Dextra Rechtsschutz und sum cumo Sapiens 17.01.2022, 06:11 Uhr

«Auch digital lässt sich nicht alles automatisieren»

Die digitale Rechtsschutzversicherung Dextra ist ein Erfolgsmodell. CEO Beat Riniker, der neue CTO Cyril Perrig und Ingolf Putzbach vom IT-Partner sum cumo Sapiens berichten vom gemeinsamen Wachstum und den aktuellen Herausforderungen als IT-getriebener Versicherer.

Ingolf Putzbach von sum cumo Sapiens mit Beat Riniker und Cyril Perrig von Dextra Rechtsschutz (v. l.)
(Quelle: Stefan Walter)
Die Rechtsschutzversicherung Dextra mit Sitz in Zürich-Altstetten ist seit der Gründung praktisch vollständig digitalisiert. Das Unternehmen kann so deutlich schneller neue Produkte lancieren oder auf Heraus­forderungen wie die aktuelle Corona-Krise reagieren. Von Anfang an wurde Dextra vom strategischen IT-Partner sum cumo Sapiens begleitet. Co-Geschäftsführer Ingolf Putzbach blickt mit Dextra-CEO Beat Riniker auf das gemeinsame Wachstum zurück und diskutiert mit dem neuen Dextra-CTO Cyril Perrig über Chancen und Herausforderungen der digitalen Versicherungswelt.
Computerworld: Schon bei der Gründung hatte Dextra das Alleinstellungsmerkmal «moderne IT». Wie sah 2012 eine «moderne IT» aus?
Ingolf Putzbach: Dextra besass bei der Gründung noch überschaubare finanzielle Mittel. Es galt also, eine IT-Lösung zu entwickeln, die das Budget nicht sprengte und gleichzeitig den Anwendungsfall Rechtsschutzversicherung optimal abbildete. Hinzu kam noch, dass Dextra die erste Versicherung überhaupt werden sollte, die rein digital verkauft. Eine solche Software war nicht von der Stange zu haben.
Im Unterschied zu den klassischen Versicherungs­anwendungen sollte die neue Lösung ein Frontend besitzen, über das die Policen online vertrieben werden. Weiter war ein Web-­Portal notwendig, in dem der Versicherungsnehmer im ­Service- und insbesondere im Leistungsfall direkt bedient werden kann.
Die Anforderungen an die IT haben wir mit Dextra ­damals gemeinsam definiert. sum cumo war ebenfalls noch sehr jung. Mit Dextra als erstem Versicherungskunden ent­wickelten auch wir uns weiter. Wir programmierten zwar eine Individual-Software speziell für Dextra, die dann aber auch für andere Versicherungsfälle verwendet werden konnte.
CW: Hätten Sie mit der Software auch eine Rechtsschutzversicherung für den deutschen oder einen anderen Markt programmieren können?
Putzbach: Durchaus. Zwar unterscheidet sich das Geschäftsmodell einer Rechtsschutzversicherung in der Schweiz von dem in Deutschland. Die Software war und ist aber flexibel genug, um den Unterschied abbilden zu können. Heute würde man allerdings die Plattform so nicht mehr nutzen.
CW: Warum würden Sie heute eine andere Lösung oder Technologie ­wählen?
Putzbach: Wenn wir heute noch einmal starten würden, wäre die Ausgangslage eine komplett andere. Denn es gab in der IT grosse Fortschritte, die sich damals noch nicht abgezeichnet haben – ich denke nur an die Modularität und die offenen Schnittstellen. Beides war in der ersten Version der Dextra-Lösung noch nicht so vorhanden. Mittlerweile haben wir die Software allerdings grösstmöglich nach diesen Prinzipien weiterentwickelt.
CW: Gibt es noch Komponenten aus den Anfangszeiten?
Putzbach: Ja, es gibt eine Legacy, um das böse Wort zu verwenden. Ein Grossteil der Plattform ist inzwischen erneuert worden, aber einzelne Komponenten laufen un­verändert seit fast zehn Jahren. Erst mit dem zweiten und dem dritten Versicherungskunden hat sum cumo auch die Architektur gewechselt. Die Individualentwicklung wurde abgelöst durch Produkte, die nun von den Kunden beliebig kombiniert werden können.
Dextra hatte das Pech, dass sie der erste Kunde war. Für sie wurde alles neu geschrieben. Der neue Produktansatz eröffnet jetzt aber auch für Dextra die Chance, dass die Legacy über kurz oder lang ebenfalls durch Produkte ab­gelöst und ersetzt werden kann.
Info
Zu den Gesprächspartnern
Beat Riniker amtet seit September als CEO von Dextra Rechtsschutz. Zuvor war er 15 Jahre bei der Versicherung Protekta beschäftigt, zuletzt als Leiter Recht und Leistungen. Der Rechts­anwalt studierte Jura an den Universitäten Bern und Sheffield und absolvierte eine Fortbildung im Versicherungswesen an der Hochschule St. Gallen.
Cyril Perrig bekleidet seit Juni die Position des CTO bei Dextra Rechtsschutz. Er wechselte aus der gleichen Position beim Treuekarten- und Deal-Anbieter poinz, bei dem er über drei Jahre tätig war. Frühere Karriere­stationen Perrigs waren Leitungspositionen bei Swisscom und Zühlke. Er absolvierte ein Informatikstudium an der ETH Zürich und der Universität im schwedischen Lund. Weiter hält Perrig einen Executive MBA von der Hochschule für Wirtschaft Zürich.
Ingolf Putzbach ist seit Juli 2016 der Co-Geschäftsführer von sum cumo Sapiens. Zuvor war er Leiter der Versicherung Die Bayerische, Gründer des Beratungsunternehmens Arkwright Consul-ting und Deutschland-Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Halogen. Putzbach hält ein Diplom als Wirtschaftsingenieur von der Technischen Universität Hamburg.



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