20.12.2007, 08:45 Uhr

Der Wandel im Outsourcing gewinnt weiter an Tempo

Das oft als Arbeitsplatzvernichtung geschmähte Outsourcing wird 2008 weiter wachsen. Im Vordergrund steht dabei die selektive Auslagerung einzelner Anwendungen, Prozesse oder Teilen der Infrastruktur.
Die Analysten sind sich einig: Das Outsourcing ist nicht mehr zu stoppen. In der Schweiz wurden 2007 für das Auslagern von IT- und Kommunikationsdiensten rund 2,75 Milliarden Franken bezahlt. Das sind 6,2 Prozent mehr als 2006. Dabei liegt diese Wachstumsrate immer noch 1,5 Prozent über der des ICT-Gesamtmarktes, aber auch 0,8 Prozent unter dem Niveau von 2006. Kommendes Jahr, so die Analysen der Schaffhauser MSM Research, wird sich das prozentuale Wachstum erneut verlangsamen. Zu berücksichtigen bleibt dabei, dass sich die diversen Segmente des Outsourcingmarkts sehr unterschiedlich entwickeln. Während das Full-Outsourcing mit 3,9 Prozent nur noch wenig zulegen wird, sollen etwa die «Application Management Services» um mehr als neun Prozent zulegen.
Insgesamt hält damit der Trend hin zum Auslagern von Teilbereichen der IT an. Es ist für die Unternehmen selbstverständlich geworden, Teile der IT auszulagern, um die eigene Wertschöpfungskette zu optimieren.

Der Kostenfokus fällt

Als zusätzliche, generelle Entwicklung für das Outsourcing im neuen Jahr zeichnet sich ab, dass weiterhin die Reduktion der Kosten eine ganz wesentliche Rolle spielen wird. Allerdings warnen beispielsweise die Marktforscher von Gartner davor, lediglich aus Kostengründen IT-Dienste auszulagern. Die Verantwortlichen für ein Outsourcing könnten damit zwar kurzfristig Gewinne einfahren, diese aber langfristig nicht halten. Als Beispiele für überteuerte Projekte führen die Analysten Verträge an, welche vor drei bis vier Jahren geschlossen wurden. Weil die Infrastrukturkosten inzwischen markant niedriger sind als damals, sind nicht nachverhandelte Verträge heute oft überteuert.

Next Generation Outsourcing

Die jetzt angekündigte, neue Welle der Auslagerung ist noch kaum konkret definiert. Während die Anwender branchenorientierte Innovationen und flexible Strukturen anmahnen, um ihre Kosten zu senken, setzen die Outsourcer selbst auf Industrialisierung respektive Standardisierung und Internationalisierung. Viel mehr Fassbares lässt sich derzeit über die nächste Generation des Outsourcing kaum sagen, zu undurchsichtig sind die Aussagen der Branche. Konkret konstatiert werden kann immerhin ein Wandel der bisherigen Abrechnungsmodelle. Anstelle der bisherigen Modelle, bei denen fixe Leistungen zu bezahlen waren, wird künftig immer häufiger der reale Verbrauch in Rechnung gestellt. Bei solchen Preismodellen wird es künftig keine Rolle mehr spielen, ob ein Outsourcing-Projekt die Netzwerk-, Desktop-, Server- oder Prozess-Infrastruktur betrifft.

Reife und Innovation

Ganz generell bekommen es die Outsourcer im kommenden Jahr mit einer zunehmend reiferen Kundschaft zu tun. Die Unternehmen gehen sehr viel besser vorbereitet in Auslagerungsprojekte. Ihre Konzentration auf die Kernprozesse geht einher mit der Erwartung, dass die ausgelagerten Dienste auf hohem Niveau an innovative Partner gegeben werden. Damit eröffnet sich insbesondere für unabhängige Spezialdienstleister, bei denen beispielsweise IT- und Business-Integration im Vordergrund stehen, gute Chancen, ins Outsourcing-Business einzusteigen. BPO (Business Process Outsourcing) und ITO (IT is Operations Outsourcing) sind nur zwei Trends, in denen sich vor allem aufgrund der Nähe zum Kunden neue Outsourcing-Felder eröffnen.
Hinter dieser Entwicklung steht die nicht selten schmerzlich erfahrene Einsicht der Branche, dass nur hochwertige Dienste zur Standortsicherung beitragen und somit der weiterhin anhaltende Preisdruck aufgefangen werden kann. Damit ist aber nicht gesagt, dass die Outsourcer künftig auf Kapazitäten aus dem Near- und Offshoring-Markt verzichten können. Um dem wachsenden Konkurrenzdruck standhalten zu können, werden sie die billigen Angebote aus dem Ausland wo immer möglich integrieren müssen.
Volker Richert



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