weiter zu entwickeln.
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Furrer von Digitalswitzerland wies darauf hin, dass die Menschen meist offen für Veränderungen durch die Digitalisierung sind. Seiner Erfahrung nach sind Mitarbeitende offen für den Wandel unter der Voraussetzung, dass sie dabei begleitet werden. Denn eines ist klar: Viele haben Angst, durch die Digitalisierung ihren aktuellen Job zu verlieren.
Hier sind also die Führungskräfte gefragt, den Mitarbeitenden Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich durch die Digitalisierung beruflich weiterentwickeln können. Hier pflichtete ihm Mobiliar-COO Trachsler bei. Unternehmen hätten die Verantwortung, die Mitarbeitenden mitzunehmen, aber diese müssen auch mitgehen wollen und offen für neue Einflüsse sein. Mobiliar könne etwa durch übernommene Start-ups wie Bexio neue Erfahrungen sammeln. «Die denken und arbeiten anders», sagte Trachsler. Von ihnen könne man lernen, was die Angst vor dem Neuen nehme.

Guten Tag, Doktor Digi

Ein Beispiel für die Weiterentwicklung eines Berufsbilds stellte Dahlweid vor. Die Digitalisierung verändert laut dem Innovationschef des Inselspitals derzeit einiges in der Medizin und damit auch das Profil sowie die benötigten Fähigkeiten von Ärztinnen und Ärzten.
Im Inselspital reagiert man hierauf mit Fortbildungen im Umgang mit neuen digitalen Technologien. Zudem habe man das Curriculum des Medizinstudiums angepasst, wie Dahlweid erklärte. Künftig müssen sich Medizinstudierende mit digitaler Medizin auseinandersetzen. Die Änderung des Studienplans habe man in gerade einmal einem Jahr geschafft, freute sich Dahlweid.
Mitarbeitende können zudem einen CAS in künstlicher Intelligenz für die Bildbearbeitung absolvieren. Die Technik spielt beispielsweise bei der Diagnostik medizinischer Scans ihre Stärken aus und kann in manchen Fällen Krankheitsbilder rascher und eindeutiger erkennen als das medizinische Fachpersonal.
Wer keinen kompletten CAS machen möchte, kann auch verschiedene Kurse zu digitalen Themen besuchen. Überdies habe man ein Innovationslab eingerichtet, in dem Neues ausprobiert werden könne.

Fazit

Eines stand nach dem Vormittag fest: Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Neben der Wirtschaft sind auch die politischen Akteure gefragt. Sie müssen nicht nur landesintern die Weichen stellen, sondern auch darauf achten, dass ausländische Wirtschaftskräfte nicht am Ende die Richtung bestimmen.
Damit das gelingt, sind Austausch, Offenheit und auch Mitdenken gefragt, damit am Ende durchdachte digitale Produkte nach Schweizer Qualitätsstandards lanciert werden anstatt 80:20-Lösungen.



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