09.04.2010, 08:52 Uhr

Apple präsentiert iPhone OS 4.0

Apple hat iPhone OS 4.0 vorgestellt. iPhone- und iPod-Touch-Besitzer dürfen sich auf viele neue Features freuen - darunter beispielsweise Multitasking.
Steve Jobs während der Präsentation von iPhone OS 4.0
iPhone OS 4.0 bringt Entwicklern 1500 neue Programmierschnittstellen und Anwendern rund 100 neue Funktionen, Apple aber vor allen Dingen eine neue Verdienstmöglichkeit. Mit der Plattform iAds, auf der Apple Werbetreibende mit App-Entwicklern zusammenbringt, will der iPhone-Hersteller bei Anzeigen für mobile Endgeräte kräftig mitverdienen - und preist dies als Dienst an der Attraktivität von Werbung und als Vermarktungschance für Entwickler an.
Multitasking und iAds
Sieben wesentliche Neuerungen des iPhone OS 4.0 hat Apple vorgestellt, iAds dürfte für den iPhone-Hersteller selbst die wichtigste sein, für Anwender das Multitasking. Auf die Neuerungen müssen sich iPhone-Besitzer jedoch noch ein wenig gedulden. Entwickler erhalten die Preview des neuen Systems und das passende SDK für die App-Entwicklung sofort, für iPhone und iPod Touch steht die finale Version «im Sommer» bereit. Die Sache hat jedoch einen Haken: Alle Neuerungen funktionieren nur mit dem iPhone 3GS und dem aktuellen iPod Touch der dritten Generation, "die meisten" - jedoch nicht das Multitasking - mit iPhone 3G und iPod Touch der zweiten Generation. Ältere Geräte bleiben laut Apple aus technischen Gründen aussen vor. Das gerade erst vorgestellte iPad bekommt iPhone-OS 4.0 erst im Herbst spendiert.
Sieben Säulen des Multitasking
Der Markt hatte Multitasking sehnlichst erwartet, Apple war durch die Lösungen von Google und Palm auch bereits unter Druck geraten. Wie im Falle von Copy&Paste wollte man aber nicht der Erste, sondern der Beste sein, erklärte Steve Jobs die Verzögerung mehr schlecht als recht. Das Multitasking auf dem iPhone ist auch kein echtes Multitasking, wie man es von Desktop und Notebook kennt, auf dem gerne auch mehrere Programme gleichzeitig auf einem Schirm laufen. Mit einigen Kniffen gelingt es Apple jedoch, Multitasking zu simulieren. Im Wesentlichen bietet das iPhone-Betriebssystem sieben Hintergrund-APIs an, an die sich Apps koppeln lassen. So ist etwa ein schneller Programmwechsel möglich, Apps können sich genau merken, an welcher Stelle der Nutzer zuletzt mit ihnen war oder im Hintergrund Aufgaben zu Ende führen. Der Audio-Hintergrund-Prozess, der bisher nur dem iPod vorbehalten war, funktioniert jetzt auch mit anderen Apps, etwa dem Internetradio Pandora. Mehr Details zum Multitasking, das Apples Ansprüchen an geringer Belastung des Akkus und der Performance entsprechen soll, finden Sie in diesem Artikel.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: «Überarbeitung für Mail»
Überarbeitung für Mail
Gründlich überarbeitet hat Apple sein Mail-Programm für das iPhone. So lassen sich jetzt auch mehr als ein Exchange-Account auf dem iPhone verwalten und die Mails aller Accounts in einer gemeinsamen Inbox sammeln. Der Wechsel von Postfach zu Postfach sei stark vereinfacht, die Mail-Konversation lässt sich nun auch in Threads anzeigen. Anhänge kann Mail nun auf dem iPhone mit passenden Apps öffnen.
Apps in Ordnern
Mehr Übersicht auf dem iPhone verspricht das Sammeln von Apps in Ordnern. Dazu kann man einfach eine App auf eine andere ziehen und so entsteht ein Ordner, der beide Apps enthält. Per Drag&Drop zieht man weitere Apps hinein. So kann man beispielsweise einen «Spiele»-Ordner anlegen. Der Name des Ordners basiert auf der Kategorie der Apps (man kann ihn offenbar aber auch ändern). Das Icon für den Ordner kann man anscheinend auch selbst anlegen. Es lassen sich so viele Ordner anlegen, wie man zuvor App-Icons sehen konnte: 180. Das erlaubt insgesamt 2.160 Apps auf dem iPhone. Man kann Ordner auch auf die Schnellstartleiste legen.
iBooks auf dem iPhone
Nicht unerwartet kommt der E-Book-Reader mit angeschlossenem Store iBooks, den Apple für das iPad präsentierte, jetzt auch auf das iPhone. Apple verspricht Nutzern, Bücher nur einmal kaufen zu müssen und sie dann auf verschiedenen Geräten lesen zu können. Lesezeichen und die letzten Seitenaufrufe lassen sich auch quer über die Reader synchronisieren. Liest man etwa unterwegs auf dem iPhone in einem der Bücher aus iBooks, kann man abends auf dem Sofa die Lektüre mit dem iPad an der gleichen Stelle fortführen. Kostenlos mitgeliefert ist wie in der iPad-Version der Kinderbuchklassiker Winnie the Pooh.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: «neue Business-Funktionen fürs iPhone»
Das iPhone im Business
Auch in Sachen iPhone in Unternehmen hat Apple mit neuen Business-Funktionen gedacht: Der iPhone-Hersteller will Unternehmen sein Smartphone schmackhafter machen. Deswegen gibt es jetzt verbesserte Verschlüsselungsfunktionen. E-Mails und deren Anhänge kann man jetzt komplett verschlüsselt auf dem iPhone speichern. Unternehmen erhalten auch Zugriff auf neue Schnittstellen, mit denen sie ihre eigenen Apps verschlüsseln können. Zudem erlaubt das iPhone jetzt auch, mehrere Exchange-Konten gleichzeitig zu nutzen. Das von vielen IT-Administratoren gewünschte drahtlose Deployment von Software bietet Apple jedoch nicht an.
Social Gaming Network
Das iPhone hat sich schliesslich als populärste mobile Spielekonsole entpuppt. 50'000 Spiele- und Entertainment-Apps warten auf die Nutzer. Das sind laut Apple zehnmal so viele wie für Playstation PSP und Nintendo DS. Das Game Center bringt ein Social Gaming Network, in dem sich Spieler zum gemeinsamen Gamen verabreden oder gemeinsame Bestenlisten führen können.
Apple steigt ins Werbegeschäft ein
Weit wichtiger dürfte sich aber iAds erweisen, über das im Vorfeld schon einige Spekulationen kursierten. Werbung in Apps hat es zwar schon bisher gegeben, doch war diese wenig attraktiv gestaltet und erhielt kaum Akzeptanz der Anwender. Denn kaum hatte man auf einen Banner, etwa aus einem Spiel heraus - geklickt, landete man in Safari und musste sich wieder mühselig den Weg zurück bahnen. Nun soll die komplette Geschichte in der App selbst erzählt werden, die Ads basieren auf HTML 5 und können somit ohne Entwicklungsumgebung für das iPhone erstellt werden. Apple dient quasi als Makler der Anzeigen und stellt dafür die Infrastruktur bereit. Die Verdienstmöglichkeiten sind dennoch nicht schlecht: 60 Prozent der Einnahmen gehen an den Entwickler der App und der Rest eben an Apple, das somit auch an kostenlosen Apps und deren Gegenfinanzierung mitverdienen kann. Eine Milliarde Werbekontakte täglich sieht Apple und macht dabei eine interessante Rechnung: Anwender würden täglich 30 Minuten mit Apps von Drittherstellern verbringen, alle drei Minuten bekommen sie eine neue Ad eingespielt, macht zehn am Tag. Ergo sind nach Apples Prognosen im Sommer 100 Millionen iPhones, iPod Touch und iPads in freier Wildbahn.
Auch interessante Zahlen rund um iPad und App Store nannte Apple: Bisher sind 450'000 iPads über die Ladentische gegangen, in der Elektrohandelskette Best Buy sei das iPad ausverkauft. Im App Store tummeln sich schon jetzt 3000 reine iPad-Apps, Downloads hat Apple seit Samstag eine Million gezählt. Insgesamt stehen im App Store 185'000 Apps im Angebot, vier Milliarden Downlaods sind es nun insgesamt.



Das könnte Sie auch interessieren