Im Office von Irene Marx
29.07.2021, 05:57 Uhr

«Lösungsorientiert denken ist das Wichtigste»

Irene Marx leitet als Country Manager bei Proofpoint das Tagesgeschäft in der Schweiz und Österreich. Im Interview spricht sie unter anderem über die grössten Herausforderungen speziell in der sich schnell wandelnden Cybsecurity-Welt.
Irene Marx leitet die Geschäfte von Proofpoint im Home Office.
(Quelle: Proofpoint)
Computerworld: Wie starten Sie in den Tag?
Irene Marx: Mein Tag startet mit einem Blick auf mein Smartphone. In einem US-amerikanischen Unternehmen, speziell im Cybersecurity-Bereich, stehen die Uhren nie still. Möglicherweise gibt es gleich am Morgen Themen, auf die man rasch reagieren muss.
CW: Büro oder Home Office? Wo arbeiten Sie lieber?
Marx: Ich arbeite grundsätzlich lieber im Büro, auch wenn es derzeit nicht möglich ist. Ich mag den Kontakt zu Menschen. Telefonkonferenzen sind zwar ein sehr gutes Hilfsmittel, um sich auszutauschen. Aber sie ersetzen leider nicht vollständig den persönlichen Kontakt.
CW: Sind Sie eher ein Auto- oder ein ÖV-Fan? Mit welchem Verkehrsmittel fahren Sie morgens ins Geschäft?
Marx: Wenn es ins Büro geht, nutze ich lieber das Auto. Für viele Menschen ist es vielleicht verschwendete Zeit, ich kann aber die Fahrtzeit ins Büro bereits perfekt für die ersten Telefonate nutzen – und das ist bei der Nutzung von Bus und Bahn doch eher ungünstig.
CW: Was machen Sie zuerst im Büro?
Marx: Aktuell arbeite ich im Home Office. Ich werfe einen Blick in meinen Kalender, um dann für den Tag die Aufgaben zu priorisieren. Anschliessend werden gleich die wichtigsten E-Mails beantwortet.
CW: Einzelbüro oder Open Space?
Marx: So gerne ich im Team arbeite, hat es sich doch als praktikabler erwiesen, in einem Einzelbüro zu arbeiten. Das liegt hauptsächlich daran, dass gegenwärtig im Vertrieb noch viel mehr als auch schon telefoniert wird. Und wenn zu viele Menschen gleichzeitig telefonieren, ist es dann doch oft eher laut.
CW: Wie planen Sie Ihren Tag?
Marx: Teilweise sind die Tage bereits durch regelmässige Meetings strukturiert und verplant. Ich bin aber überzeugt davon, dass es wichtig ist, sich tagtäglich aufs Neue zu fragen: «Was ist heute die wichtigste Aufgabe, um Ziele zu erreichen und die Unternehmensstrategie konsequent zu verfolgen?» Ich schreibe jeden Tag ein bis drei Ziele beziehungsweise Aufgaben auf ein Post-it – ohne dass diese erledigt sind, wird der Laptop nicht zugeklappt.
CW: Welche Tools sind essenziell für Ihren Job?
Marx: Da gibt es nichts Spezielles. Aber ganz klar: Schnelles Internet muss sein. Darüber hinaus natürlich ein Laptop sowie mein Smartphone. Damit habe ich wirklich alles Wichtige, um produktiv und effizient zu arbeiten.
CW: Gibt es etwas, das Ihnen noch fehlt?
Marx: Mir persönlich fehlt nichts fürs produktive Arbeiten, ausser manchmal etwas mehr Zeit.
CW: Zu welcher Musik arbeiten Sie am besten?
Marx: Zu keiner. Durch viele Telefonate und Videokonferenzen ist man permanent einem Geräuschpegel ausgesetzt. Für konzentriertes Arbeiten ist es dann oft sehr angenehm, wenn es einfach nur still ist.
CW: Was ist Ihr bevorzugter Kommunikationskanal?
Marx: In diesen Zeiten eine gute Frage. Normalerweise finde ich die Kommunikation von Mensch zu Mensch ohne technische Hilfsmittel am besten. Aber das ist in der gegenwärtigen Situation eher schwierig. Daher sind momentan Videokonferenzen ganz vorne mit dabei. Aber wenn die Pandemie vorüber ist, freue ich mich schon jetzt auf viele persönliche Gespräche.

Arbeitsweise und Führungsstil

CW: In wie vielen Meetings sitzen Sie pro Woche?
Marx: Zurzeit sind es etwa 25 Meetings pro Woche. Aber nachdem jede Abstimmung virtuell stattfindet und nahezu jede Minute im Kalender verplant ist, wird meistens für jede Art der Interaktion ein neuer Termin erstellt. Somit füllt sich der Kalender schnell mit Meetings, die in einem regulären Büroalltag vermutlich gar nicht in dieser Form stattfinden würden.
CW: Was ist die grösste Herausforderung in Ihrem Job?
Marx: In der Cybersecurity ändern sich permanent die Kundenanforderungen, Bedrohungen und Technologien – einerseits ist es zwar sehr spannend, andererseits ist diese Schnelllebigkeit aber auch eine Herausforderung.
“Work-Life-Integration – ich arbeite als Mensch„
Irene Marx
CW: Wie vermeiden Sie Produktivitätskiller?
Marx: Ich glaube, es geht eher darum, die Prioritäten richtig zu setzen. Daraus ergibt sich dann mehr oder weniger automatisch der richtige Fokus. Ich bin überhaupt ein Fan davon, sich auf das zu konzentrieren, was man möchte, statt gegen etwas anzukämpfen.
CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Marx: Begeisternd und begründend. Diese beiden Attribute sind für mich besonders wichtig. Nur wenn ich als Führungskraft mein Team für bevorstehende Aufgaben begeistern kann, wird es mit Freude daran arbeiten.
Das Zweite ist das Begründen: Wenn ein Mitarbeiter nicht weiss, warum etwas zu erledigen ist, warum er oder sie eine bestimmte Aufgabe zu erledigen hat, ist diese Person nicht motiviert. Aber wenn Sie in der Lage sind, Ihre Mitarbeiter sowohl zu begeistern als auch von der Sinnhaftigkeit der Aufgabe zu überzeugen, sind sie mit Freude dabei und damit meist auch deutlich produktiver.
CW: Wie lautet Ihr Arbeitsmotto?
Marx: Ein echtes Motto habe ich nicht. Allerdings passt vielleicht «Ich arbeite als Mensch» am besten. Für mich ist die Arbeit Teil meines Lebens, kein Gegensatz, wie in «Work-Life-Balance» postuliert. Darüber hinaus ist Authentizität für mich wichtig, dass ich als Mitarbeiterin und als Vorgesetzte so auftrete, wie ich bin. Vielleicht ist «Work-Life-Integration» ein Motto, das meinen Zugang zu dem Thema am besten beschreibt.

Strategien gegen den Fachkräftemangel

CW: Auf welche Eigenschaften Ihrer Mitarbeiter achten Sie besonders?
Marx: Da gibt es viele, die wichtig sind, aber ich möchte eine in den Vordergrund stellen: lösungsorientiertes Denken! Es ist so wichtig, dass man in einer schwierigen Situation nicht versinkt, sondern das Problem eingrenzt und ganz klar die nächsten Schritte definiert, die zum gewünschten Ergebnis führen. Verlässlichkeit und Selbstverantwortlichkeit sind damit ganz wesentliche Eigenschaften meiner Mitarbeiter.
CW: Die Komplexität im Security-Geschäft steigt. Laufend kommen neue Technologien und Einsatzszenarien hinzu. Wie halten Sie sich und Ihre Mitarbeiter auf dem neusten Stand?
Marx: Bei Proofpoint haben wir das Glück, dass wir aus einer wirklich grossen Zahl an Trainings auswählen können. Es geht also auch hier wieder um die Priorisierung, welches Training mit welchem Schwerpunkt ist wann die beste Vorbereitung für kommende Aufgaben.
CW: Inwieweit spüren Sie den Fachkräftemangel in der ICT und was unternehmen Sie dagegen?
Marx: In der täglichen Kommunikation mit Kunden und Vertriebspartnern höre ich oft die Frage: «Wir sind auf Mitarbeitersuche, kennst du jemanden?» Das heisst: Ja, das Thema ist präsent. Als Unternehmen unterstützen wir verschiedene Ausbildungsprojekte unter anderem an Fachhochschulen. Ich persönlich engagiere mich bei Womanin-ICT-Projekten, um den jungen Damen mehr Mut zu machen, eine Karriere in der IT-Branche anzustreben.
CW: Wie fördern Sie Diversität im Unternehmen? Wie hoch ist der Anteil weiblicher Fachkräfte und von über 50-Jährigen bei Proofpoint?
Marx: Für Proofpoint ist das ein wichtiges Thema. Der Anteil weiblicher Angestellter beträgt bei uns um die 25 Prozent und das gilt für fast alle Hierarchie-Ebenen. Im Board of Directors ist der Anteil mit 33 Prozent sogar noch höher. Und das war bei Proofpoint bereits der Fall, lange bevor der US-amerikanische Bundesstaat Kalifornien die entsprechende Auflage gemacht hat. Im dortigen Sunnyvale hat Proofpoint seinen Hauptsitz. Weiter zur Diversität: Das Durchschnittsalter unserer Angestellten weltweit liegt bei ca. 41 Jahren.
CW: Wer viel arbeitet, braucht viel Energie. Wie lautet Ihr Restaurant-Tipp für das Mittagessen?
Marx: Da habe ich gar keinen speziellen Tipp, am liebsten esse ich zu Mittag schlicht Suppe und Salat. Abends liebe ich italienisches Essen. Da gibt es so viele grossartige Restaurants in der Schweiz und in Österreich.
CW: Wie laden Sie Ihre Batterien wieder auf?
Marx: Am besten lade ich meine Batterien in der Natur auf. Beim Waldspaziergang, Joggen oder bei der Gartenarbeit sind die Akkus im Nu wieder voll. Gerne beschäftige ich mich auch mit Ölmalerei.
CW: Kommen Ihnen dann in der entspannten und kreativen Atmosphäre auch neue Ideen?
Marx: Permanent! Mit frischem Wind kommen auch wieder frische Ideen und manche Problemchen lösen sich manchmal sogar in Luft auf. Man sollte wirklich immer bewusst auf Ausgleich zur Schreibtischarbeit achten, auch wenn es im täglichen Business nicht immer ganz leicht ist.
CW: Welches ist Ihr nächstes Projekt?
Marx: Ganz klar: Der Ausbau des Alps-Teams, um damit zum weltweiten Erfolg auch mit Erfolgen in der Schweiz und Österreich beitragen zu können.
Zur Person
Irene Marx
leitet als Country Manager bei Proofpoint das Tagesgeschäft in der Schweiz und Österreich. Sie bringt in ihren Job mehr als 20 Jahre Erfahrung aus der IT- und Cybersecurity-Branche mit ein. Bevor Marx im Juni 2020 zu Proofpoint kam, hatte sie leitende Positionen bei Zscaler und Fortinet inne. Nebenbei malt sie und organisiert auch Vernissagen.


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