16.11.2011, 09:56 Uhr

Salman Rushdie gewinnt gegen Facebook

Facebook hatte Salman Rushdie kurzerhand das Konto gesperrt. Begründung: der Autor sei unter seinem Künstlernamen in dem sozialen Netz, nicht unter seinem bürgerlichen Namen.
Salman Rushdie darf nun auch auf Facebook so heissen.
Nicht jeder weiss, dass Salman Rushdie eigentlich Ahmed heisst. Deshalb fühlte sich der Autor auf den Schlips getreten, als Facebook ihn zwingen wollte, sein Profil auf seinen Taufnamen umzuschreiben. Rushdie machte seinem Ärger daraufhin via Twitter Luft. Schon zwei Stunden später lenkte Facebook ein. «Sie haben ihre Meinung sehr schnell geändert. Das weist darauf hin, dass sie ihre eigene Entscheidung angezweifelt haben. Ausserdem kann sich auch Facebook keine grossflächige Negativpropaganda leisten», sagt Social-Media-Consulting-Inhaber Günter Jaritz.

Pass als Bestätigung

Der Name Ahmed taucht in Rushdies Leben eigentlich nur in seinem Reisepass auf. Ansonsten kennt ihn die ganze Welt als Salman. Als Facebook die Echtheit von Rushdies Profil anzweifelte und dieses deshalb deaktivierte, schickte Rushdie eine Kopie seines Reisepasses an das soziale Netzwerk. Daraufhin wurde das Profil unter dem Namen Ahmed Rushdie wieder freigeschaltet. Das schmeckte dem Autor der «Satanischen Verse» überhaupt nicht, weshalb er seine teuflischen Schreibkünste bei Twitter einsetzte, um die Öffentlichkeit zu informieren. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Der Fall heizt laufende Debatte über Anonymität im Internet an Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Zwei Stunden und mehrere Beschimpfungen später gab Facebook auf und stellte das ursprüngliche Profil wieder her. Damit weicht Facebook von der Maxime ab, dass sich alle Nutzer mit echtem Namen anmelden müssen. «Eigentlich sollte gleiches Recht für alle gelten. Im Falle von Prominenten kann Facebook aber durchaus argumentieren, dass es sich bei deren Namen um eine Marke handelt, die es zu schützen gilt. Viele bekannte Persönlichkeiten verwenden nicht den Namen der in ihren Reisedokumenten steht», so Jaritz.

Grosse Debatte

Die Debatte um den Zwang zum echten Namen wird nicht nur bei Facebook heftig geführt. Die Anonymität im Internet ist vielen Gruppierungen ein Dorn im Auge. «Bei Leuten, die anonym im Netz unterwegs sind, ist die Hemmschwelle, beleidigende oder in die Irre führende Wertungen und Kommentare abzugeben, gering. Auf der anderen Seite sehen viele Menschen die Anonymität im Internet als Teil ihrer Privatsphäre», fasst Jaritz die Diskussion zusammen. Einen Klarnamenzwang allgemein durchzusetzen ist beinahe unmöglich. «Wenn zum Beispiel Facebook von jedem eine Passkopie will, dann stirbt das Medium. Zumindest würde es eine ganz andere Klientel anziehen. Der eigentliche Social-Media-Gedanke ginge so verloren», so Jaritz. (www.pressetext.com)



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