Von der KI-Studie zum Readiness-Tool
Fazit: Fünf KI-Erfolgsfaktoren
1. KI braucht Führung und Fokus
Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Unternehmensstrategie ist ein entscheidender Faktor dafür, ob Projekte langfristig erfolgreich sind oder im Experimentierstadium verharren. Dass bereits 65 % der befragten Schweizer Unternehmen KI zumindest teilweise als Bestandteil ihrer langfristigen Ausrichtung sehen, verdeutlicht ein hohes allgemeines Bewusstsein für die Relevanz des Themas. Doch bei der konkreten Ausformulierung der Ziele hapert es: Nur 13 % verfolgen bereits messbare KI-Ziele, und lediglich 21 % stellen eine enge Verzahnung ihrer KI-Aktivitäten mit der Gesamtstrategie des Unternehmens sicher. Ein solches Auseinanderklaffen von strategischer Planung und konkreter Projektarbeit birgt das Risiko, dass KI-Initiativen nur punktuell umgesetzt und nicht auf die langfristige Wertschöpfung ausgerichtet werden. Dies macht deutlich: Ohne klare Vision, Verankerung auf C-Level und konsequente Erfolgsmessung bleibt KI oft Stückwerk.

Quelle: Computerworld

Quelle: Computerworld
2. Robuste Daten & flexible Systeme
Daten bilden das Fundament jeder KI-Anwendung. Obwohl Cloud-Lösungen mittlerweile stark verbreitet sind, zählen fehlende Datenqualität und fragmentierte Systeme zu den grössten Hindernissen für den wirksamen KI-Einsatz. Gerade einmal 8 % der befragten Unternehmen verfügen über konsistente, gut integrierte Datenstrukturen. Knapp über ein Drittel (35 %) klagt zudem über heterogene IT-Landschaften und isolierte Systeme, was häufig in Medienbrüchen und Silostrukturen endet. Während Basissysteme wie ERP oder CRM meist flexibel integrierbar sind, gilt das für spezialisierte Anwendungen wie Business Intelligence oder Supply Chain Management deutlich weniger. Der Aufbau einer integrierten, durchgängigen IT-Architektur sowie ein durchgängiges Datenmanagement bleiben somit zentrale Voraussetzungen für erfolgreiche KI-Projekte.
3. KI ist auch ein Kulturthema
Die Haltung der Mitarbeitenden ist ein unterschätzter Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, neue Technologien im Unternehmen zu verankern. In knapp 40 % der befragten Unternehmen wird eine überwiegend positive Einstellung festgestellt, während 47 % von gemischten Reaktionen berichten und nur 3 % ausgeprägte Skepsis beobachten. Damit lässt sich ein grundsätzliches Potenzial für Akzeptanz konstatieren. Nachholbedarf besteht allerdings bei Kommunikations- und Schulungsmassnahmen: Nur knapp ein Viertel der Unternehmen fördert aktiv den Austausch und Schulungen rund um das Thema. Diese Massnahmen sind allerdings essenziell, um Ängste weiter abzubauen und die Belegschaft gezielt mitzunehmen. Die Studie zeigt also, dass viele Unternehmen vereinzelte Vorbehalte bereits aktiv angehen, jedoch selten auf konsequentes Change-Management und systematische Mitarbeitereinbindung setzen.
4. Vertrauen ist Voraussetzung
Datenschutz und IT-Sicherheit sind zentrale Eckpfeiler für den verantwortungsvollen Einsatz von KI, zumal diese Bedenken sich als eine zentrale Herausforderung in der Studie herauskristallisiert hat. Die befragten Unternehmen erfüllen zwar meist die gesetzlichen Mindestanforderungen im Bereich Datenschutz, doch eine umfassende Zertifizierung und fortschrittliche Sicherheitsstandards wie ISO/IEC 27001 sind noch eher selten. Besonders KI-Projekte, die auf sensible Daten angewiesen sind, benötigen jedoch ein ganzheitliches Sicherheitskonzept, das über Basis-Massnahmen hinausgeht. Auch KI-spezifische Leitlinien und regelmässige Audits fehlen vielerorts, was das Risiko für Datenschutzverstösse und Fehlanwendungen erhöht. Letztlich ist die Kombination aus robusten Standards und gelebter Sicherheitskultur der Schlüssel, um KI verantwortungsvoll zu nutzen und um das Vertrauen in die Technologie zu fördern.

Quelle: Computerworld

Quelle: Computerworld
5. Kompetenz schlägt Hype
Ohne Know-how bleiben selbst die besten KI-Tools wirkungslos. Der Aufbau solcher KI-Kompetenzen ist eines der meistgenannten Ziele, gleichzeitig aber auch eine der grössten Lücken. Gerade mal 9 % der befragten Unternehmen investieren in kontinuierliche, institutionalisierte Weiterbildung. Wenn Schulungen durchgeführt werden, beschränken sich diese häufig nur auf Basiswissen, während strategische, technische und ethische Themen deutlich seltener adressiert werden. Das deutet darauf hin, dass Unternehmen häufig möglichst vielen Mitarbeitenden einen breiten Einstieg zu KI über Alltagsanwendungen wie ChatGPT oder einfache Datenanalysen ermöglichen möchten, was grundsätzlich positiv zu sehen ist. Jedoch bleibt dies oberflächlich – und dies, obwohl genau diese Awareness vielen Unternehmen noch fehlt und gerade tiefere Themen wie Datenschutz zentrale Herausforderungen darstellen.
“Wir wollten ein Tool entwickeln, das Klarheit schafft – und Orientierung bietet, wo es bisher nur Bauchgefühl gab.„
Franco Loser, Co-Founder und CMO
Auf der anderen Seite führt über die Hälfte derzeit überhaupt keine regelmässigen Schulungen für Mitarbeitende durch. In diesem Fall kann KI-Expertise auch extern hinzugezogen werden. Allerdings fehlt generell vielen Unternehmen der Zugang zu spezialisiertem Fachwissen, sowohl intern als auch extern, was komplexere KI-Projekte erheblich verzögern oder ganz verhindern kann. Ein ganzheitliches Schulungskonzept, das sowohl operative als auch ethische und strategische Themen abdeckt, kann hierbei die nachhaltige Verankerung von KI im Unternehmensalltag fördern.
Fazit: KI braucht Klarheit
Die Ergebnisse zeigen, dass sich Schweizer Unternehmen auf dem Weg zur KI-Reife befinden, viele das Feld jedoch ohne verlässliche Orientierung betreten. Mit dem Hexagon-Modell und der darauf basierenden Plattform steht erstmals ein Instrument zur Verfügung, das technologische Ambitionen mit organisatorischer Realität zusammenbringt. Für CIOs, Strategieverantwortliche und Führungskräfte in Unternehmen bedeutet das: Sie können ihr Unternehmen nicht nur auf technischer Ebene weiterentwickeln, sondern strukturiert, faktenbasiert und mit Blick auf nachhaltige Wirksamkeit.
Der Autor
Nicolas Quell
Co-Founder und CEO des St. Galler Startups CorpIn. Bereits im Rahmen seiner Bachelorarbeit befasste er sich mit den Anwendungsmöglichkeiten von KI für KMU. Ende 2023 gründete er zusammen mit drei Mitstudenten der Universität St. Gallen das Startup CorpIn. www.corpin.ch