22.10.2009, 10:04 Uhr

Windows 7 verlangt nach neuem Server

Im Unternehmensnetz wartet der Vista-Nachfolger mit einigen interessanten Neuerungen auf. Die meisten setzen allerdings den neuen Windows Server 2008 R2 voraus.
Wenn es nach Microsoft geht, dann soll sich die langsame Verbreitung von Vista in Unternehmen bei Windows 7 keinesfalls wiederholen. Der Umstellung auf Vista stand in vielen Firmen entgegen, dass das System aufgrund einiger grundlegender architektonischer Änderungen im Zusammenspiel mit bestehender Hard- und Software Kompatibilitätsprobleme bereitete.
Eine Lektion, die Microsoft aus dem holprigen Übergang von XP nach Vista gezogen hat, besteht darin, dass er bei Windows 7 auf gravierende Eingriffe in den Systemunterbau verzichten will. Anwendern, die bereits auf Vista migriert sind, verspricht Microsoft einen sanften Umstieg auf Windows 7. All jene aber, die Vista zugunsten seines Nachfolgers überspringen und sich die Schwierigkeiten des Upgrades ersparen wollen, erwartet daher mit Windows 7 eine ähnliche Hürde wie mit Vista.
Neben einigen Verbesserungen in der Bedienerführung oder der enger integrierten Desktop-Suche soll auch sanfter Druck die Unternehmen zum Umstieg bewegen. Ein Mittel besteht darin, wesentliche Neuerungen des Windows Server 2008 R2 den Clients unter Windows 7 vorzubehalten.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Microsoft umständliche VPN-Verbindungen überflüssig machen will.
VPN-Alternative
Zu den Neuerungen zählt «DirectAccess», das als Alternative zu Virtual Private Networks (VPNs) den einfachen Zugriff auf das Firmennetz von aussen erlauben soll. Die Technik setzt IPv6 sowie IPsec voraus und soll dem Benutzer ein transparentes Arbeiten von unterwegs oder aus dem Home-Office ermöglichen. Bis dato sieht Microsoft nicht vor, die dafür nötige Client-Komponente auf eine ältere Version von Windows geschweige denn auf ein Betriebssystem anderer Herkunft zu portieren.
Ähnlich verhält es sich mit der Sicherheitsfunktion «AppLocker». Dabei handelt es sich um eine Funktion, mit der die Systemverwaltung die Ausführung von erwünschten Anwendungen im Firmennetz unterbinden kann. Dieses Feature lässt sich über Gruppenrichtlinien steuern und beschränkt sich nicht darauf, bestimmte Programme auszuschliessen. Vielmehr kann die IT-Abteilung über Whitelists explizit festlegen, welche Applikationen zulässig sind, und damit die Ausführung aller anderen Software unterbinden.
WAN-Beschleuniger für Filialen
Bei «BranchCache» handelt es sich um einen weiteren Infrastrukturdienst des Windows Server 2008 R2. Er soll den Zugriff von Zweigstellen, die nur schmalbandig an die Firmenzentrale angebunden sind, auf Daten im Rechenzentrum beschleunigen. Zu diesem Zweck kann entweder ein R2-Server oder ein Windows-7-Client in der dezentralen Niederlassung als Zwischenspeicher dienen, so dass Informationen nur beim ersten Abruf über die langsame WAN-Verbindung übertragen werden müssen. Nachfolgende Anforderungen werden vom lokalen Zwischenspeicher bedient. Auf der Gegenstelle in der Firmenzentrale ist ein R2-Server unabdingbar.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Microsoft Benutzer von Windows Vista frustrieren könnte.
Bevorzugter Client für Terminaldienste
Aufgrund der engen Kopplung von Windows 7 und R2-Server bricht Microsoft auch mit der Praxis, die Client-Software der Terminaldienste für ältere Ausführungen des Betriebssystems bereitzustellen. So kann etwa RDP 6.1, das die neuesten Features von Windows Server 2008 unterstützt, auch für XP von Microsofts Website geladen werden. Ähnlich verfuhr das Unternehmen schon früher und portierte das mit XP ausgelieferte RDP 6.0 sogar auf Windows 95 zurück.
Die nächste Variante von RDP, die voraussichtlich die Versionsnummer 7 tragen wird, bringt Verbesserungen bei Video- sowie Audio-Anwendungen und ist für die angekündigte virtuelle Desktop-Lösung von besonderer Bedeutung. Nach den bisherigen Plänen bleiben sie ebenfalls Windows 7 vorbehalten.
Vista-Nutzer abgekanzelt
Angesichts des Microsoft-Versprechens, dass Anwendungen und Hardware, die mit Vista problemlos zusammenarbeiten, auch unter Windows 7 reibungslos funktionieren werden, dürfte es nicht an grossen technischen Hürden scheitern, die Client-Module der neuen Server-Dienste auch für Vista bereitzustellen.
Microsoft versucht die enge Abhängigkeit des neuen Server- und Client-Betriebssystems in einer Marketingaktion unter dem Slogan «Better Together with Windows 7» als Vorzug zu verkaufen. Dieses Vorhaben scheint Microsoft angesichts des Update-Staus in vielen Firmen und der Marktmacht seines Betriebssystems erfolgversprechend, auch wenn besonders die Vista-Anwender darüber wenig erfreut sein dürften. Nachdem sie Microsofts Appellen zum Umstieg gefolgt sind, müssen sie ab 2010 eine weitere Migration einplanen oder vorerst auf wichtige Plattformdienste des R2-Servers verzichten.
Mit dem eingeschlagenen Weg könnte Microsoft daher nicht nur die Akzeptanz der beiden neuen Systeme erhöhen, sondern riskiert im Gegenteil auch, dass eine Zurückhaltung der Anwender bei Windows 7 auch R2-Server ausbremst. Dessen wichtigste Neuerung, die nicht von der Windows-7-Nutzung abhängt, besteht im Update von Hyper-V. Die nächste Version von Microsofts Hypervisor unterstützt fortgeschrittene Features wie den Umzug von virtuellen Servern während des laufenden Betriebs, genannt «Live Migration».



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