05.10.2017, 14:40 Uhr

Big Data für die Rechtsanalyse

Der «Big Data»-Trend erfasst nun auch die Rechtsanalyse: Zwei Forscher vom Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung (IHEID) in Genf haben eine Datenbank für internationale Wirtschaftsrechtsfälle aufgebaut.
Die Ansicht Welt der Verträge zeigt ein holistisches Bild der Konsistenzmuster. Sie erlaubt dem Nutzer, einzelne Verträge heranzuholen.
Die Datenberge wachsen stetig und machen die «manuelle» wissenschaftliche Auswertung immer schwieriger. Mehr und mehr Fachbereiche setzen daher auf automatisierte Analysen. Nun erfasst Big Data auch die Rechtsanalyse: Die IHEID-Forscher Joost Pauwelyn und Wolfgang Alschner haben mit Finanzierung des Schweizerischen Nationalfonds SNF eine Datenbank internationaler Wirtschaftsrechtsflle aufgebaut.
«Bisher existieren noch keine ähnlichen öffentlichen, frei zugänglichen Datenbanken dieser Art», sagte Alschner gemäss einer Mitteilung des SNF. Bereits 15'000 Rechtsentscheidungen und Zusatzdokumente umfasst die neue Datenbank: Alles in Textform, die für die maschinelle Auswertung optimiert ist. Quellen waren beispielsweise Sammlungen der World Trade Organisation und des International Centre für Settlement of Investment Disputes.

Neue Anwendung für bekannte Methoden

Parallel zum Aufbau der Datenbank arbeitet das Forscherteam auch an Methoden für die Datenanalyse in den Rechtswissenschaften. «Oft handelt es sich um bekannte Methoden, die Computerlinguisten bereits für Textanalysen verwenden», so Alschner. Diese werden aber bisher in der Rechtswissenschaft noch kaum verwendet, obwohl sich diese mit immer grösseren Textmengen konfrontiert sehe. Ein Projekt der Wissenschaftler ist beispielsweise die Website Mapping Treaties. Damit lassen sich Abkommenstexte vergleichen und Juristinnen können damit analysieren, wie sich internationale Verträge über die Zeit entwickelt haben. Eine für Forschung und Praxis optimierte Beta-Version der Website solle noch dieses Jahr live gehen, schrieb der SNF.

Unterstützung für Entwicklungsländer

Ein weiteres Projekt, das auf der Datenbank aufbaut, sei ebenfalls im Gange: Alschner und sein Team wollen gemeinsam mit Regierungen zusätzlichen Informationen über bereits abgeschlossene Handelsverträge aufbereiten. «Das Ziel ist, Entwicklungsländern zu helfen, bessere internationale Verträge auszuhandeln», so der Forscher. «Die datengetriebene Rechtsforschung ermöglicht es, ganz neue Fragen zu beantworten, die vorher empirisch nicht analysierbar waren», ist Alschner überzeugt. Digitalisierung und Datenanalyse seien eine Ergänzung und Unterstützung für Forschung und Praxis.



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