Ohne Chauffeur ans Ziel

Volatile Betriebskosten und technische Unbekannte

Die Ergebnisse der Studie müssen allerdings mit Vorsicht gelesen werden. Sonderegger selbst bezeichnet sie als «Raumschiff Enterprise» und zitiert Chris Urmson, den ehemaligen Chef des Google-Car-Projekts, der sagte, die Technik für das Fahren im gemischten Verkehr sei «100 Mal schwieriger als auf der Autobahn». Bis das mal Realität wird, dauere es sicherlich noch 20 Jahre. Die Forscher arbeiten mit diversen Annahmen. Bereits um 25 Prozent höhere Betriebskosten führen dazu, dass keine Variante mehr kostendeckend sei.
«Eine solche Steigerung ist nicht unrealistisch», sagt Sonderegger. Man wisse schlicht nicht genau, welcher Aufwand für Unterhalt, Reinigung, Parkplätze sowie Ladestationen der Minivans eingeplant werden müsse. Zudem gebe es immer noch grosse technische und rechtliche Unbekannte, die die Varianten stark beeinflussen könnten. Wer würde die Busse betreiben? Wie grenzen sie sich von Taxis und von selbstfahrenden Privatfahrzeugen ab, die ebenfalls per Sharing geteilt werden könnten? Und wie werden die Fahrgäste darauf reagieren, wenn kein Chauffeur mehr an Bord ist?

Wünsche der Fahrgäste

Mehrfach warnen die Forscherinnen und Forscher in ihrer Studie vor der «herrschenden Technikeuphorie» und davor, ohne Not die Vorteile des heutigen Zustands aufzugeben, wie es etwa in den 1960er-Jahren geschah. Damals haben viele Städte und Gemeinden die Tramlinien abgebaut – ein Schritt, den sie heute bitter bereuen. «Neben der technischen Machbarkeit müssen wir auch dringend diskutieren, welche Entwicklungen die Fahrgäste wollen und wie unser Leben in den Städten und auf dem Land in Zukunft aussehen soll», sagt Sonderegger. «Die technische Machbarkeit darf nicht der alleinige Treiber sein.»
Hinweis: Dieser Artikel wurde von Valeria Heintges verfasst und ist ursprünglich im «Magazin» der Hochschule Luzern erschienen.



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