Die richtige Cloud-Strategie für Schweizer Unternehmen

Finance bleibt vorsichtig

Das offene und am Ergebnis orientierte Vor­gehen bei den Behörden, im Handel und bei den Dienstleistern verengt sich in der Finanzbranche. So erklärt Thomas van Nes, Schweizer Verantwortlicher für die Applikationen und die IT-Security bei einem hierzulande stark im Finanzsektor engagierten internationalen Beratungsunternehmen, dass man nur rund 5 Prozent der möglichen IT-Kapazitäten aus der Cloud beziehe. Einschränkungen würden sich insbesondere aufgrund landesspezifischer gesetzlicher und Compliance-Vorgaben ergeben. Obwohl das Mutterhaus es ermöglichen würde, Leistungen von Azure oder AWS, also aus der Public Cloud, zu beziehen, verzichte man wegen der Sensibilität auf der Kundenseite weitgehend darauf, sagt van Nes. Überall dort, wo hierzulande Kapazitäts- und Know-how-Engpässe aufgetreten sind, habe man sich für eine Private Cloud entscheiden, die fest in Schweizer Hand sei. Lediglich im Infrastrukturumfeld sei eine öffentliche Variante zum Zuge gekommen. Das sei aber auch nur möglich gewesen, weil alle Daten immer verschlüsselt werden, so van Nes weiter. In diesem kleinen Cloud-Bereich gehe es aber lediglich um das Schaffen von Redundanzen, die Datenspeicherung und um die Skalierbarkeit der Performance, fügt er an.
Studie
Cloud bei KMU noch kaum ein Thema
Die Unternehmenslandschaft der Schweiz ist in Sachen Cloud gespalten. Während die Masse der Klein- und Kleinstbetriebe vielfach noch analog arbeitet, sind Firmen mit über 250 Mitarbeitern deutlich im Digitalisierungsmodus unterwegs.
Von den 597 000 Schweizer Unternehmen sind 98 Prozent KMU, die bis zu 49 Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Bei ihnen sind laut den jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik von 2015 rund 40 Prozent der knapp 5,1 Millionen Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Die 2 Prozent Grossunternehmen bieten den übrigen rund 60 Prozent Lohn und Brot. Auffällig ist, dass hierzu­lande bei einer Cloud-Bestandsaufnahme eigentlich die kleinen und Kleinstunternehmen konsequent ausgespart werden müssten. Das trifft jedenfalls zu, wenn man die Resultate der kürzlich vorgelegten Studie «Digital Switzerland» von der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) und Localsearch als repräsentativ einstuft.
Denn in der Untersuchung heisst es, dass diese Kategorie der Firmen im KMU-Land Schweiz noch weitgehend von digitalen Dino­sauriern beherrscht sei. Laut Studie besteht bei 87 Prozent der 1294 befragten KMU ein erheblicher Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung.
Gründe dafür sind fehlende finanzielle Mitteln, problematische technische Ausstattung und nicht vorhandene Zeit sowie das Fehlen von Fachwissen in dem Themengebiet. Konkret verfügen laut der Studie 67 Prozent der Befragten noch nicht einmal über eine Lohnbuchhaltung. Online-Terminvereinbarungen sind bei rund vier von fünf Betrieben (77 %) nicht möglich,
60 Prozent haben noch nicht einmal die dafür nötige Software.
Ähnlich sieht es beim Online-Marketing aus, für das nur etwa ein Drittel der Befragten personalisierte Angebote anbieten können. Es verwundert daher nicht, wenn gemäss der Umfrage das Thema Cloud Computing bei den KMU aktuell nicht zu den wichtigsten Technologietrends zählt.
Ganz anders stellt sich die Lage dar, wenn man die wenigen grossen Unternehmen in der Schweiz zum Thema Cloud befragt. Das hat die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) vor wenigen Monaten in einer allerdings nicht repräsentativen Studie gemacht. Hier kamen die Antworten von Betrieben, die einen CIO haben und mehr als 250 Mitarbeitende (23 %) respektive über 1000 Mitarbeiter (47 %) beschäftigen. Nur knapp ein Drittel der 57 von der FHNW befragten Schweizer IT-Leiter kam aus der klassischen KMU-Welt und nur 2 Prozent von Kleinstbetrieben.
Zentral ist laut dieser Erhebung die optimale Nutzung des Cloud Computings, um Agilität für die IT zu schaffen, den Kunden in den Fokus zu setzen und neue Business-Modelle zu generieren. So sieht man denn auch bei der FHNW eine klare Korrelation: «Je höher die Cloud-Maturität, desto stärker ist auch der Reifegrad der Unternehmens-IT.»



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