Surface Book im Test 02.02.2016, 06:22 Uhr

Angriff auf das MacBook

Wie schlägt sich Microsofts erster Laptop der Firmengeschichte in unserem finalen Test? Kann es auch gegen ein MacBook antreten? Unser ausführlicher Test verräts.
Microsoft bringt am 18. Februar mit dem Surface Book sein erstes Notebook der Firmengeschichte in die Schweiz. Halt mal: Ist es überhaupt ein Notebook? Ist es ein Convertible? Das wird auf den ersten Blick nicht ganz klar. Dachten auch wir, als wir es im November 2015 zum ersten Mal in den USA in den Händen hielten. Auffällig: Man könnte das Surface Book wirklich für einen MacBook-Klon halten. Erst recht, wenn man sich als Anwender ein 13,3-Zoll-MacBook-Pro gewohnt ist. Sogar das aus Magnesium gefräste Gehäuse des 13,5-Zoll-Hybriden fühlt sich mit einem Gesamtgewicht von nur 1,5 Kilo erstaunlich leicht an.

Geschwungenes Scharnier

Aufällig ist das mehrgliedrige Scharnier, das, zugeklappt, seitlich eine keilförmige Talschlucht zwischen Tastatur und Deckel hinterlässt. An seiner dicksten Stelle ist der MacBook-Klon mit 2,3 Zentimetern deutlich dicker als andere Ultrabooks. Das ist zwar in optischer Hinsicht nicht ganz elegant gelöst - das geschwungene Scharnier ist aber sehr ausgeklügelt, zumal es sich Glied für Glied entrollt, sodass der Bildschirm selbst bei grösstmöglichem Aufklappwinkel bis 120 Grad nicht nach hinten kippt. Das 728 Gramm schwere Tablet verankert sich so perfekt in seiner Magnethalterung, ohne beim Tippen nach hinten zu wippen.

Entkopplung auf Kommando

Moment. Da ist noch diese unauffällige Taste neben dem Delete-Knopf, die bei Betätigung den Bildschirm von seiner Halterung befreit. Aus dem Ultrabook wird ein Tablet! Die Sicherung erhält allerdings erst dann das Signal zum Entkoppeln, wenn anspruchsvolle Anwendungen beendet sind. Dies auch, um ausreichend Restladung für den Akku zu garantieren.
Das macht Sinn: Leistungsstärkeren Modellen wie unserem i7-Modell verbaut das Redmonder Unternehmen in der Unterseite eine zusätzliche Nvidia-Grafikeinheit: Ein Bonus für Profis, die z.B. für Adobe Premiere im mobilen Einsatz mehr Leistung benötigen. Leider spendiert Microsoft seinem Hybriden keinen USB-Typ-C-Anschluss. Stattdessen gehören zwei USB-3.0-Anschlüsse, ein 5-Point-Trackpad aus Glas und überdies ein Stift zur Ausstattung. Nächste Seite: Da staunen MacBook-Anwender

Da staunen Mac-Anwender

Mit oder ohne Nvidia-Grafikeinheit: Die hohe Bildschirmauflösung von 3000 x 2000 Pixeln hat sogar für verschmuste MacBook-Retina-Augen etwas Prickelndes. Einmal aufgeklappt, liebkost einen ein sehr farbgewaltiger Bildschirm, der sich übrigens auch rückseitig an die Halterung anbringen lässt. Die hohe Helligkeit und die satten Farben sind überwältigend! Daran gibt es fast nichts zu kritisieren.
Mehr als gewöhnungsbedürftig sind jedoch einige Software-bedingte Bugs. Die Aufhellung vom Standby zum Soforteinsatz setzt zwischendurch um einige Sekunden verzögert ein. Nervig: Ab und zu verharrte der dunkle Bildschirm beim Aufklappen im Standby. Die Fehler sind möglicherweise auf einen schlecht optimierten Intel-Grafik-Treiber zurückzuführen. Diese Mängel sollten aber schleunigst behoben werden.

Hochpräzise Eingabetechnik

Verwendet man den Bildschirm hochkant, lassen sich z.B. PDF-Dateien mit einer zusätzlichen App bearbeiten. Der magnetisch haftende Surface Pen zeugt von sehr guter Verarbeitung. Wie bei anderen Surface-Pro-Modellen öffnet sich auf Knopfdruck am oberen Ende des Stifts die Notizanwendung OneNote. Praktisch: Die Spitze ist zudem austauschbar. Die Druck- und Schreibempfindlichkeit sind der eines richtigen Kugelschreibers sehr authentisch nachempfunden. Allerdings hält man das Tablet zum Schreiben wegen seiner Grösse nicht sehr lange in den Händen. Es sei denn, man bringt den Bildschirm für den «Schossbetrieb» rückseitig an der Halterung an. Zum Aufladen muss der Bildschirm ohnehin wieder ans Dock.
Bei der Eingabetechnik hat Microsoft ganzes Peripherie-Know-how reingelegt. Erfreulich: Sogar das Trackpad bringt endlich ein Mac-ähnliches Präzisions-Feeling in Windows-10-Gefilde. Im Vergleich zu einem MacBook fehlen aber dennoch ein paar Abkürzungstasten, zum Beispiel für die Helligkeitssteuerung. Aber es gibt ja noch den Touchscreen. Dieser reagiert dank der hohen Auflösung sehr genau auf Zoom- und Scroll-Gesten. Nächste Seite: Lüfter, Wärme und Akkuleistung

Kein Spielwunder

Zum Spielen legt sich das Surface Book dann doch nicht so ganz ins Zeug. Aber dazu ist es wohl auch nicht gedacht. Im Vergleich zu einem V 17 Nitro VN7-791G mit einer GTX960M kam der PC Mark 8 Benchmark (im Conventional Run) nur auf 2494 Punkte gegenüber 3197 Punkten des leistungsstärkeren Gaming-Notebooks. Das erstaunt auch nicht ganz. Die Grafikeinheit des Surface Books bewegt sich leistungsmässig im Bereich eines GTX940M-Chips mit spärlichen 1 GB GDDR5-Speicher. Positiv wirkt sich das dennoch auf die Gesamt-Performance aus, die das schlanke Convertible in Leistungsregionen starker Notebooks katapultiert. Im Betrieb startete das Gerät blitzschnell. Abgesehen von den Intel-Treiber-Bugs stürzte manchmal der Chrome-Browser aus unerklärlichen Gründen ab.

Lüfter, Wärme und Akkuleistung

Sehr angetan waren wir von der inexistenten Wärmeentwicklung. Bemerkbar macht sich diese nur rückseitig an der Tablet-Mitte. Die leisen Lüfter drehen nie zu laut auf. Absolute Spitzenklasse ist die Akkulaufzeit. Bei 66 Prozent Bildschirmhelligkeit betrug diese nach dem Powermark-Durchlauf 13,5 Stunden. Das Tablet allein hält dagegen nur knapp 3 Stunden durch. Ebenfalls positiv: In nur knapp 4 Stunden ist das Gerät wieder aufgeladen.

Verfügbarkeit und Preise

Das Surface Book ist unter anderem bereits als US-Version bei Digitec erhältlich. Offiziell in den Handel kommt die CH-Version am 18. Februar. Microsoft bewirbt die Einführung derweil übrigens mit einem interessanten Trade-In-Angebot. Im Fachhandel und im Microsoft Storesind diese Varianten zu folgenden UVP-Preisen bereits vorbestellbar:

! TABELLE !
Einschränkung bei der US-Import-Version: Die Tastatur kommt mit dem US-Layout. Man muss mit ein paar ungewohnten Zeichenpositionen wie Y, Z und Sonderzeichen leben. Die Windows-10-Pro-Lizenz ist mehrsprachig und lässt sich problemlos auf Deutsch umstellen.

Fazit

Das Surface Book von Microsoft ist ein sehr gelungenes, wenn auch etwas teures Convertible. Besonders beeindruckt haben Display, Leistung, Verarbeitung und Akkuleistung. An ein paar Ecken und Kanten muss Microsoft noch feilen, wenn sich das Surface Book denn auch in seinem eigenen Betriebssystem wohlfühlen soll. Wer nicht unbedingt mit zusätzlicher Grafik-Power bestückt sein muss, dürfte sich alternativ auch für das Surface Pro 4 interessieren. Das Testgerät wurde uns freundlicherweise von Digitec zur Verfügung gestellt. Zum Produktsammellink geht es hier.