01.04.2011, 15:57 Uhr

Virtueller Polizeiposten wird Realität

Vier Kantone planen einen virtuellen Polizeiposten zu Errichten. «Suisse ePolice» soll als Vorzeigeprojekt für die schrittweise Harmonisierung der IT-Infrastrukturen der Polizeikorps dienen.
Markus Röösli leitet das Projekt «Harmonisierung der Schweizer Polizeiinformatik». (Bild: jst)
Die IT der Schweizer Polizeikorps ist derzeit gelebter Föderalismus pur. Da die Polizei Kantonssache ist, kocht auch jeder Teilstaat der Eidgenossenschaft sein eigenes Informatik-Süppchen. Vielerorts falle daher der Spruch: «Warum können wir mit den Schengenstaaten einfacher Daten austauschen als mit den Nachbarkantonen», illustriert Markus Röösli, Chef der IT-Abteilung der Kanonspolizei Zürich und Leiter des Projekts «Harmonisierung der Schweizer Polizeiinformatik», die derzeitige Lage während seines Vortrags am Schweizer Polizei-Informatik-Kongress, der am 31. März im Berner Stade de Suisse stattgefunden hat. Dass dies nicht so bleiben kann, hat nicht zuletzt die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) erkannt und die Harmonisierung forciert. So sollen noch diesen Frühling die Voraussetzungen geschaffen werden für die Harmonisierungsarbeiten. In seinem Referat mahnt Röösli allerdings auch an, dass die Mühlen künftig etwas schneller malen müssten. Dass Harmonisierungsbestrebungen keine neue Erfindung seien, ruft er den gut 450 Teilnehmenden ebenfalls am Beispiel des SuissePol-Indexes ins Gedächtnis. Dieser sei 1998 angestossen worden mit dem Resultat, dass 12 Jahre später 14 Kantone aufgeschaltet seien. «Ich weiss, dass einige von Ihnen mit viel Engagement und nebenamtlich an dieser Aufgabe beteiligt waren», räumt er ein. Trotzdem wirft Röösli in die Runde: «So kommen wir nicht vorwärts!» Lesen Sie auf der nächsten Seite über eines der Vorzeigeprojekte der Schweizer Polizeien, den virtuellen Polizeiposten
Dabei gibt es bereits Projekte, die auf eine bessere Verknüpfung der Kantonspolizeien hinarbeiten. So wurden mit Suisse ePolice und der elektronischen Waffenplattform schon zwei Vorhaben gestartet, die den Weg weisen. Diese seien auch der Beweis, dass die Harmonisierung ein wirkliches Anliegen der Polizeikorps sei, argumentiert Röösli. «Diese Projekte haben die betreffenden Kantone freiwillig und ohne Rechtsgrundlage gestartet», berichtet er und deutet dies klar dahingehend, dass ein starker Willen vorhanden sei, etwas zu ändern. Anschliessend an den Vortrag von Röösli konnten sich die Teilnehmer unter anderem über den virtuellen Polizeiposten Suisse ePolice informieren. Dieses Projekt, das unter der Leitung des Kantons Bern steht und von den Kantonen Zürich, Zug sowie St. Gallen mitgetragen wird, soll dereinst eine Schweiz-weite Webplattform bereitstellen, auf der Bürger nicht nur Polizei-spezifische Informationen und Formulare finden, sondern auch online Anzeige erstatten können. Geplant ist, dass man künftig wegen vergleichsweise häufiger, kleinerer Delikte den virtuellen Polizeiposten aufsuchen soll. So werden sich beispielsweise Fahrraddiebstähle, Sachbeschädigungen sowie Ausweisverluste im Web abwickeln lassen. Die beteiligten Polizeien erhoffen sich durch diese vom E-Banking her bekannte Umwälzung der administrativen Arbeit auf die Bürger nicht nur Kosteneinsparungen, sondern man könne so auch dem Wunsch der Bevölkerung besser entsprechen, mehr Polizeipräsenz auf der Strasse zu zeigen, heisst es. In Kürze soll das Proof of Concept starten, gefolgt von einer Pilotphase. Laufen soll Suisse ePolice dann in den vier Pionierkantonen ab Anfang 2013.



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