Swisscom-Kompromiss im Glasfaserstreit schlechter als Direktleitung

Ohne Regulierung geht es nicht 

Das Gleiche gelte für die Farbentbündelung (C-ALO) auf Glasfasern, die auch als Kompromissvorschlag zur Lösung des Glasfaserstreits ins Spiel gebracht worden war. Es könnten nur sehr wenige Farben entbündelt werden, sagten die WIK-Expertin. Und die Konkurrenten müssten immer das Vorleistungsprodukt der Swisscom (im Branchenjargon Bitstrom genannt) nutzen.
Zudem gehe das nicht ohne Regulierung. Denn es müssten sehr viele technische Parameter festgelegt werden. Der Bitstrom sei in Bezug auf die Produktgestaltungsfreiheit des Wettbewerbs immer schlechter als die physische Entbündelung, also der Direktzugang über eine Leitung, sagt die WIK-Expertin. 

Kein gleichwertiger Ersatz 

Damit kommt die WIK-Expertin zum gleichen Schluss wie das Bundesverwaltungsgericht. Dieses schrieb in seinem Urteil, dass die Farbentbündelung aus verschiedenen Gründen kein gleichwertiges Produkt sei wie ein Layer 1-Produkt. Die übrigen Fernmeldeunternehmen seien daher nicht in der Lage, ihre Fernmeldeprodukte eigenständig zu definieren und zu konfigurieren sowie gegenüber den Endkunden anzubieten, urteilte das Gericht. 
Zudem könnten bei der Farbentbündelung maximal vier Telekomunternehmen profitieren. Und es sei davon auszugehen, dass nur grosse, finanzkräftige Telekomunternehmen mit einem entsprechendem Kundenstamm in allen Swisscom-Telefonzentralen Farbspektren anmieten könnten, hiess es im Gerichtsurteil. Gemeint ist Salt, das eine Glasfaserpartnerschaft mit der Swisscom abgeschlossen hat. Kleinere Anbieter wären ausgeschlossen, urteilte das Gericht. 
Auch Swisscom-Technikchef Christoph Aeschlimann hatte vor einem Monat eingestanden, dass der virtuelle Zugang nicht ganz dem physischen gleichzusetzen sei. 

Neues Monopol 

Die neue Architektur für den Glasfasernetzausbau mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht generiere ein neues Monopol. "Monopole behindern immer den Wettbewerb", sagt die Telekomexpertin Schwarz-Schilling. 
In der Angelegenheit laufen Gespräche zwischen der Swisscom und der Weko, um einen Ausweg aus dem Glasfaserstreit zu finden.



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