28.02.2008, 14:37 Uhr

Zielgenau

Die neuen Navigationsgeräte fürs Auto verbessern dank Breitbildformat den Fahrkomfort. Wir testen sechs aktuelle Modelle.
Gross, chic, vollgepackt mit Technik: Garmins Nüvi 760 TFM gewinnt den Vergleichstest, weil der 899 Franken teure Luxuslotse fehlerfrei arbeitet und die beste Ausstattung bietet. Ausser der TMC-Stauwarnung und einer Freisprecheinrichtung spendiert Garmin dem Pfadfinder mit «Text to Speech» eine Funktion, die Strassennamen ausspricht und für mehr Übersicht in Städten sorgt. Vorbildlich ist die Navigation: Das Hauptmenü wirkt ordentlich, die Touchscreen-Tasten sind genügend gross für dicke Finger. Schön sind die Routenprofile für Motorrad- und Velofahrer sowie für Fussgänger mit Höhenmeterangabe. Fazit: Am Testsieger Garmin Nüvi 760 TFM führt kein Weg vorbei.
Das Studieren von unübersicht-lichen Strassenkarten wird mit Navigationsgeräten überflüssig. Die Reisebegleiter lassen sich schnell im Auto installieren, bieten eine einfache Bedienung und nützliche Zusatzfunktionen wie Stauwarnungen und Musikplayer.
Wir haben sechs neue Geräte fürs Auto getestet. Mit dabei sind Beckers Traffic Assist 7827 TMC, Falks F5, Garmins Nüvi 760 TFM, JVCs KV-PX70, Navigons 7100 und TomToms Go 720 T. Am wenigsten kosten Beckers Traffic Assist 7827 TMC und Falks F5. Sie gibts ab rund 460 Franken. Am teuersten fahren Sie mit Garmins Nüvi 760 TFM, das 899 Franken kostet.

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Was bei LCD-Monitoren schon länger Einzug gehalten hat, sorgt nun auch bei den Navigationsgeräten für mehr Übersicht: Displays im 16:9-Breitbildformat. Im Vergleich zum klassischen 4:3-Format mit seinen 320 x 240 Bildpunkten ist die Anzeigefläche bei den 16:9-Modellen mit 480 x 272 Bildpunkten um knapp 60 Prozent grösser. Bei allen Test-geräten beträgt die Display-Breite 4,3 Zoll (Diagonale: ca. 10,9 cm).
Die grössere Anzeigefläche wird besonders geschickt von TomToms Go 720 T genutzt. Im Vergleich zu Vorgängervarianten wie dem TomTom One II zeigt das Display nicht nur die Restfahrzeit an, sondern weist den Autofahrer auch auf Verkehrsprobleme, Baustellen etc. hin.

Obacht beim Einbau

Die Befestigung des Navigationsgeräts an der Windschutzscheibe ist schnell erledigt. Es wird mit einer Saugnapfhalterung per Klickmechanismus verriegelt und danach direkt an der Scheibe angebracht. Falks F5 setzt auf ein Magnetsystem. Damit kann das F5 schneller als alle anderen Testgeräte an der Halterung andocken oder davon gelöst werden.
Achten Sie darauf, dass Sie das Navigationsgerät am seitlichen oder unteren Rand der Windschutzscheibe platzieren und nicht mittig. Sonst riskieren Sie eine Busse. Beim Einbau sollten Anwender sorgfältig vorgehen. Bei einem Unfall kann sich das Navigationsgerät durch die Wucht des Aufpralls von der Windschutzscheibe lösen und durchs Auto fliegen.
Für die Stromversorgung muss der Lotse über ein Kabel mit dem Zigarettenanzünder verbunden werden. Um den TMC-Dienst zu verwenden, stecken Sie die Antenne am Navi ein und verlegen sie an der Windschutzscheibe. Bei Navigons 7100 ist das TMC-Modul und die Antenne integriert.

Übersichtliche Bedienung

Alle sechs Hersteller bemühen sich um eine intuitive Bedienung und eine leicht verständliche, eindeutige Strassenführung. Mit Bravour lösen dieses Pflichtprogramm der Testsieger Garmin Nüvi 760 TFM, der Preis-Leistungs-Tipp Falk F5 sowie TomToms Go 720 T. So ist etwa der Lautstärkeregler bei diesen Geräten nach zwei Touchscreen-Berührungen erreichbar.
Zu träge reagiert hingegen der Touchscreen von Navigons 7100. Zwar liegt dem Navi auch ein Stift bei, aber wer hat schon während des Autofahrens die Zeit, das Gerät damit zu bedienen.
Das grosse Plus der Breitbildlotsen ist die übersichtliche Streckendarstellung. Alle Testkandidaten verfügen über einen 2D- und einen 3D-Modus. Zusätzlich hilft ein Fahrspurassistent, bei unübersichtlichen Kreuzungen die richtige Spur zuzuweisen.
Navigons 7100 wartet zudem mit einer gelungenen Neuerung auf, der sogenannten «Reality View». Dabei wird die Route aus Sicht des Autofahrers dargestellt. Auch Beckers Traffic Assist 7827 TMC bietet einen solchen Fahrermodus für komplexe Abzweigungen an.

Gute Führung

Ist das Navigationsgerät eingeschaltet, sucht dieses automatisch das GPS-Signal. Mindestens vier Satelliten werden für die genaue Positionsbestimmung benötigt. Wie gut ein Gerät leitet, hängt hauptsächlich von der Aktualität des Kartenmaterials ab. Unterschiede konnten wir aber auch beim GPS-Erstempfang, der Dauer für eine Streckenberechnung (innerhalb einer Stadt, von Stadt zu Stadt und von Land zu Land) sowie bei der Signalqualität während der Fahrt ausmachen. Das beste Gesamtergebnis erreichte Garmins Nüvi 760 TFM, gefolgt von TomToms Go 720 T und Navigons 7100.
Garmins Lotse berechnete innert acht Sekunden eine Strecke in Zürich komplett und tadellos. Für die Strecke Zürich-Basel brauchte er nur vier Sekunden länger. Die Berechnung Zürich-Rickenbach (D) erfolgte in 18 Sekunden.

Karten: teuer wie Benzin

Das wertvollste Zubehör von Navigationsgeräten ist das Kartenmaterial. Die beiden grössten Anbieter sind Navteq und Teleatlas. Die Gerätehersteller verkaufen ihre Lotsen immer in verschiedenen Länderkonfigurationen. Viel fürs Geld bietet JVCs KV-PX70, das Strassenmaterial für 42 Länder zur Verfügung stellt.
Am gängigsten sind Geräte für die D/A/CH-Region (für Deutschland, Österreich und die Schweiz). Gegen einen Aufpreis von rund 100 Franken kann der Autofahrer das gleiche Navi mit Europakarten kaufen. Happig wirds, wenn ein spezieller Nachkauf fällig wird. Ein Karten-Upgrade schlägt mit etwa 150 bis 200 Franken zu Buche - je nachdem, ob Sie die Strassenkarten auf einer DVD oder einer Speicherkarte kaufen. Die Faustregel: Sind Sie bei der Auswahl unschlüssig, greifen Sie am besten zum Modell mit grösserer Länderabdeckung.
Während Mittel- und Westeuropa nahezu optimal erschlossen sind, finden sich in Osteuropa und dem Baltikum grössere, weisse Flecken. So geben die beiden Kartenhersteller Navteq und Teleatlas für Länder wie Bulgarien, Polen, Ungarn oder die Slowakei eine durchschnittliche Abdeckung von 51 Prozent an. Das Strassennetz von Kroatien wird aktuell zu etwa 60 Prozent abgedeckt. Vor einer Osteuropareise sollten Sie deshalb auf jeden Fall eine Strassenkarte einpacken.
Das Aktualisieren der Karten hat TomTom besonders gut gelöst: Kunden speichern mit der «Map Share»-Funktion aktuelle Strassenverhältnisse während der Fahrt und senden diese Informationen an TomTom. Nach Prüfung stellt der Hersteller allen Kunden die aktualisierte Strecke kostenlos via Internet-download zur Verfügung.
Navigons 7100 und Garmins Nüvi 760 TFM bieten dafür einen «Cityguide» für Städte an, damit der Lenker sich schon auf der Fahrt über Wissenswertes informieren kann.

Vollgas bei der Ausstattung

Zur Grundausstattung aller sechs Testkandidaten gehört die TMC-Funktion. Diese informiert über Staus auf der Strecke. Multimediafunktionen wie ein MP3-Player oder ein Bildbetrachter bieten die Modelle Becker Traffic Assist 7827 TMC, Garmin Nüvi 760 TFM und TomTom Go 720 T. Videos können nur Beckers Traffic Assist 7827 TMC und JVCs KV-PX70 wiedergeben.
Garmins Nüvi 760 TFM und TomToms Go 720 T warten dafür mit einem Transmitter auf, der Songs per Funk an das UKW-Autoradio überträgt. Im Test hat dies in Stadtnähe nicht immer optimal funktioniert. Sobald die gewählte Frequenz von einem Radiosender überlagert wurde, schaltete das Autoradio auf die Station um. TomToms Spracheingabe klappt nur mässig. Im Test mussten wir falsch gedeutete Sprachbefehle manuell korrigieren.
Was bei Falks F5, Garmins Nüvi 760 TFM, JVCs KV-PX70 und TomToms Go 720 T gut gefallen hat, ist die Funktion «Text to Speech». Sie sagt Strassennamen laut an. Falks F5, Garmins Nüvi 760 TFM, TomToms Go 720 T und Beckers Traffic Assist 7827 TMC bieten ausserdem spezielle Routenprofile für Motorrad, Velo oder für Fussgänger. Eine Freisprecheinrichtungist bei allen Modellen ausser bei Falks F5 und bei Beckers Traffic Assist 7827 TMC integriert.

Fazit

Jedes der getesteten Navigationsgeräte bringt Sie sicher und schnell ans Ziel. Testsieger Garmin Nüvi 760 TFM bietet für 899 Franken punkto Streckenberechnung, Ausstattung und Bedienung aber immer ein wenig mehr als die Konkurrenz.
Wer nicht so tief in die Tasche greifen möchte, ist mit Falks F5 gut beraten. Zwar fehlt dem Lotsen eine Freisprecheinrichtung, dafür lenkt er Sie für 480 Franken sehr schnell ans Ziel und bietet tolle Extras.
Fachchinesisch
Transmitter
Ein Transmitter ist ein Minisender, der z.B. in Kombination mit MP3-Playern die gespielte Musik auf eine UKW-Frequenz übertragen kann.
Freisprecheinrichtung
Mit einer Freisprecheinrichtung lassen sich Anrufe via Bluetooth-fähiges Handy bequem per Tastendruck annehmen. Das Telefon muss nicht mehr in der Hand gehalten werden.
TMC
TMC (Traffic Message Channel) wird zur Überwachung von Stauwarnungen verwendet. Das Programm wird von Radiosendern (z.B. DRS 1) parallel zum Programm ausgestrahlt. Navigationsgeräte können das Signal empfangen und die Strecke mit den Stauinformationen neu berechnen.
GPS
Das Global Positioning System (GPS) ist ein satellitengestütztes Ortungssystem zur weltweiten Positionsbestimmung.