10.09.2009, 14:16 Uhr
Microsofts Lizenzpolitik in der Kritik
Die Lizenzierungsmodelle von Microsoft sind komplex. Oft zahlen Firmen mehr als sie eigentlich müssten. Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern, meinen Analysten.
Kritisiert die Lizenzierungsmodelle von Microsoft: Paul DeGroot, Analyst bei Directions on Microsoft
In ihrem jüngsten Bericht in englischer Sprache "5 Reasons Why Microsoft Licensing Is Hard" sind die beiden Analysten Paul DeGroot und Rob Horwitz von dem Beratungsunternehmen "Directions on Microsoft" davon überzeugt, dass sich die Lizenzpolitik der Redmonder in nächster Zeit nicht ändern wird, ja dass die Komplexität gewollt ist und von Microsoft gewünscht wird.
"Microsoft glaubt nicht, dass es in Sachen Lizenzmodelle ein Problem gibt", kommentiert DeGroot. "Das Geld fliesst in die Kassen und Microsoft schaut sich die Zahlen an", sagt er. Die Redmonder würden sich hüten hieran etwas zu ändern. "Die Realität ist die folgende: Die Anwender haben keine andere Wahl als zu zahlen", sagt er.
Indirekt bestätigt Microsoft-Finanzchef Chris Liddell die Angaben von DeGroot. Während der Präsentation der Jahreszahlen berichtet er, man sei erfreut darüber, "dass trotz des harten wirtschaftlichen Umfelds die Firmen ihre Software-Verträge verlängern wie eh und je". Unternehmen schliessen normalerweise mehrjährige Verträge mit Microsoft, um Software zu beziehen.
Laut DeGroot gibt es also keinerlei Anreiz für Microsoft, die Lizensierungsmodelle einfacher zu gestalten. Diese seien so komplex, dass die meisten Firmenanwender kaum durchblickten - ausser ein paar Grossunternehmen die extra Lizenzierungsexperten beschäftigten, sagt er.
Vielmehr müsste Microsoft Geld investieren, um die Modelle zu ändern, ist DeGroot überzeugt. Darüber hinaus würde eine Vereinfachung einen geringeren Umsatz für die Redmonder zur Folge haben.
Gründe für die Komplexität gibt es viele. Eines der Hauptprobleme ist, dass bei jedem neuen Fall ein neuer Lizenzplan ins Leben gerufen wurde und die alten Modelle nicht aufgehoben wurden. "Es gibt Lizenzierungspläne, die 15 Jahre alt sind und immer noch existieren", berichtet DeGroot.
In einem E-Mail kontert Stacie Sloane, die bei Microsoft für das Lizenzgeschäft zuständig ist, die Anschuldigungen. Man habe sich Mühe gegeben, in den letzten Jahren die Komplexität zu reduzieren und die Anzahl der Programme von 74 auf neun verringert, meint sie. Zudem habe man Werkzeuge geschaffen, um Firmen bei der Wahl des Lizensierungsmodells zu helfen. Sloane verweist in diesem Zusammenhang auf das Tool "Online PUR".
Der Report von Directions on Microsoft ist nur beim Besuch eines sogenannten "Boot Camp" des Beratungsunternehmens in den USA erhältlich. Eine Zusammenfassung des Berichts findet sich allerdings auf der Homepage der Analysten.