14.12.2007, 08:31 Uhr

«Der Schweizer IT-Markt wächst 2008 weiter»

Daniel Rüthemann (48), fast 25 Jahre in Diensten von IBM und seit 18 Monaten Länderchef der Schweizer Niederlassung, über die Trends und Herausforderungen des IT-Jahres 2008.
Daniel Rüthemann, Länderchef IBM Schweiz.

Computerworld: Herr Rüthemann, wie gut ist die Schweizer IT-Branche im internationalen Vergleich für das kommende Jahr aufgestellt?
Daniel Rüthemann: Der Schweizer IT-Markt verbindet globale Wettbewerbsfähigkeit und nationale Identität. Internationale Firmen und einheimische Spitzenunternehmen nutzen das ausgezeichnete Geschäfts- und Forschungsklima in der Schweiz. Der Schweizer IT-Markt wird sein erfreuliches Wachstum auch im kommenden Jahr beibehalten. Allerdings wird an diesem Wachstum nur teilhaben können, wer auf die Kundenbedürfnisse einzugehen versteht. Branchenwissen und Business-Expertise sind gefragt.
Problematisch entwickelt sich hingegen die Situation auf dem hiesigen Arbeitsmarkt. Nicht nur in der IT sind hoch qualifizierte Arbeitskräfte gefragter denn je, gleichzeitig haben die Neueintritte in die Informatik-Studiengänge an den Schweizer Hochschulen einen historischen Tiefstand erreicht. Im Schweizer Arbeitsmarkt droht ein Fachkräftemangel, der zu einem Hindernis für die weitere, positive Wirtschaftsentwicklung werden könnte.

Was ist für Sie das Top-IT-Thema 2008?

Green IT oder der nachhaltige und effiziente Umgang mit der knappen Ressource Energie setzt sich in der Branche immer mehr durch. Wo es bis vor kurzem noch um Visionen und Konzepte ging, kommen jetzt konkrete -Lösungen auf den Markt, mit dem Ziel, den Stromverbrauch auf verschiedenen Ebenen zu reduzieren. Green-IT-Lösungen kommen nicht nur im Server- und Softwarebereich zur Anwendung, sondern auch bei der Standortwahl und Architektur von Rechenzentren, beim Chipdesign und bei der Abwärmenutzung. IBM Schweiz stellt, gemeinsam mit Experten, die wichtigsten davon in der vergangene Woche publizierten Schriftenreihe «Swiss Innovation Outlook - Das Grüne Rechenzentrum» vor.

Service-orientierte Architekturen (SOA) war eines der grossen Schlagworte in diesem Jahr. Welche Rolle spielt SOA im kommenden Jahr?

Fortschreitende Globalisierung und steigender Wettbewerbsdruck fordern die Unternehmen nahezu aller Industriezweige immer mehr. Um fit für die sich zunehmend rascher ändernden Marktanforderungen zu sein, wird eine flexible IT-Infrastruktur immer wichtiger. SOA und offene Standards sind die Werkzeuge dafür. Sie ermöglichen die flexible Auslagerung einzelner Geschäftsprozesse, also «Business Process Outsourcing», bis hin zu kompletten Geschäftsbereichen. Durch die so sinkenden Kosten wird es auch für KMU erschwinglich, beispielsweise die Buchhaltung bis hin zur gesamten IT-Infrastruktur von Dienstleistern erbringen zu lassen.

Wie wird sich 2008 die Problematik der stetig steigenden Informationsflut gestalten?

Im wachsenden Informationsdschungel das Relevante zu finden, wird immer schwieriger. Der konsequente Einsatz von Business Intelligence (BI) und Master Data Management (MDM) wird vor diesem Hintergrund weiter an Bedeutung gewinnen. Solche Tools können eine der wichtigsten Ressourcen für moderne Unternehmen wieder erschliessen: Das Wissen, das in der eigenen Organisation besteht und täglich neu entsteht. Ausserdem ermöglichen es diese Werkzeuge den Firmen, ein fundiertes Risk Management zu betreiben und den wachsenden Compliance-Anforderungen zu genügen.

Welche Trends zeichnen sich im Bereich Kommunikation ab?

Die fortschreitende Digitalisierung sämtlicher Inhalte und ein wachsender Grad an Vernetzung lassen bislang getrennte Branchen zusammenwachsen. Unified Communications verbindet Telekommunikation, Information, Medien und Entertainment und stellt Unternehmungen vor neue Entwicklungs- und Wettbewerbssituationen.

Welche Entwicklung ist im Security-Umfeld zu erwarten?

Interne und externe Bedrohungen haben die IT-Security zum Topthema vieler Unternehmen werden lassen. Beim Hacking war in den letzten Jahren eine regelrechte Professionalisierung festzustellen. Machten sich vor kurzem noch Cracks einen Spass daraus, Systeme zu knacken, entdeckt das organisierte Verbrechen diesen Bereich mehr und mehr als Betätigungsfeld. Die Ausgaben für IT-Security-Lösungen werden aus diesem Grund in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen.
Claudia Bardola



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