23.03.2006, 09:46 Uhr

Geografie von unten

Woophy ist eine Art Google Earth von knipsenden Internet-Usern. Auf der Site lassen sich Fotos aus aller Herren Länder betrachten.
Google Earth ist sicherlich eines der derzeit am meisten beachteten geografischen Tools im Internet. Doch das Werkzeug der Suchmaschinenspezialistin hat einen Nachteil: Es bietet zwar mit seinen Satellitenaufnahmen einen teilweise atemberaubenden Blick aus der Vogelperspektive auf fast jeden Winkel der Erde. Wie es allerdings am Boden aussieht, erfährt man nicht. Genau dieses Manko will Woophy beheben. Woophy steht für «World of Photography» und bringt die Geografie auf Augenhöhe. Dem System, das aus den Niederlanden stammt, liegt die geografische Datenbank des Aufklärungsdienstes der US-Armee, der National Geospatial Intelligence Agency (NGA), zu Grunde. Mit dieser lassen sich die meisten Orte der Erde auf einer Karte anzeigen. Jetzt sind die Anwender gefragt: Sie gesellen diesen geografischen Daten ihre eigenen Fotos und Ansichten bei. Jede Stadt und jeder Ort, der in Woophy bebildert wurde, wird sodann auf der Karte gekennzeichnet. Klickt man auf den Punkt, erhält man eine Auswahl von Fotos - vorausgesetzt es wurden mehrere Bilder zu einem Ort abgelegt. Die Fotos reichen von regelrechten «Postkartenansichten» bis zu sehr individuellen Blicken auf die Umgebung. So enthält Woophy auch Nahaufnahmen von Blumen oder Fotos aus ungewohnten Blickwinkeln wie etwa jenes zu Frankfurt am Main, das einen Perron aus der Froschperspektive zeigt.
«Wir wussten, dass wir nicht mit Google Earth konkurrieren konnten mit all ihren ausgefeilten Satellitenaufnahmen», sagt Joris van Hoytema, der zusammen mit seinem Bruder die Site aufgebaut hat. «Aber bei uns sind die User in der Lage, den Leuten am anderen Ende der Welt zu zeigen, wie es bei ihnen aussieht», meint er. «Wir wollten also eine Verbindung zwischen der realen Geografie, in der wir alle herumlaufen, und der virtuellen Erdkunde des Internet herstellen», erklärt van Hoytema das Konzept.Dieses ist im Grunde eine zusammengeschrumpfte Version eines hochtrabenden Projekts, das die beiden zu Ende der Dotcom-Blase 1998 ausgeheckt hatten. Damals wollten sie ein globales Telefonbuch ins Web stellen, das bei jedem Eintrag neben Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse auch gleich ein Bild des Hauses gezeigt hätte. Aber auch der Betrieb der Miniversion sei faszinierend, meint van Hoytema. Seit März letzten Jahres sei die Site nun als Beta-Version online und bevölkere sich sehr schubweise. Nach den Ungaren und Israelis seien nun vor allem Franzosen aktiv, heisst es. Insgesamt sind derzeit über 10?000 Orte mit über 70?000 Fotos bebildert. Pro Tag kommen gegen 1000 Bilder hinzu.



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