Auf einen Kaffee mit Claudio Hintermann
03.11.2021, 07:50 Uhr

«An IT fasziniert mich, wenn sie funktioniert»

1985 hat Claudio Hintermann mit Studienkollegen das Software-Unternehmen Abacus Research ge­­grün­det, dessen CEO und Chefstratege er bis heute ist. Zum Kaffee spricht er über Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und seine Vorbehalte gegenüber sozialen Netzen.
Claudio Hintermann, CEO und Gründer von Abacus Research
(Quelle: Abacus Research)
Computerworld: Um die digitale Transformation zum Erfolg zu führen, braucht es 
Claudio Hintermann: Bestimmt kein Papier mehr ;-) Dafür die Blockchain … ;-)
Spass beiseite: Es braucht einerseits ein Umdenken in den Köpfen des Managements, damit über Jahrzehnte eingefahrene Prozesse hinterfragt werden, und andererseits entsprechende Software-Tools, welche die Komplexität aus den Prozessen herausnehmen. Digitalisierung bedeutet nicht PDF. Es ist nicht die digitale Umsetzung von Papier. Es ist die Umsetzung von Prozessen, wie wenn Papier niemals erfunden worden wäre.
CW: Sie sind Gründer und Mitinhaber eines Software-Anbieters. Am Top-Thema künstliche Intelligenz fas­ziniert Sie besonders 
Hintermann: Dass die künstliche Intelligenz in gewisser Hinsicht intelligenter ist als der Mensch. Sie kann auf bestimmten Gebieten viel genauer und schneller die richtigen Rückschlüsse ziehen.
CW: An künstlicher Intelligenz nervt (noch) 
Hintermann: Dass sie nur ganz gezielt funktioniert und kein Allerheilmittel ist. Die künstliche Intelligenz ist dort am besten, wo die Gesetze der Natur oder der Mathematik die Grundlage sind. Sie ist dort am schwächsten, wo der Mensch unlogische oder auch durch die Zeit entstandene Prozesse geschaffen hat.
CW: Darum kommen Sie morgens gerne ins Büro 
Hintermann: Weil ich zu Hause nicht viel zu sagen habe.
CW: Wenn Sie nicht bei Ihrer jetzigen Firma arbeiten würden, käme folgender Job infrage 
Hintermann: Dann wäre ich gerne Lehrer geworden, was ich als junger Student auch schon mal gemacht hatte.
CW: Mit dieser berühmten Person würden Sie sich gerne einmal unterhalten 
Hintermann: Am liebsten mit Steve «Woz», dem Mitgründer von Apple. Wozniak war der Konstrukteur des damals revolutionären Apple I. Sein Lebensmotto «Don’t worry, be happy» und sein spezieller «Sense of humor», der sich anscheinend immer mal wieder in kleinen Spässchen zeigt, gäben sicherlich mehr als genügend Stoff für eine abendfüllende Unterhaltung.
CW: Ihre grösste Tugend 
Hintermann: Unter Tugend versteht man ja eine hervor­ragende Eigenschaft. Solche habe ich leider keine. Ich bin wie eine Ente: Ich «latsche» ein bisschen, aber nicht gut und nicht schnell. Ich schwimme, aber andere können es besser. Ich fliege, aber nicht sehr hoch und nicht sehr schnell …
CW: Ihr grösstes Laster 
Hintermann: Da habe ich die Qual der Wahl, denn die Auswahl ist zu gross und würde den Umfang dieser Publikation sprengen. Meine Frau würde sicherlich auf Abacus tippen …
CW: Ihr Lieblingsessen 
Hintermann: Agnolotti al Plin, zubereitet von unserem Chefkoch Martin.
CW: An der Bar bestellen Sie 
Hintermann: Einen Tequila Clase Azul. Habe noch nie jemanden getroffen, der diesen Tequila nicht mochte.
CW: In diesen Social Networks sind Sie unterwegs 
Hintermann: Nur auf LinkedIn. Bin wirklich kein «Networker». Früher war Schreiben eine Kunst; heute ist «Posten» ein Weg, seine Unkenntnis nicht nur wenigen, sondern allen und für die Ewigkeit zur Verfügung zu stellen. Wie schon der berühmte Linguist Noam Chomsky schrieb: «Mit der Banalisierung von Inhalt bauen wir eine Welt, die auf Mittelmässigkeit basiert.»
CW: Zuletzt verblüfft hat Sie 
Hintermann: Unser Entwicklungsteam für die DeepBox mit coolen Ideen, wie man etwas viel besser, als von mir selbst vorgeschlagen, umsetzen könnte.
CW: Ihr Tipp für eine Auszeit 
Hintermann: Am liebsten Tulum, mit einem Tequila im Glas (oder auch zwei), oder auch Pemba, das noch so ist wie Sansibar vor 30 Jahren.
CW: Diesen Film haben Sie zuletzt gesehen 
Hintermann: Eleonora Coppolas Film «Paris can wait». Er war so handlungsarm wie der Film «Der Pate» ihres Mannes Francis Ford Coppola actionreich.
CW: An IT fasziniert Sie 
Hintermann: Wenn sie funktioniert.
Zur Person
Claudio Hintermann
hat 1985 mit Studienkollegen das Software-Unternehmen Abacus Research ge­­grün­det, dessen CEO und Chefstratege er bis heute ist. Er wurde in einer Auslandschweizerfamilie geboren und verbrachte die ersten elf Jahre in Italien. Nach dem Gymnasium studierte er an der Universität St. Gallen Betriebs­wirt­schaft. Parallel program­mierten er und Eliano Ramelli die erste Finanz­buchhaltungs-Software. Claudio Hintermann in­teressieren neben seiner Familie und seinen Mit­arbei­tenden die Archi­tektur, die Literatur, das Reisen und kulinarische Ent­deckungen.  www.abacus.ch



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