Update 14.11.2006, 08:23 Uhr

SAS baut 260 Stellen ab

Die BI-Anbieterin (Business Intelligence) SAS konzentriert die Aufgaben der EMEA-Verwaltung künftig am amerikanischen Hauptsitz und entlässt 260 von insgesamt 730 Mitarbeitern, die in Deutschland beschäftigt werden.
Mikael Hagström ist erst seit kurzem SAS-Emea-Chef
Die Anfang Jahr eingeläutete Umstrukturierung bei SAS trifft nun die Heidelberger Emea-Verwaltung von SAS, von wo aus Kunden in Europa, dem Nahen Osten und Afrika betreut werden. Im ersten Quartal 2007 wird die Emea-Zentrale geschlossen, teilt SAS mit. Auf der Strasse stehen dann 260 Angestellte dieser Unternehmenseinheit. Ihnen wird versprochen, über ein spezielles Jobprogramm «schnell eine neue Position innerhalb oder ausserhalb des Unternehmens zu finden», wie SAS mitteilt. Laut SAS-Emea-Sprecher, Michael Baxter, wird sich die Personalsituation bis zur definitiven Schliessung aber so weit geklärt haben, dass sicher nicht mehr alle 260 ehemalige SAS-Mitarbeiter auf Jobsuche sein werden.

Das Unternehmen glaubt mit der Emea-Zentrale nicht mehr nah genug am Kunden zu sein. Deshalb sollen die 43 Niederlassungen der Emea-Region gestärkt werden. Im Gegensatz dazu wird die Emea-Verantwortung ins amerikanische Hauptquartier in Cary ausgelagert. Dort werde dann auch die Planung der internationalen Unternehmensstrategien gebündelt, und zugleich will sich SAS - nach inzwischen 30 jähriger Arbeit in heute 110 Ländern - jetzt an die Anforderungen eines internationalen Konzerns anpassen: «Wie das vor wenigen Jahren auch andere grosse IT-Firmen gemacht haben», erklärt Firmensprecher Baxter.

Autonome Ländereinheiten

Der gerade erst gekürte neue SAS-Emea-Chef Mikael Hagström erklärt den Kahlschlag so: «Die zahlreichen kleinen, lokalen Niederlassungen, die wir vor vielen Jahren gründeten, brauchten in den Anfangsjahren mehr Führung und damit eine Zentrale in unmittelbarer Nähe». Die Länderfilialen seien so gewachsen, dass sie inzwischen zu grossen Teilen autark agieren können, fügt er an. Laut Baxter werden heute bereits von Italien aus die südeuropäischen Länder betreut und auch Afrika arbeite bereits autonom.

Hagström hatte vor einer Woche erst vom 57-jährigen Art Cooke den neu geschaffenen Job des Executive Vice President of EMEA and Asia Pacific Operations übernommen. Cooke sei nach 26 Jahren SAS in Rente gegangen, präzisiert Baxter, hätte aber bereits mit der Umstrukturierung der Emea-Zentrale in Heidelberg begonnen. Die wird jetzt Hagström von Cary aus umsetzen. Die Gründe für den Abgang von Cooke kennt Baxter nicht.

SAS-Gründer und CEO Jim Goodnight, der im letzten Jahr noch davon sprach in Deutschland 60 neue Stellen zu schaffen, hat die Entlassungen mit einem Dank an die Mitarbeitern in der bisherigen EMEA-Verwaltung in Heidelberg quittiert. Am Ausbau des Standortes Deutschland werde aber festgehalten, sagt Baxter. Auch weil «Deutschland einer unserer grössten Märkte neben den USA» ist, wie SAS-Boss Goodnight bereits vor einem Jahr erklärt hatte.

Schweiz nicht betroffen

Gerüchte, wonach SAS unter einer eigenen Emea-Mentaltät in Heidelberg gelitten habe, die mit der von Goodnight in den USA gepflegten nichts mehr zu tun gehabt habe, werden von SAS nicht geteilt. Jedenfalls sei die Mitarbeiterfluktuation in der Emea-Einheit mit sechs Prozent kaum höher gewesen als die im Konzern (fünf Prozent), sagt der Firmensprecher.

Immerhin will SAS künftig die Zusammenarbeit der deutschen Filiale mit denen in Österreich und der Schweiz intensivieren. Wie das praktisch funktioniert, wird Hagström den Europäern dann «nah am Kunden» aus dem amerikanischen Cary mitteilen. Auf jeden Fall ist von der Schliessung der Heidelberger Emea-Zentrale die Schweiz in keiner Weise betroffen, wie Baxter festhält.
Volker Richert



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