Software-PC 03.06.2005, 09:16 Uhr

Eine Applikation simuliert PC-Hardware

Obwohl Virtualisierungstechniken im PC-Umfeld noch vor wenigen Jahren eher exotisch waren, haben sich verschiedene Applikationen bereits im Produktivbetrieb bewährt. VM-Ware Workstation simuliert PC-Hardware und leistet damit gute Dienste in Testumgebungen. Und auch vor Microsoft muss sich die Software keineswegs verstecken.
Noch vor wenigen Jahren waren Virtualisierungstechniken im PC-Umfeld eher exotisch. Mittlerweile haben sich Produkte wie VM-Ware Workstation aber nicht nur in Testumgebungen, sondern auch im Produktivbetrieb etabliert.
VM-Ware tritt mit ihren Produkten wie dem ESX Server, dem GSX Server und der VM-Ware Workstation gegen Gigantin Microsoft an. Sie hat vor einiger Zeit Connectix übernommen und mit Virtual-PC und Virtual Server zwei Varianten der Virtualisierungssoftware im Portfolio. Das neuste Produkt in diesem Marktsegment ist VM-Ware Workstation 5, mit der VM-Ware den Workstation-Markt adressiert - Softwareentwickler, IT-Administratoren und so weiter, die mehrere Betriebssysteme auf einer physischen Maschine ausführen möchten.

Breite Plattformunterstützung

In der neuen Version hat VM-Ware die Funktionalität in einigen wichtigen Punkten verbessert. Das beginnt bei der erweiterten Plattformunterstützung. Die Software nützt nun die 64-Bit-Versionen von Windows XP und Windows Server 2003 sowie der Linux-Enterprise-Server von Red Hat und Suse. Auf diesen Plattformen steht für die virtuellen Maschinen (VM) insgesamt bis zu 4 GByte Hauptspeicher zur Verfügung, was vor allem beim parallelen Betrieb mehrerer solcher Umgebungen von Bedeutung ist. Bei den Gast-Betriebssystemen, die in einer VM genutzt werden können, setzt VM-Ware seine Strategie einer breiten Unterstützung von Windows, Linux und Netware fort. Neu ist auch Suns Java Desktop System (JDS) in der Liste.

Snapshots und Clones

Wesentlich erweitert wurde die Unterstützung für Snapshots und das Cloning. Mit Snapshots kann der aktuelle Zustand einer virtuellen Maschine gespeichert und jederzeit wieder hergestellt werden. Die Version 5 beherrscht mehrere Snapshots. Das hat den Vorteil, dass man beispielsweise bei komplexeren Installationsprozessen verschiedene Zwischenstände festhalten und bei Fehlern zum letzten funktionsfähigen Status zurückkehren kann.

Software-PC: Eine Applikation simuliert PC-Hardware

Das Cloning, also das Kopieren von virtuellen Maschinen, musste bisher manuell durchgeführt werden. Nun gibt es einen entsprechenden Menüpunkt, was diesen Schritt vereinfacht. Zudem gibt es mit den «Linked Clones» nun die Option, dass mehrere Kopien einer virtuellen Maschine auf gemeinsame Dateien zugreifen, um den erforderlichen Plattenplatz zu minimieren. Clones sind vor allem in Testumgebungen nützlich, weil sie sich in wenigen Minuten einrichten lassen und der Aufwand für die volle Installation eines neuen Betriebssystems vermieden wird.

Virtuelle Umgebungen im Team

Die einzige wirklich neue Funktionalität bei der VM-Ware Workstation 5 sind die Teams. Damit können dedizierte Umgebungen über private Netzwerke aufgebaut werden. Ein Team besteht aus mehreren VM und kann etwa für die Simulation einer Multi-Tier-Anwendung eingesetzt werden. Mit dieser Methode lassen sich beispielsweise Netzwerkbandbreiten und -qualitäten bis hin zum Verlust von Paketen simulieren.
Die Teams sind einerseits für Entwickler interessant. Sie nützen aber auch Administratoren, wenn sie weniger zuverlässige Netzwerke und spezielle Operationen wie die Verteilung von Benutzerprofilen und Gruppenrichtlinien testen wollen.

Einfache Installation und Nutzung

Die Reife der VM-Ware Workstation 5 wird schon beim nur wenige Minuten beanspruchenden Installationsprozess deutlich. Durch die erforderliche Einrichtung von Netzwerktreibern ist ein Neustart erforderlich, nach dem die Installation aber automatisch fortgesetzt wird.
Bei der Erstellung virtueller Maschinen kann wie gewohnt über einen Assistenten auf eine Vielzahl vordefinierter Betriebssysteme zugegriffen werden. Nach dessen Installation gibt es für fast alle Gäste spezielle VM-Ware Tools, die unter anderem spezielle Bildschirm- und Maustreiber bereitstellen. In diesem Bereich profitiert die VM-Ware aber inzwischen auch von ihrer Verbreitung. Während die Einrichtung der Grafiktreiber bei Linux-Systemen früher weitgehend von Hand durchgeführt werden musste, wird die emulierte Hardware bei vielen Distributionen nun erkannt.

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Zu den Highlights von VM-Ware gehört die Möglichkeit, ISO-Images anstelle physischer CD-ROM zu verwenden. Damit können beispielsweise die Quelldateien des Betriebssystems permanent als zusätzliches CD-Laufwerk konfiguriert werden, wobei tatsächlich auf die ISO-Datei auf einem Netzwerk-Laufwerk zugegriffen wird.
Alles in allem ist VM-Ware Workstation ein sehr einfach nutzbares Werkzeug - und dort, wo manuell eingegriffen werden muss, um beispielsweise das Zusammenspiel mit einem Gast-Betriebssystem zu optimieren, hilft die umfangreiche Dokumentation auf der Website der Herstellerin weiter.

Im Vergleich mit Microsoft

Mit den beiden Produkten Virtual-PC und Virtual Server hat Microsoft Alternativen zur VM-Ware im Programm. Der direkte Wettbewerber zur VM-Ware Workstation ist Virtual-PC 2004. Der Virtual Server zielt mehr auf Produktivumgebungen ab und konkurriert eher mit dem GSX Server. Im Vergleich zur VM-Ware Workstation weist er vor allem im Bereich des Ressourcenmanagements weitergehende Funktionen auf. Bei VM-Ware Workstation kann in Teams zwar die Nutzung von Netzwerkressourcen gesteuert werden. Die Verwendung von Systemressourcen lässt sich aber nur teilweise durch Anpassungen an den VM realisieren.
Mit Funktionen wie dem Cloning, der umfassenden Snapshot-Unterstützung und den Teams bietet die VM-Ware Workstation aber deutlich mehr Funktionalität als Microsofts Virtual-PC. Für viele Anwender der VM-Ware Workstation dürften das aber Nebenaspekte sein. Entscheidend ist die breitere Plattformunterstützung. Microsoft beschränkt sich auf Windows, DOS und OS/2 als Gastbetriebssysteme. Zwar sollten auch andere Systeme laufen. Spezielle Treiber, wie sie mit den VM-Ware Tools bereitgestellt werden, fehlen aber. Wer auch Netware- und Linux-Server in seinen Testumgebungen benötigt, kommt daher an VM-Ware Workstation nicht vorbei.

Reife Technik für Produktiveinsatz

VM-Ware Workstation 5 bringt viele wichtige Verbesserungen im Vergleich mit der schon sehr stabilen Vorversion. Die neuen Funktionen liefern einen deutlichen Mehrwert. Was nun noch fehlt, ist eine volle 64-Bit-Unterstützung bei Host- und Gast-Betriebssystemen. Insgesamt ist die Technik von VM-Ware aber zweifellos reif für den Produktiveinsatz.

Software-PC: Eine Applikation simuliert PC-Hardware

VM-Ware Workstation 5

Hersteller: VM-Ware
Preis: 270 Franken, Update 190 Franken
Vorteile Ausgereifte Virtualisierung, einfaches Klonen, Unterstützung mehrerer Snapshots, breite Unterstützung von Gast-Systemen.
Nachteile Keine Steuerung der Prozessornutzung für einzelne virtuelle Maschinen, noch keine volle Unterstützung für 64-Bit-Betriebssysteme.
Martin Kuppinger



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