John Sculley, Vater  der ersten Billig-Macs

Die «Billig»-Macs

Als letzter der grossen Personalcomputerhersteller startete Apple am 15. Oktober 1990 die Billig-Offensive. Sie war gemäss Computerworld erst Anfang Jahr eingeläutet worden. Firmen-Boss Sculley verabschiedete US-Chef Allen Loren – laut der US-Finanzpresse zuständig für die Hochpreispolitik – sowie den detailbesessenen Entwicklungschef Jean-Louis Gassée und liess den Deutschen Mike Spindler, bisher Europa-Chef, als neue Nummer zwei frischen Wind in die schlaff hängenden Segel pusten.
“Der Mac lebt und es geht ihm gut.„
John Sculley
Obschon Spindler nicht für die Entwicklung der neuen Geräte verantwortlich zeichnete – diese Aufgabe oblag dem Chief Executive Officer höchstpersönlich –, zeigten deren Produktion und Marketing bereits seine Handschrift: Kostete bisher der zu einem Mac­intosh-Modell adäquate IBM-Rechner durchschnittlich 30 bis 50 Prozent weniger, sollte sich dies nun radikal ändern: Für Apple-Rechner mussten Käufer gleich viel oder
weniger Geld in die Hand nehmen wie für ein vergleichbares Modell der Konkurrenz. Spindlers und Sculleys Ziel: Mit frisch gestylten Macs zu Tiefpreisen zwischen 2000 und 7500 Franken neue Kunden
gewinnen und alte behalten.
Eine erste Erfolgsmeldung für Sculleys Initiative publizierte Computerworld noch Ende Jahr: Die drei Billig-Macs, der Classic, der LC und der IIsi, hätten sich zu Verkaufshits entwickelt: «Bis zum 25. November sind bei uns 6388 Bestellungen eingegangen. Besonders gefragt ist dabei der Classic», erklärte Jürg Stutz, General Manager der Schweizer Apple-Generalvertreterin Industrade. Allerdings offenbarte sich auch gleich die Kehrseite der Verkaufsmedaille: Bis Ende Jahr konnten in der Schweiz nur 2810 Rechner tatsächlich ausgeliefert werden. Käufer des Macintosh Classic musste Industrade auf nach Weihnachten vertrösten, der Macintosh LC liess sogar bis Ende Januar auf sich warten. Händler konnten häufig nur leere Regale vorführen, sodass in den USA die Wiederverkäufer bereits über das entgangene Weihnachtsgeschäft klagten.


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