Im Office von Florian Köppli 07.05.2021, 08:50 Uhr

«Ich lerne am liebsten von unseren Kunden»

Florian Köppli hofft, dass reale Kontakte schon bald wieder möglich sind
(Quelle: Nutanix)
Computerworld: Wie starten Sie in den Tag?
Florian Köppli: Zuerst mache ich mir einen Kaffee und dazu schaue ich mir online News an. Danach lese ich die E-Mails, welche in der Nacht verschickt wurden. Anschliessend gehe ich mental durch meinen Tagesablauf, um die wichtigsten Punkte, die ich erledigen möchte, zu visualisieren. Oftmals läutet dann aber auch schon das Telefon.
CW: Büro oder Home Office – wo arbeiten Sie lieber?
Köppli: Seit ich nur noch Home Office mache, vermisse ich das Büro schon. Aber ich habe mich mittlerweile gut an ausschliessliches Arbeiten im Home Office gewöhnt.
CW: Arbeiten Sie zu Hause im dafür eingerichteten Einzelbüro oder frei im Haus, also im Open Space?
Köppli: Wir haben auch zu Hause einen Open Space.
CW: Wie planen Sie Ihren Tag?
Köppli: Ich habe eine relativ grosse Anzahl von wiederkehrenden Meetings in meiner Agenda. Die eigentliche Kunst der Planung liegt darin, rund um die bestehenden Termine zu jonglieren. Auch versuche ich, Zeiten für Unvorher­gesehenes zu reservieren.
CW: Welche Tools und Apps sind essenziell für Ihren Job?
Köppli: Hauptsächlich meine Mails, Zoom, Salesforce, Fore­casting-Tools und MS Office.
CW: Auf welche Technik warten Sie noch? Was fehlt Ihnen im beruflichen Alltag?
Köppli: Ich glaube, wir haben alle Tools, die es benötigt. Was mir wirklich fehlt, ist wieder mit unseren Kunden, Partnern und Arbeitskollegen zusammenzukommen.
CW: Welches ist Ihr bevorzugter Kommunikationskanal?
Köppli: Ich bin ganz klar eher der Mensch, der das Telefon in die Hand nimmt. Aber natürlich ist E-Mail der meist­verwendete Kommunikationskanal.
CW: An wie vielen Meetings nehmen Sie teil pro Woche?
Köppli: Letzte Woche hatte ich 21 Meetings im Kalender. Dazu kommen noch unzählige Telefonate jeden Tag.
CW: Wie viele davon halten Sie selbst?
Köppli: Von den erwähnten 21 Meetings habe ich zwölf organisiert und entsprechend eingeladen.
CW: Die grösste Herausforderung in Ihrem Job?
Köppli: Die grösste Herausforderung in meiner Arbeit sehe ich darin, das Kurz-, Mittel- und Langfristige zu unterscheiden und allem seinen Stellenwert einzuräumen. Dies bedeutet auch, dass man innerhalb eines Tages oft sehr unterschiedliche Themen bearbeiten muss, ohne den Faden zu verlieren.

Produktivitätskiller, Arbeitsmotto und der Einfluss der Pandemie

CW: Zu welcher Musik arbeiten Sie am besten?
Köppli: Zum Arbeiten habe ich am liebsten Ruhe. So kann ich mich besser konzentrieren.
CW: Was stört Sie sonst beim Arbeiten? Gibt es Produktivitätskiller und wie vermeiden Sie diese?
Köppli: Wie in vielen Unternehmen haben wir unterschiedlichste Kommunikationskanäle. E-Mail, Telefon, Chat, Zoom, Slack – um einige zu nennen. Es ist meiner Ansicht nach ein fragiles Gleichgewicht zwischen zu viel und zu wenig Kommunikation. Wenn man etwas Kreatives oder Strategisches in Angriff nehmen will, können diese Tools schon Produktivitätskiller sein.
CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Köppli: Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass wir in einer gut bezahlten Branche sind, wo ein hoher Grad an Entrepreneurship von den Mitarbeitern erwartet werden kann. Daher vertraue ich meinen Mitarbeitern, gebe ihnen auch viele Freiheiten – aber ich habe auch hohe Erwartungen an sie. Gerne helfe ich im Vertrieb aber auch aktiv mit und setze auf Teamwork.
CW: Wie lautet Ihr Arbeitsmotto?
Köppli: «Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist» von Henry Ford. Dieses Motto passt glaube ich ganz gut zu unserer Branche. Wir müssen alles immer wieder hinterfragen, sonst gibt es keine Innovation.
CW: Auf welche drei Eigenschaften achten Sie besonders bei Ihren Mitarbeitenden?
Köppli: Mir sind besonders Ehrlichkeit, Selbstständigkeit und Neugier wichtig.
CW: Wie beeinflusst die Pandemie Ihr Business?
Köppli: Das Business hat sich nicht negativ verändert, aber es ist weniger planbar. Wir beobachten auch mehr Projekte, die im Zusammenhang mit digitalen Arbeitsplätzen stehen. Im Allgemeinen hat die Wirtschaft verstanden, dass die digitale Transformation heute an Wichtigkeit gewonnen hat. Unsere Branche beeinflusst dies natürlich positiv, aber letztlich sind wir von der Gesundheit der Gesamtwirtschaft abhängig.
CW: Und wie haben Sie Ihre tägliche Arbeit mit dem Team an die Pandemie-Lage angepasst?
Köppli: Natürlich haben wir auf Videokonferenzen um­geschaltet wie viele andere Unternehmen. Doch fehlt uns allen der reale Kontakt untereinander. Es braucht hier auch viel Verständnis für die individuelle persönliche Situation der Mitarbeiter.
CW: Wie fördern Sie Diversität im Unternehmen? Wie hoch ist der Anteil weiblicher Fachkräfte und von über 50-Jährigen bei Nutanix?
Köppli: Mir persönlich ist Diversität sehr wichtig und ich sehe Frauen in unserer Branche als eine Bereicherung. Leider gibt es nicht sehr viele Frauen in der Informatikbranche und insbesondere nicht viele weibliche Ingenieure. Wir haben aber rund 20 Prozent Frauen in der Schweiz und ca. 40 Prozent der Belegschaft ist älter als 50 Jahre.

Tipps für Leadership aus dem Home Office

CW: Wer viel arbeitet, braucht viel Energie. Wie lautet Ihr Restaurant- beziehungsweise Take-away-Tipp?
Köppli: Momentan habe ich keine Tipps dafür. Aber ich esse sehr gerne und mir ist vor allem Abwechslung wichtig. Übrigens: Meine Kollegen wissen, dass ich unangenehm werde, wenn ich Hunger habe.
CW: Wie fahren Sie nach der Arbeit runter?
Köppli: Meist reicht es mir, wenn ich einfach 30 Minuten abschalten kann, indem ich Radio höre oder etwas lese. Im Sommer mache ich auch gerne etwas im Garten.
CW: Wann gehen Sie schlafen?
Köppli: Ich gehe normalerweise gegen Mitternacht schlafen. Ich bin eher ein Nachtmensch.
CW: Wie laden Sie Ihre Batterien auf? Gehen Sie bestimmten Sportarten und Hobbys nach?
Köppli: Körperliche Betätigung jeglicher Art hilft mir, meine Batterien aufzuladen. Daneben tanke ich auch Energie beim geselligen Zusammensein mit Freunden. In der aktuellen Situation natürlich nicht, aber ich hoffe, dass das schon bald wieder möglich sein wird.
CW: Wann oder wo haben Sie die besten Ideen?
Köppli: Wenn ich ab und zu im Wald am Joggen bin, kommen mir oftmals gute Ideen. Das zeigt auch, dass man eine gewisse Distanz von den täglichen Routinen braucht, um neue Ideen zu haben.
CW: Von welchen Websites, Blogs oder Printtiteln holen Sie sich Fachinformationen für den Job?
Köppli: Ich schaue mir viele Websites an – auch die Computerworld. Am liebsten hole ich mir aber Informationen aus den Gesprächen mit Kunden und unserem Eco-System.
CW: Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Oder haben Sie einen Buchtipp?
Köppli: Ich bin ein Fan von Philip Kerr und habe alle seine Bücher gelesen. Momentan lese ich «L’anomalie» von Hervé Le Tellier, das ich sehr empfehlen kann.
CW: Was ist Ihr Erfolgsrezept für Leadership aus dem Home Office?
Köppli: Ich glaube, es gibt kein allgemeines Erfolgsrezept. Die Situation ändert sich laufend. Während anfänglich Zoom-Apéros oder -Kaffees noch sehr geschätzt wurden, haben viele nun genug davon. Grundsätzlich ist es wichtig, den Kontakt mit allen zu halten und auch auf die indivi­duellen Bedürfnisse und Sorgen einzugehen. Die Situation eines Mitarbeiters, der Single ist, oder die einer Mutter mit zwei Kindern, die Aufmerksamkeit brauchen und Lärm machen, ist nicht dieselbe.
CW: Wie sieht Ihr nächstes Projekt aus?
Köppli: Ich wünsche mir, nach dieser ganzen Covid-Krise für drei bis vier Wochen auf eine Reise zu gehen. Wohin, weiss ich noch nicht, aber ich möchte wieder einmal mehr als zehn Tage abschalten.
Zur Person
Florian Köppli
leitet Nutanix Schweiz seit über sechs Jahren. Nutanix ist Pionier im Bereich der hyperkonvergenten Infrastrukturlösungen und heute insbesondere spezia­lisiert auf Management-Software für Cloud-Umgebungen. Kunden weltweit nutzen die Software von Nutanix, um von einer zentralen Plattform aus jede App in privaten und hybriden sowie in Multi-Cloud-Umgebungen zu verwalten und zu skalieren. Vor seiner Zeit bei Nutanix war Köppli bei VMware und Dell tätig. In seinem Studium des Elektroingenieurs­wesens an der Uni Freiburg hat er sich auf Telekommunikation spezialisiert. Der Privatmann Köppli lebt am Genfersee. Im Sommer ist er gerne auf seinem Stand-up-Paddle unterwegs oder macht eine kleine Tour auf seiner Harley. Er mag die Natur, reisen, lesen und gemüt­liches Zusammensein.



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