09.03.2009, 15:13 Uhr

Exklusiv-Interview mit LG-CEO Lee

Computerworld (CW) sprach exklusiv mit dem LG-CEO und Country-Manager Charles Lee, der für die Länder Österreich, Schweiz und Slowenien zuständig ist. Darin äussert er sich auch über die Chancen, die die aktuelle Wirtschaftskrise bietet. Daneben spricht er über neue Mobiltelefone, Netbook-Produkte, Preise und gibt einen spannenden Ausblick.
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LG-CEO Charles Lee
CW: In welchen Bereichen wollen Sie im Schweizer Markt eine wichtige Rolle spielen?
Lee: Wir haben hier noch ein sehr junges Team. Seit dreieinhalb Jahren führen wir ein Büro mit aktuell acht Angestellten. Für uns sind der Home-Entertainment-, TV- und Telekommunikationsmarkt am wichtigsten. Aktuell haben wir einen Marktanteil von jeweils ca. 10 Prozent in TV und dem Telekommunikationsmarkt. Diesen wollen wir kontinuierlich vergrössern.
CW: Detailliert: Wie schauen Ihre Pläne bezüglich Notebooks und vor allem Netbooks aus?
Lee: Netbooks sind für uns mit der Integration von UMTS als Breitbandstandard sehr wichtig geworden. Deshalb werden wir ein entsprechendes Gerät im Juni 2009 herausbringen. Derzeit führen wir mit allen Providern Gespräche. Nur soviel: Unser Gerät wird eine Diagonale von mindestens 10 Zoll besitzen, und mit der aktuellsten Technologie bestückt sein.
CW: Ihr koreanischer Konkurrent Samsung, verkauft sein erstes Netbook gerade sehr erfolgreich. Können Sie schon genaueres zum Preis Ihres Gerätes sagen?
Lee: Unterm Strich hängt es vom jeweiligen Provider ab, wie günstig das Gerät angeboten wird. Wir werden aber sehr aggressiv vorgehen, um einen tiefen Preis zu gewährleisten. Möglich sind: 499 Franken, 399 Franken und noch weniger.
CW: Macht es Sie nicht wütend, dass die Hardware immer billiger wird, und über kurz oder lang nur noch mit subventionierte Verträge verkauft wird.
Lee: Nein, nicht unbedingt. Sehen Sie: Der Preis ist nicht nur Hardware-abhängig, da hängen viele Dienste an solch einem Angebot. Natürlich wird der Markt immer komplexer. Der Druck wird an uns weitergegeben. Es liegt ans uns, konkurrenzfähig zu bleiben.

«Wir werden in der Wirtschaftskrise noch mehr investieren»

CW: Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht der Schweizer Markt? Wie bewältigen Sie den Umstand, dass nicht nur Deutsch sondern auch Französisch und Italienisch gesprochen wird.
Lee: Der Markt ist zwar klein, aber sehr einflussreich. Das macht die Sache interessant für uns. Wir sehen die Schweiz als Premium-Markt, der sich stark für hochentwickelte Ware interessiert. Genau dafür steht LG - nämlich als Premium-Marke. Wir möchten beim Kunden für eine hohe Brand-Identitiy sorgen.
CW: Was genau unterscheidet Sie dabei vom Mitbewerb?
Lee: Eine einfach zu bedienende Technologie, Innovation, ein stylisches Design und einen günstigen Preis.
CW: Will das nicht jede grosse Firma bieten?
Lee: Wir haben ein Team, das sich ausschliesslich um die Bedürfnisse und Forderungen von Endusern kümmert. Wir studieren das sehr genau, um mit dem Produkt auch Time-to-Market zu sein.
CW: Wie lange dauert solch ein Prozess?
Lee: Rund 2 Jahre.
CW: Ist das nicht lange? Besteht da nicht die Gefahr, am Markt vorbei zu entwickeln, und womöglich wichtige Produkte wie etwa das Netbook-Geschäft zu verschlafen?
LEE: Netbooks sind nicht unbedingt unserer erster Fokus. Auch TVs oder den Telekommunikationsmarkt gilt es zu beobachten.
CW: OK, dann betrachten wir den Mobilmarkt. Als Apple das iPhone gelauncht hat, war die Firma zumindest im Telekommunikationsmarkt ein unbeschriebenes Blatt. Mittlerweile hat fast jeder Ausrüster das iPhone in seinem Portfolio. Und Apple gibt an, in der Schweiz über 250 000 iPhones verkauft zu haben.
Lee: Ja richtig, Apple hat mit dem iPhone genau ins Schwarze getroffen. Da kann man nur lernen und es eben im nächsten Anlauf besser machen. Genau aus diesem Grund haben wir jetzt auch unser Touchscreen-Telefon (Anmerkung der Red. Arena, KM900) in Stellung gebracht. Hier wollen wir als Premium-Marke gegen die gesamte Konkurrenz punkten.
CW: Eine Premium-Marke in Zeiten einer weltweiten Wirtschaftkrise? Wie passt den dass zusammen, wenn man bedenkt, dass in solchen schwierigen Zeiten das Geld nicht unbedingt locker in der Tasche sitzt?
Lee: Gerade die Weltwirtschaftkrise ist eine gute Gelegenheit, den Brand LG zu festigen. Sehen Sie: Viele Konkurrenten stecken in solchen Zeiten zurück, wir investieren dagegen. Wir arbeiten noch enger mit unseren Business-Partnern zusammen, damit diese und letztendlich auch wir unseren Marktanteil weiter ausbauen können. Für den Schweizer Markt sind wir eine junge Marke, aber nochmals, wir werden alles daran setzten gerade jetzt schnell zu wachsen. Im Gegensatz zu Deutschland fokussiert sich der Schweizer Markt auch besonders stark auf Qualität. Unsere jüngsten Verkaufszahlen belegen, dass der Kunde hier bereit ist, in gewissen Grenzen mehr Geld für eine bessere Qualität auszugeben. Gerade dass macht den Schweizer Markt so interessant.
CW: Was meinen Sie, wie lange geht die Krise? Welche Auswirkungen hat die Krise direkt auf Ihr Unternehmen in Süd-Korea?
Lee: Wir gehen von 1, maximal 2 Jahren aus. Anzeichen verdichten sich, dass die Talsohle demnächst bevorsteht.
CW: Und? Drohen damit auch im Hauptsitz, also in Südkorea, Entlassungen?
Lee (lacht): Nein! Wir haben nicht vor, in nächster Zeit irgendeine Stelle zu streichen. Wir werden intern evtl. umgruppieren - mehr nicht. Wir wären dumm, wenn wir in solchen Krisenzeiten unsere Mitarbeiter auf die Strasse setzen. Schliesslich sind sie unser grösstes Kapital.

«127 cm wird 2009 zur Standard-TV-Grösse»

CW: Wie schauts im TV-Markt aus? Die Preise für Panels sind im Keller. Wie gehts hier weiter?
Lee: Richtig, wir spüren aber auch, dass die Preise im ersten Quartal 2009 wieder anziehen. Für das komplette Jahr sehen wir eine Bildschirmdiagonale von etwa 46 bis 50 Zoll (ca. 117 bis 127 cm, Anmerkung der Redaktion) als wohnzimmertauglich an. Wir fokussieren vor allem auf Bildqualität und Stromverbrauch. Wir werden 2009 LED-Modelle herausbringen, die nur noch ein Bruchteil des Stroms - im Vergleich zu heute handelsüblichen Flachbildschirmen - benötigen.
CW: Ihr Produktportfolio besteht nicht nur aus Mobiltelefone, Flachbildschirme oder Notebooks. Sie verkaufen auch Kühlschränke oder Waschmaschinen. Gibt es hierbei Ansätze, wie einzelne Produkte in Ganzen sinnvoll zusammenarbeiten können? Wie könnten wir uns solch ein Zusammenspiel vorstellen?
Lee: Nach unserer Philosophie gehört «Connectivitiy» (engl. für Verbindungsfähigkeit) die Zukunft: Ein Szenario, das schon heute Usus ist: Sie laden sich einen Sound aufs Telefon, senden es ans Notebook, oder streamen es auf Ihr Autoradio. Das ganze geht aber in Zukunft einen Schritt weiter, und wird auf viele alltägliche Situationen ausgedehnt. Ist beispielsweise Ihre Milch im Kühlschrank aufgebraucht, wird sich Ihr Handy mit dem Kühlschrank, der zuvor die Füllmenge ausgelesen hat, synchronisieren und ihnen eine entsprechende SMS zukommen lassen. Möglich ist auch eine E-Mail direkt an Ihren Milch-Händler, der eine volle Flasche zu Ihnen nach Hause schickt. Ein anderes Beispiel: Geht Ihre Waschmaschine kaputt, wird automatisch ein Fehlerprotokoll erstellt, an den Händler geschickt und letztendlich das Ersatzteil in die defekte Maschine eingebaut. Sie geben Ihrem Händler Bescheid, wann er bei Ihnen vorbeischauen kann, um die Maschine zu reparieren oder gegebenenfalls auszutauschen. Um mehr müssen Sie sich nicht mehr kümmern.
Anmerkung: Das Interview führte CW-Redaktor Daniel Bader.
Über LG
LG wurde 1958 in Südkorea gegründet. Die weltweit operierende Firma besitzt ca. 82 000 Mitarbeiter, stellt unter anderem weisse Ware (Kühlschränke, Waschmaschinen etc.) und braune Ware (HiFi-Komonenten, TV-Geräte und Mobil-Telefone etc.) her.



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