Das Auto wird zum rollenden Rechner

Sicherheit in allen Komponenten

Neben Datenschutz ist bei intelligenten, vernetzten Fahrzeugen die Sicherheit der Knackpunkt. Je mehr Schnittstellen nach aussen vorhanden sind, desto einfacher können Hacker auf die Systeme von Autos zugreifen und sie manipulieren. Dies umso mehr, als die Kommunikation zwischen Fahrzeugen untereinander oder mit Servern in Rechenzentren über Funkverbindungen erfolgt.
“Sicherheit im Smart Car beginnt längst nicht erst beim Fahren. Bereits die Fertigungsprozesse stellen die richtigen Weichen dafür.„
Christian Leopoldseder
Managing Director bei Asseco
Solutions
Christian Leopoldseder, Managing Director Austria beim Software-Haus Asseco Solutions, plädiert daher für ein ganzheitliches Sicherheitskonzept: «Bereits die Fertigungsprozesse von Komponenten eines Smart Car stellen die Weichen, um im Notfall schnell und effektiv eingreifen zu können», so der Fachmann. «Sollte sich beispielsweise der Ausfall eines kritischen Bauteils abzeichnen, etwa in der Bremssteuerung, müssen autonome Fahrzeuge in der Lage sein, im laufenden Betrieb und in Echtzeit zu reagieren. Möglich wird dies nur, wenn alle beteiligten Hard- und Software-Komponenten lückenlos miteinander integriert sind und im Bedarfsfall automatisiert miteinander kommunizieren können.»
Daher ist es laut Leopoldseder notwendig, eine Informa­tionskette über den gesamten Planungs- und Fertigungsprozess und den Betrieb eines Fahrzeugs hinweg aufzubauen. Nur so sei eine rasche Untersuchung und Rückverfolgung eines defekten Bauteils möglich, vom Lieferanten über einzelne Chargen bis hin zu den verwendeten Materialien.

Transaktionen mit Blockchain

Bosch wiederum bringt eine Technik ins Spiel, die auch in Sparten wie dem Finanzwesen an Bedeutung gewinnt: Blockchain. «Ohne das Zutun Dritter lassen sich mit Hilfe von Blockchain und technologisch ähnlicher Ansätze auf sichere Weise Daten online zwischen Nutzern austauschen, Vereinbarungen und Verträge abschliessen und Zahlungen durchführen», erklärt Volkmar Denner, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Die Technik soll unter anderem Fahrzeuge vor Hacker-Angriffen schützen und den Datenaustausch von Autos untereinander sowie zwischen Fahrzeugen und Leitsystemen und IT-Komponenten absichern.
“Künstliche Intelligenz macht Gegenstände smart, damit sie auf Unvorhergesehenes reagieren können und kontinuierlich aus dem Erlebten lernen.„
Alexandra Kreft
Senior Director Global Accounts bei Dell EMC
Ein Blockchain-Projekt von Bosch dreht sich um den Tachobetrug. Das Auto sendet dabei in regelmässigen Abständen den Tachostand an eine geschützte, weltweit verfügbare dezentrale Datenbank. Die Echtheit der Angaben wird über ein Zertifikat nachgewiesen. Alle Daten werden verschlüsselt und können nur vom Fahrzeugbesitzer gelesen werden.

Fazit & Ausblick

Mit Smart Cars steht der Automobilindustrie ein massiver Umbruch bevor. Die Unternehmensberatung Kienbaum warnt denn auch die etablierten Autokonzerne, auf ihre starke Marktposition zu vertrauen. Kienbaum verweist auf andere gestürzte Riesen wie E.ON, Sony und Nokia, die zu spät auf wichtige Trends reagiert haben.
“Wir werden nicht zum Wettbewerber der Automobilindustrie. Die Daten aus den vernetzten Fahrzeugen gehören den Herstellern.„
Thorsten Herrmann
Leiter Grosskundengeschäft bei Microsoft Deutschland
Die Ansage der Berater an die deutschen Automobilbauer fällt deutlich aus: «Die neuen Herausforderer aus dem Silicon Valley sind sowohl mit dem Know-how als auch dem Kapital ausgestattet, um den Automobilmarkt nachhaltig zu verändern.» Der Branche stünden signifikante Veränderungen bevor, die alle Aspekte beträfen: Mitarbeiter, die Führung, Prozesse und die Geschäftsmodelle. «Die Herausforderungen sind weitestgehend bekannt; jetzt gilt es zu handeln», so die Mahnung von Kienbaum.
Die Grösse der Gefahr hat auch die deutsche Automobilbranche inzwischen erkannt. Laut Bitkom-Umfrage unter 177 Unternehmen glaubt sie in ihrer grossen Mehrheit (66 Prozent) sogar, dass neue Hersteller wie Tesla den Wettbewerb um das autonome Fahren gewinnen werden. Und nur 17 Prozent sehen die klassischen deutschen Hersteller als Sieger aus diesem Rennen hervorgehen. Fast ebenso viele (13 Prozent) denken dabei an IT- und Internetunternehmen wie Google oder Apple.
Wie gut sich die deutschen Hersteller in diesem disruptiven Prozess schlagen werden, ist noch völlig offen. Sicher ist nur: Von ihrem Erfolg wird massgeblich abhängen, ob hierzulande ausreichend neue Arbeitsplätze entstehen, um den Verlust der Jobs wettzumachen, die durch das autonome Fahren wegfallen. Laut International Transport Forum (ITF) könnten bis 2030 allein automatisierte Trucks in Europa und Nordamerika 50 bis 70 Prozent der Fahrer-Jobs (4,4 bis 6,4 Mil­lionen) überflüssig machen. Ähnliches droht Bereichen wie dem Taxigewerbe. Das alles zu kompensieren dürfte schwierig werden.



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