Wettbewerb 03.09.2021, 14:32 Uhr

Pekings Crackdown lässt Chinas Tech-Riesen schlottern

Chinas Führung hat genug vom «barbarischen Wachstum» seiner Technologie-Konzerne. Neue Regeln setzen die Branche seit Monaten unter Druck. An der Börse geht es steil bergab. Doch vom Volk gibt es auch Zuspruch für Pekings Kampagne.
(Quelle: shutterstock.com/HAMIDAH_SAMUTHARANGKOON)
Chinas Technologie-Konzerne haben es plötzlich eilig, ihr Geld unters Volk zu bringen. Lei Jun, Gründer des Smartphone-Herstellers Xiaomi, übertrug Aktien im Wert von umgerechnet 1,8 Milliarden Euro in eine Stiftung für wohltätige Zwecke.
Der Internet-Händler Pinduoduo kündigte an, 1,3 Milliarden für die Entwicklung der ärmeren ländlichen Regionen Chinas bereitstellen zu wollen. Und der Internet-Gigant Tencent machte umgerechnet 6,5 Milliarden Euro an Spenden locker, während Alibaba gar 13 Milliarden Euro spendete.
Gebetsmühlenartig versichern die Konzerne, dass sie voll und ganz hinter der neusten Kampagne von Staats- und Parteichef Xi Jinping stehen, der «allgemeinen Wohlstand» erreichen will. Die Pekinger Führung hat genug von «irrationaler Kapitalexpansion» und «barbarischem Wachstum». Gemeint sind damit vor allem die privaten Tech-Giganten und ihre reichen Gründer.

Gewaltiger Kurssturz

Über Jahre profitierten die Unternehmen davon, dass Peking sie kaum regulierte. So wuchsen Konzerne wie Alibaba, Tencent und Baidu heran, die ihren US-Vorbildern Amazon, Facebook oder Google das Wasser reichen können.
Doch während die US-Konkurrenten an der Börse weiter neue Höchststände erklimmen, haben Investoren chinesischer Tech-Aktien bisher ein desaströses Jahr erlebt. Mehr als drei Billionen US-Dollar wurden nach Schätzung der US-Bank Goldman Sachs an den Märkten ausgelöscht.
Der Wind begann sich bereits im vergangenen Herbst zu drehen, als zuerst Alibaba-Gründer Jack Ma ins Visier der politischen Führung geriet. Damals hielt der reichste Mann Chinas in Schanghai eine folgenschwere Rede, in der er den von staatlichen Banken dominierten Finanzsektor des Landes als veraltet und rückständig kritisierte.
Der ungewöhnlich forsche Angriff hatte zur Folge, das der Börsengang der Alibaba-Finanztochter Ant Group plötzlich abgeblasen werden musste.
Seitdem nimmt sich Peking einen Sektor nach dem nächsten vor. Getroffen hat es etwa den Essenslieferdienst Meituan. Die Regierung kündigte an, die Regulierung des Marktes für Essenslieferungen drastisch zu verschärfen. So müssen Zusteller künftig wenigstens das örtliche Mindesteinkommen verdienen und versichert werden.



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