28.04.2006, 20:35 Uhr

Flugverkehr per Software optimieren

Der Flughafen Zürich ist das Schweizer Tor zur Welt. Zwischen engen ökologischen und politischen Vorgaben vollzieht sich die Expansion heute via Software.
Einerseits sind Flughäfen teilweise zum Nadelöhr des internationalen Verkehrsflusses geworden. Andererseits sind Aus- und Neubauvorhaben, wie das Beispiel Zürich zeigt, politisch nur schwer realisierbar. Hinzukommen standortspezifische Aufgaben, wie sie die Flughafenbetreiberin Unique bis zum Grounding der Swissair in den Griff bekommen musste; wuchs doch aufgrund der damaligen Hunterstrategie der Flugverkehr stetig.
Bei allem Wandel ist für Unique bis heute eine Herausforderung konstant geblieben: Trotz begrenzter Möglichkeiten attraktive Bedingungen für den Flugverkehr zu schaffen. Andreas Gammel, Unique-Experte für die Flugbetriebsabwicklung, nennt als Beispiele die wirtschaftlich optimalste Umsetzung der Anflugbeschränkungen über dem süddeutschen Gebiet sowie die ökologisch machbarste und damit letztlich auch wirtschaftlichste Abwicklung des Verkehrs auf dem Zürcher Flugkreuz. Wesentlich für die Umsetzung der mit diesen Ansprüchen einhergehenden Aufgaben war laut Gammel «eine vorausschauende Analyse und zeitnahe Planung der zur Verfügung stehenden Ressourcen». Dazu entwickelte Unique in einem Pilotprojekt zusammen mit der deutschen Spezialistin für Flugverkehrssysteme Delair Air Traffic Systems eine modulare Softwareplattform namens A-CDM (Advanced Collaborative Decision Making). Seit 2003 wurden dann sukzessive entsprechende Tools integriert, zunächst Darts (Departure and Arrival Traffic Management System) zur Planung der An- sowie Abflüge und dem damit verbundenen Rollverkehr auf dem Vorfeld. «Seit gut einem Jahr verbessern wir auch die Standplatz- und Gatebelegung via Software», erklärt Gammel. Dazu setzt Unique auf das Sally genannte Ressource-Allocation-Managementsystem von Delair. «Darts und Sally sind eigentliche Optimierungswerkzeuge», erklärt der Unique-Experte: «So nutzen wir die Informationen von Partnern wie Skyguide, den Fluggesellschaften sowie von Abfertigungsunternehmen und stellen ihnen die aktuellen Planungsergebnisse zur Verfügung». Diese Integration ermögliche eine gezielte Ablaufplanung und setze zuvor absorbierte Ressourcen frei, führt Gammel weiter aus. Konkret seien etwa Warteschlangen vor den Startbahnen reduziert worden, deutlich weniger Flugzeuge würden mit laufenden Turbinen auf den Abflug warten und Standplätze seien effizienter besetzt. Heinz Koch, Leiter Flugoperationen bei Unique, betont die unmittelbaren ökonomischen Vorteile des Softwareeinsatzes. Die Lärm- und Schadstoffemission seien gesenkt worden. «Zudem hat sich der Zürcher Flughafen trotz der deutschen Anflugbeschränkungen und deren Auswirkungen vor allem an Wochenenden und Feiertagen in der Pünktlichkeitsstatistik der AEA (Association of European Airlines) in nur einem Jahr vom zweitletzten 27. auf den 13. Platz im letzten Jahr vorgearbeitet», erläutert Koch. Gammel sieht den Software-einsatz auch deshalb positiv, weil man die am Flughafen Zürich so komplexen Rahmenbedingungen «in den Griff bekommen» habe. Künftig will Unique in einem Eurocontrol-Projekt zusammen mit den Flughäfen von Barcelona, Brüssel und München die Optimierung des Flugverkehrs vorantreiben.
Volker Richert



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