Ausbildungslücke wird geschlossen

Frauen vermehrt für ICT-Berufe begeistern

Angesprochen darauf, ob trotz des akuten Lehrlings­mangels in der Schweiz genügend Lernende für den neuen ­Beruf gefunden werden können, sagt sie: «Davon gehen wir aus.» Es gelte nun, intensiv Werbung zu machen: «Wir von ICT-Berufsbildung Schweiz tun dies hauptsächlich über Berufsbildungsmessen», erklärt Marti. «Aber auch die Unternehmen sind gefordert, indem sie die Stellen ausschreiben und den Interessierten die Informationen bereitstellen.» Sie verspricht sich vom neuen Berufsbild auch, dass damit mehr Frauen für ICT-Berufe insgesamt begeistert werden können: «Der Einstieg in die ICT-Berufswelt über Entwickler/in digitales Business ist sicherlich einfacher als über einen sehr technischen Beruf wie Informatikerin.» Die Hoffnung sei auch, dass die Frauen nach der Lehre der ICT-Branche erhalten bleiben und sich weiterbilden, beispielsweise in Richtung Wirtschaftsinformatik mit eidgenössischem Fachausweis oder auch technischer Informatik. «Daneben stehen ihnen auch die Möglichkeiten frei, welche zum Beispiel KV-Abgehende zur Verfügung haben; und kombiniert mit einer Berufsmatur stehen ihnen natürlich auch die Hochschulen offen.»
Von September bis Dezember 2021 hat dann eine ­sogenannte «aktive Workshopgruppe» mit ca. 25 Mitgliedern – bestehend aus Vertretern von Unternehmen aus verschiedenen Branchen, der Berufsfachschulen und den Überbetrieblichen Kursen (üK) – das Qualifikationsprofil und den Bildungsplan erstellt. Ersteres enthält eine Übersicht der Handlungskompetenzen (HK), über welche die Lernenden nach ihrem Abschluss verfügen sollten. Sie gliedern sich in die fünf HK-Bereiche «Begleiten von Projekten», «Darstellen, Automatisieren und Optimieren von Geschäftsprozessen», «Analysieren von Daten», «Kommunizieren von Ergebnissen» sowie «Einführungen von Lösungen im digitalen Umfeld». Damit wird die Abgrenzung zu anderen Berufen wie Kaufleute 2023 oder Media­ma­tiker/in sichergestellt. «Danach wurden die Bildungs­dokumente in einer grösseren Diskussionsgruppe mit ca. 36 Mitgliedern gespiegelt und validiert», erklärt Marti. «Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und ­Innovation (SBFI) prüfte dann die entsprechenden Bildungserlasse.» Anschliessend fanden die öffentlichen ­Anhörungen statt, zuerst die interne mit einer Umfrage des Berufsbildungsverbands bei den Unternehmen und sämtlichen Stakeholdern, danach die externe Anhörung vom SBFI, bei der auch die Meinungen der Kantone und weiterer interessierter Kreise abgeholt wurden. «Am 24. Juni 2022 wurden die Anhörungen erfolgreich ab­geschlossen – der Inkraftsetzung der Bildungsverordnung steht somit nichts mehr im Weg», sagt die Kommunikationsleiterin. Dass im Sommer 2023 mit der neuen Lehre gestartet werden kann, sei aber sicher: «Sie hat bereits eine Berufsnummer und es müssen nur noch Details ­abgeklärt werden.» Parallel dazu laufe die Modulentwicklung: «Dass die Module fürs erste Jahr rechtzeitig vorliegen, ist sichergestellt – der Rest ist ein laufender Prozess.»
Die ersten Ausbildungsbetriebe ab 2023 für Entwickler/innen digitales Business sind bereits bekannt (weitere dürften noch dazukommen). Es sind dies:
  • Brack.ch
  • Die Schweizerische Post
  • Hamilton Services AG
  • Kantonale Verwaltung Zürich
  • Komax
  • Nexplore
  • SBB
  • Swisscom
  • UBS
  • VBZ – Verkehrsbetriebe Zürich
  • Zürcher Kantonalbank
Ebenfalls schon festgelegt sind die Schulstandorte, zumindest in der Romandie und in der Deutschschweiz. «Das ist Aufgabe der Kantone», erklärt Marti. «Meist handelt es sich um Berufsfachschulen, die auch andere ICT-Berufe ausbilden, oder dann um KV-/Wirtschaftsschulen wie jene in Thun.» Im Tessin sei man noch nicht ganz so weit: «Dort kann voraussichtlich 2024 gestartet werden.» Wo die üK durchgeführt werden, sei dagegen noch nicht ganz klar: «Dies wird derzeit von den regionalen Organisationen der Arbeitswelt in Absprache mit den zuständigen Amtsstellen der Kantone definiert.»



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