HP 10.12.2012, 19:43 Uhr

Meg Whitmans Hauruck-Rede

HP-Frontfrau Whitman verpasst dem Weltkonzern eine Riesenportion Optimismus. Der hat's auch nötig. Mit seinem neuen Storage-Portfolio feuert Hewlett-Packard eine Riesenkanonade gegen den Erzrivalen EMC.
"Es war doch ein ziemlich ruhiges Jahr, nicht wahnsinnig viel passiert", meinte HP-Chefin Meg Whitman auf der Hausmesse HP Discover in Frankfurt. Es gibt eben Zeiten, da braucht man als CEO eines Weltkonzerns eine Riesenportion Optimismus, viel Selbstironie und auch ein feines Stücklein Realitätsverweigerung. Im Volksmund "rosa Brille" genannt. Besonders dann, wenn einem gerade ein 8,8-Milliardenabschreiber ins Haus getrudelt kam. Beileibe nicht die erste Pleite bei Hewlett-Packard. Whitman jedoch, seit einem Jahr in Amt und Würden, konzentriert sich entschlossen aufs Positive. "Wir stehen finanziell auf sehr soliden Füssen, unser Cashflow ist grösser als der von McDonalds, Cisco oder Coca Cola", betonte Whitman. Jeder in diesem Raum wisse, dass der Cashflow das Lebensblut eines Unternehmens sei, analysierte die HP-Frontfrau.

Whitman: Wir bleiben #1

Gemeint ist das Debakel um die Akquise der britischen Software-Schmiede Autonomy, die ihre Bilanzen gefälscht haben soll, um den Kaufpreis in die Höhe zu treiben. Die Leichtmatrosen von Autonomy brachten unter anderem Software-Technologie für die Analyse strukturierter und unstrukturierter Daten mit auf den HP-Riesendampfer. Ein Zukunftsmarkt und deshalb eigentlich ein guter Kauf, aber hoffnungslos überteuert. Gerät HPs Software jetzt ins Schlingern? "Wir stehen zu hundert Prozent hinter Autonomy und seinen Mitarbeitern", war Whitmans einziger Kommentar dazu. Und HP sei in einer stärkeren Position, als Viele glaubten. "Wir bleiben die Nummer eins oder die Nummer zwei auf praktisch jedem Markt, auf dem wir unterwegs sind", so die HP-Chefin. Das Geld für Autonomy sei doch sowieso schon ausgegeben, also alles halb so tragisch, war unter der Hand von HP-Offiziellen auf der Hausmesse zu hören. Das mag sein, fest steht aber auch: Software ist noch nicht im Herzen des Konzerns angekommen. Möglicherweise auch ein Grund dafür, weswegen die Software-Umsätze von Autonomy bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Über 95 Prozent seines Jahresumsatzes, diese Zahlen sprechen eine klare Sprache, erwirtschaftet Hewlett-Packard mit harten Eisen wie Servern, Storage, Druckern, Notebooks und Services. Mit viel Enthusiasmus - der passt perfekt ins Bild - präsentierte SVP David Scott denn auch HPs neues Storage-Portfolio: 3PAR StoreServ 7000, Storeall Storage und StoreOnce 2000/4000 Backup (Computerworld berichtete). Da sprang der Funke der Begeisterung über. Nächste Seite: HP und EMC im Vergleich

HP feuert gegen EMC

Unter dem Schlachtruf "polymorphic simplicity" - auf Deutsch etwa: "einfache Vielfalt" - macht HP kräftig Front gegen die "zersplitterten Storage-Silos" vom Erzrivalen EMC. HPs David Scott erläuterte im Gespräch mit Computerworld, was eigentlich damit gemeint ist, und bringt ein Beispiel: EMC habe beim Wechsel seiner virtualisierten Storage-Appliance von Symmetrix auf VMAX nur den Namen geändert, die Technologie dahinter aber sei die Gleiche geblieben. Und noch schlimmer: EMCs VMAX/VMAX(e) laufe unter dem Storage-Betriebssystem Enginuity, die schmaler dimensionierten Appliances VNX/VNX(e) dagegen unter Flare. EMC Atmos speichere Daten als Objekte, EMC Isilon dagegen als Dateien. Scotts Analyse: Anbieter wie EMC und Netapp seien in ihren Legacy-Systemen gefangen, was einen einheitlichen Ansatz - wie den von HP - sehr schwierig mache. HP habe EMC bereits 2,6 Prozent Marktanteile punkto Storage abgenommen.

Drei strategische Säulen

Hardware ist HPs Kerngeschäft, der Konzern hat jahrzehntelange Erfahrung damit. Punkto Software fällt die Begeisterung jedoch gedämpfter aus. HP muss Software immer noch lernen, und das braucht seine Zeit. Vor einem Jahr unternahm die frisch gebackene HP-Chefin Whitman nach der Albtraum-Ära Apotheker den Versuch, den Konzern zu einem einheitlichen Ganzen zu schmieden. Ihre Parole damals: Hardware ist der Kern, Software/Services die Peripherie, die zusätzlichen Mehrwert für die Kunden generiert. Jetzt geht Sie ein wenig tiefer ins Detail und nennt drei strategische Säulen: Cloud (private, managed, public), Security und Information Optimization. "Ein ausgezeichneter Kundenservice war immer das Markenzeichen von HP", sagte Whitman. HP sei der "perfekte Partner" auf dem Weg in die neue IT. Ob das nach dem Schlingerkurs und den finanziellen Debakeln der letzten Jahre immer noch so ist? Auf der Software-Seite präsentierte das Unternehmen unter anderem ein sogenanntes Appsystem für seine Analytics-Plattform Vertica, ein Appsystem für Apache Hadoop und eine neue Big-Data-Lösung, die insbesondere auf den Markt der Telekommunikationsanbieter abzielt. Der Enterprise-Service "HP Proactive Care for SAP" soll dabei helfen soll, Verfügbarkeits- und Performance-Ziele in SAP-Landschaften zu garantieren. Allesamt Zukunftsmärkte, immerhin die Richtung stimmt.



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