Studie 19.11.2021, 10:17 Uhr

Kurz- und langfristige Digitalisierungsschübe durch Covid-19

Covid-19 beschleunigte die Digitalisierung des Alltags massgeblich – etwa beim Arbeiten oder beim Einkaufen. Nicht in allen Bereichen soll das aber künftig auch so bleiben, wie eine repräsentative Befragung zur Internetnutzung in der Schweiz zeigt.
(Quelle: Engin Aykurt/Unsplash)
Die Corona-Pandemie löste hinsichtlich Home Office erwartungsgemäss einen Digitalisierungsschub aus: Während vor der Pandemie die berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer knapp zwanzig Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause erfüllten, waren es während Corona 60 Prozent. In alte Muster möchte man nicht gänzlich zurückfallen: Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich, 40 Prozent ihrer Arbeitszeit künftig im Home Office verbringen zu können, wie aus dem zum sechsten Mal durchgeführten «World Internet Project – Switzerland 2021» hervorgeht.
Durchgeführt wurde die Studie unter der Leitung von Michael Latzer, Professor für Medienwandel & Innovation an der Universität Zürich. Er stellt fest, dass es zwischen dem durch Covid-19 kurzfristig erzwungenen und dem langfristig erwünschten Digitalisierungsschub deutliche Unterschiede gibt: «Viele Internetnutzer hierzulande haben während der Pandemie die Vorteile von Homeoffice und bargeldlosem Bezahlen für sich entdeckt. Gerade bei zwischenmenschlichen Kontakten zeigen sich aber auch die Grenzen digitaler Alternativen».
So verschoben sich im Zuge der Corona-Pandemie viele private Treffen in den digitalen Raum verschoben – der Anteil stieg hier von 9 auf 25 Prozent. Das ist zu viel, finden Schweizerinnen und Schweizer. Demnach sollte sich der Anteil der digitalen Treffen aus Sicht der Internetnutzenden hierzulande idealerweise auf 12 Prozent einpendeln.

Immer öfters auch unterwegs im Netz

Die repräsentativen Ergebnisse des Kommunikationswissenschaftlers Latzer und seinem Team beruhen auf Telefoninterviews unter 1120 Personen über 14 Jahren, die im Mai und Juni dieses Jahres durchgeführt wurden. So zeigte sich ebenfalls, dass die Internetnutzenden eine Stunde länger im Netz verbringen als noch vor zwei Jahren, nämlich 4,5 Stunden am Tag. 29 Prozent der Befragten findet, das sei zu viel Zeit. 2019 waren noch 25 Prozent dieser Ansicht.
Immer mehr Menschen sind ausserdem auch unterwegs im Netz, nämlich 86 Prozent der Gesamtbevölkerung, was viermal mehr Menschen sind als noch vor zehn Jahren. Seither erhielten beispielsweise die Internettelefonie, Instant-Messaging, Online-Shopping, E-Banking, zeitversetztes Fernsehen sowie internetbasiertes Faktenprüfen einen besonders starken Schub.

Digitale Kluft zwischen Generationen

Aber: «Zwischen der Generation 70+ und dem Rest vertieft sich die digitale Kluft sowohl in der Nutzung als auch in den Einstellungen zum Internet», liess sich Latzer in einer Mitteilung der Universität Zürich zitieren. Zwar nutzen die über 70-Jährigen nun viel häufiger als noch 2019 das Internet – der Anteil erhöhte sich von 60 auf 75 Prozent. Bei den jüngeren Altersgruppen sind es aber fast 100 Prozent. Insgesamt gibt es noch 330'000 Menschen, die das Internet nicht nutzen. Vor zehn Jahren lag diese Zahl noch bei 1,5 Millionen.
Zudem wünschen sich 37 Prozent der über 70-Jährigen eine Internetregulierung durch die Behörden, während es über alle anderen Altersgruppen gesehen 20 Prozent sind. Ausserdem fühlt sich nur knapp ein Drittel (31 Prozent) der älteren Generation in die Informationsgesellschaft eingebunden und 54 Prozent besitzen gute Internetfähigkeiten, bei den 20- bis 29-Jährigen sind es 88 Prozent respektive 92 Prozent.



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