Scion Association gegründet 09.02.2023, 10:16 Uhr

Vereinigung für ein stabiles und sicheres Internet

Die an der ETH Zürich entwickelte Scion-Technologie soll die sicherere, leistungsfähigere Alternative zum heutigen Internet-Standard werden. Ihre Etablierung ist das Ziel der neu gegründeten Scion Association.
Die Scion Association setzt sich für die grossflächige Anwendung der Technologie ein und möchte Scion zu einer Alternative für den jetzigen Internet-Standard machen
(Quelle: Scion Association)
Das Ziel der neu gegründeten Scion Association ist es, ihre Technologie als Alternative zum heutigen Internet-Standard zu etablieren. Scion wurde von Informatikern der ETH Zürich entwickelt und steht für «Scalability, Control, and Isolation on Next-Generation Networks». Mit Scion soll Anwendern ein neues, sicheres, leistungsfähiges und stabiles Internet-Protokoll geboten werden, wie die Vereinigung mitteilt.
Das heutige Internet, so die Scion Association, wird den Anforderungen unserer informationsbasierten Welt nicht mehr gerecht. Kommunikationen können gekapert werden und die Wege, die Datenpakete innerhalb der Internet-Architektur nehmen, sind weder transparent noch kontrollierbar. Genau hier möchte die Vereinigung ansetzen und einen Wandel herbeiführen. Das Scion-Protokoll garantiert, dass Daten effizient und über vertrauenswürdige Routen an ihrem Ziel ankommen und die Technologie kann parallel zur heutigen Internet-Infrastruktur betrieben werden. Im Gegensatz zum bestehenden Internet liegt es jedoch am Absender, seinen priorisierten Datenpfad zu wählen, wodurch er die vollständige Kontrolle über den Datenfluss behält. «Scion stellt einen Quantensprung in der Netzwerksicherheit dar, insbesondere in Bezug auf die Verfügbarkeit der Kommunikation. Jeder Aspekt von Scion ist auf Sicherheit ausgelegt», sagt Professor Adrian Perrig, Head of Network Security Group der ETH Zürich, die Scion zusammen mit anderen Informatikern der Hochschule sowie einer Open-Source Community von Softwareentwicklern aus Industrie und Wissenschaft entwickelt hat.
Adrian Perrig arbeitet seit der ersten Stunde an Scion. Er beschreibt die Technologie als Quantensprung in der Netzwerksicherheit
Quelle: zvg

Wachstum durch Zusammenarbeit

Die Scion Association beschreibt sich selbst als gemeinnütziger Zusammenschluss von Institutionen, die sich für ein sicheres, leistungs- und widerstandsfähigeres Internet einsetzt. Aus diesem Grund hat sie es sich zum Ziel gesetzt, ein kollaboratives Ökosystem zu fördern, an dem sowohl Unternehmen als auch die Forschungsgemeinschaft und die Open-Source-Community teilhaben können. Denn nur durch diese Zusammenarbeit, da ist sich die Vereinigung sicher, kann das volle Potenzial von Scion wirklich ausgeschöpft werden. Die Scion Association sieht jedoch nicht nur die weitere Entwicklung und das Vorantreiben der Implementierung der Scion-Technologie als ihre Aufgabe. Auch die Standardisierung, das Aufstellen von Zertifizierungskriterien sowie ein Angebot an Zertifizierungsdiensten und praktischen Schulungen sind geplant. Bei der kommerziellen Umsetzung möchte sich die Vereinigung jedoch ein wenig zurückhalten und diese den Unternehmen im Scion-Ökosystem überlassen. Professor Vanessa Wood, Vizepräsidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen an der ETH Zürich, ist davon überzeugt, dass das Scion-Protokoll das Potenzial dazu hat, rund um die Welt eingesetzt zu werden: «Scion bildet eines der bedeutendsten und innovativsten Projekte im Bereich der Internet-Architektur. Die ETH Zürich ist stolz darauf, dass Scion innerhalb unseres akademischen Ökosystems entstanden ist. Wir sind überzeugt, dass das neue Scion-Protokoll das Potenzial für eine weltweite Verbreitung hat, da es eine sicherere und stabilere Internet-Struktur bietet. Dank Geofencing kann zum Beispiel sichergestellt werden, dass der Datenverkehr nie eine vertrauenswürdige Route verlässt. Deshalb gehören wir zu den Gründungsmitgliedern der Scion Association.»

Erste kommerzielle Anwendung im Schweizer Finanzsektor

Andréa Maechler von der SNB ist von den Vorteilen der Scion-Technologie überzeugt
Quelle: zvg
In der Schweiz wird Scion heute bereits kommerziell angewendet. So schlossen sich die Schweizerische Nationalbank (SNB), die Six Group und mehrere Telekommunikationsunternehmen zusammen und etablierten das Secure Swiss Financial Network (SSFN), das auf Scion basiert. Das SSFN bietet den lokalen Finanzinstituten heute eine sichere und verlässliche Methode, um auf systemrelevanten Infrastrukturen unseres Finanzsektors zuzugreifen, wie beispielsweise das Interbank-Zahlungssystem SIC und das Wertpapierabwicklungssystem Secom. Läuft alles nach Plan, so löst das SSFN das bisherige Netzwerk Finance IPNet bis 2024 vollständig ab. Andréa Maechler, Mitglied des Direktoriums der SNB, beschreibt die Vorteile des neuen Netzwerks wie folgt: «Die Verbesserung der Cybersicherheit ist für die SNB und den Schweizer Finanzplatz von zentraler Bedeutung. Vor diesem Hintergrund hat die SNB das SSFN mitinitiiert, ein belastbares und flexibles Kommunikationsnetz, das auf der Scion-Technologie aufbaut. Das SSFN ermöglicht es den Finanzmarkt-Teilnehmern, sowohl mit kritischen Finanzmarktinfrastrukturen als auch untereinander auf äusserst sichere Weise zu kommunizieren. Mit dieser neuen Möglichkeit wird die Sicherheit des gesamten Schweizer Finanzsystems gegenüber Cyber-Bedrohungen aus dem Internet erheblich gestärkt.»

Eine Geschäftsleitung mit Erfahrung und Branchenkenntnissen

Ihr Zuhause hat die Scion Association in Luzern, von wo aus die Vereinigung laut eigenen Worten auch auf die wachsende lokale Technologie- und Start-up-Community zurückgreifen will. Als CEO wird Patrick Naef tätig sein, während Professor Wood den Posten der Vorstandsvorsitzenden einnimmt. Auch Maechler ist Teil des Vorstands, der durch Uli Sigg, Reto Francioni und Thomas Wellauer komplettiert wird. Sigg freut sich bereits auf die Arbeit und ist davon überzeugt, dass Scion langfristig erfolgreich sein wird: «Nach einem Jahrzehnt der Forschung und Entwicklung an der ETH Zürich hat die Scion-Gemeinschaft in der Schweiz eine hervorragende Technologie und Infrastruktur aufgebaut, die startbereit ist. Als passionierter Schweizer dient mein Beitrag ebenfalls als Starthilfe, damit Scion die hochverfügbare Kommunikationsinfrastruktur bereitstellen kann, die unsere globalisierte Gesellschaft so dringend benötigt.»
Patrick Naef will als CEO der Scion Association Standards fördern, die es allen Interessierten ermöglichen, Zugang zu Scion zu haben und die Technologie zu nutzen
Quelle: zvg

Internationale Mitglieder

Die Scion Association steht Interessenten aus der ganzen Welt offen und hat bereits mehrere namhafte Mitglieder, darunter das nationale Schweizer Forschungs- und Bildungsnetzwerk Switch, Didas, Eraneos und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie die ETH Foundation.  Weitere sollen in naher Zukunft dazukommen, denn neben der Schweizer Finanzindustrie ziehen auch Schweizer Regierungs- und Verwaltungsbereiche, der Verteidigungs- und Sicherheitssektor sowie das Gesundheitswesen bereits den Einsatz von Scion-Technologie für ihre spezifischen Anwendungsfälle in Betracht. «Das Ziel der Association ist es, Open Source und offene Standards zu fördern, die es jedem ermöglicht, Zugang zu Scion zu haben und es erfolgreich zu nutzen. Die Vereinigung unterstützt ihre Mitglieder und das Ökosystem weltweit, indem sie eine Plattform für die Zusammenarbeit, den Wissensaustausch, die Zertifizierung und Schulung bereitstellt, und somit die Interoperabilität von Implementierungen gewährleistet.» sagt Naef.



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