16.01.2017, 10:30 Uhr

Haftbefehl gegen Samsung-Chef beantragt

Südkoreanische Ermittler wollen den Samsung-Erben und De-facto-Boss Lee Jae Yong hinter Gitter sehen.
In Südkoreas Korruptionsaffäre um Präsidentin Park Geun Hye haben die Ermittler am Montag Haftbefehl gegen den Erben des Samsung-Konzerns, Lee Jae Yong, beantragt. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Seoul in einer Erklärung mit. 
Dabei gehe es unter anderem um den Vorwurf der Bestechung, erklärte das Büro des Sonderermittlers am Montag. Eine gerichtliche Anhörung ist für Mittwoch geplant.  Die Ermittler prüfen, ob Samsungs Engagement für das Geschäft und Stiftungen einer Freundin der Präsidentin in Verbindung mit einer Entscheidung einer Pensionskasse aus dem Jahr 2015 steht, eine strittige Fusion zweier Samsung-Töchter zu unterstützen.  Dazu hatte es zuletzt bereits Razzien bei Samsung und der grössten Pensionskasse des Landes gegeben. Zum Samsung-Konzern Samsung gehört auch der Smartphone-Hersteller Samsung Electronics. Dort ist Lee Vize-Chef des Verwaltungsrats.

Amtsenthebungsverfahren läuft 

Samsung ist der grösste Mischkonzern und ein internationales Aushängeschild Südkoreas. Zugleich steht das Unternehmen beispielhaft für den Einfluss einiger weniger Unternehmerfamilien auf Politik und Gesellschaft des Landes. Lee soll Samsung eines Tages in dritter Generation führen.  Die Staatsanwaltschaft vermutetet, dass Choi im Gegenzug für die Zahlungen ihre Beziehungen genutzt haben könnte, damit staatliche Behörden die umstrittenen Fusion innerhalb des Samsung-Konzerns genehmigen. Die Zusammenlegung der Unternehmensgruppen Cheil Industries und Samsung S&T galt als wichtiger Schritt, um die Übergabe des Konzerns an Lee zu erleichtern. Dessen Vater, Samsung-Chef Lee Kun Hee, ist seit einer Herzattacke im Jahr 2014 bettlägerig.

Minister festgenommen 

Kritiker hatten Samsung vorgeworfen, den Aktienwert von Samsung C&T bewusst kleinzurechnen. Weil mit dem südkoreanischen Pensionsfonds NPS aber Samsungs grösster Anteilseigner der Fusion zustimmte, ging der Deal dennoch über die Bühne. Im Zuge der Affäre war im vergangenen Monat auch Südkoreas Wohlfahrtsminister festgenommen worden, dessen Ministerium der NPS unterstellt ist.  Das Parlament in Seoul hatte wegen der Korruptionsaffäre Anfang Dezember für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park gestimmt, die damit umgehend ihre Amtsvollmachten verlor. Sie behielt aber ihren Titel als Staatschefin und bleibt im Präsidentenpalast, bis das Verfassungsgericht über ihre Amtsenthebung entschieden hat.



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