09.12.2014, 18:19 Uhr

Datenverluste kosten Schweizer 330 000 Franken pro Jahr

Jede Schweizer Firma verliert pro Jahr 430 GByte an Daten (Durchschnitt). Die Kosten dafür belaufen sich auf 330.000 Franken. Im "Data Protection Index" von EMC steht die Schweiz hinter China, den USA und Deutschland auf Platz 22.
Vanson Bourne hat im Auftrag von EMC 125 Schweizer IT-Entscheidungsträger nach ihren Datensicherungsstrategien befragt. Das Ergebnis überrascht: Im Schnitt gehen den befragten Firmen pro Jahr 0,43 TByte an Daten verloren. Die Datenmenge entspricht etwa vier Millionen E-Mails und summiert sich auf einen geschätzten Verlust von 330.000 Franken pro Jahr und pro Firma.
Schweizer Unternehmen investierten zu wenig in Datensicherheit und Datenschutz, betonte daher Christophe Monnin, Sales Director  bei EMC Schweiz. Bei einem Anbieter von Datensicherheits-Technologie steht ein solches Statement natürlich im Verdacht, Werbung in eigener Sache machen zu wollen. Die Zahlen, die Monnin am Dienstagvormittag auf einem Presse-Event in Zürich präsentierte, stützen sich jedoch auf die Selbstauskünfte der 125 Schweizer IT-Chefs. Vanson Bourne habe die Interviews hersteller-agnostisch geführt, betonte Monnin.
Datenverluste, die durch unzureichende Backup- und Recovery-Strategien entstehen, sind dabei nur eine Seite der Medaille. Rechnet man die durch Ausfälle verursachte Downtime hinzu, dann entstehen der Schweizer Wirtschaft geschätzte Gesamtkosten in Höhe von 686 Millionen Franken: Kosten Datenverluste (215,5 Millionen) plus Kosten Downtime durch fehlerhaftes Recovery (470,5 Millionen).

69 Prozent trauen eigenen Backups nicht

Den Schweizer IT-Entscheidungsträgern ist das Manko durchaus bewusst: 69 Prozent haben kein oder nur wenig Vertrauen in die eigenen Datensicherheitsstrategien und glauben nicht, dass sie verlorene Daten nach einem Systemausfall wiederherstellen können. Lediglich 13 Prozent der Daten wird überhaupt regelmässig gesichert (Backup). Drei Viertel der befragten Schweizer Firmen führt kein regelmässiges Backup aller Unternehmensdaten durch und muss in Folge mit einer Downtime von 28 Stunden im Jahr zurechtkommen. Die länderübergreifende durchschnittliche Downtime liegt bei 26 Jahresstunden. Der steigende Kostendruck engt die Entscheidungsspielräume Schweizer IT-Chefs ein und zwingt sie dazu, höhere Risiken als der Rest der Welt einzugehen. Vanson Bourne hat im Auftrag von EMC 3300 Interviews mit IT-Entscheidungsträgern in 24 Ländern durchgeführt. Es handelte sich um private und öffentliche Organisationen mit mehr als 250 Mitarbeitenden. 575 Unternehmen stammen aus den Amerikas, 1475 aus Europa, dem mittleren Osten und Afrika und 1250 aus der asiatisch-pazifischen Region inklusive Japan. Im auf Grundlage dieser Daten erstellten "Data Protection Index" belegt die Schweiz einen unrühmlichen 22ten Platz. China belegt Platz eins, dann folgen Hong Kong, die Niederlande, Singapur, die USA, Indien und Südafrika.

Produktivitäts- und Umsatzverluste

Ursächlich für die unterdurchschnittliche Datensicherheit in Schweizer Firmen - das zeigen die Antworten der 125 Schweizer Studienteilnehmer - sind Software-Fehler, Stromausfälle und korrupte Daten (mit jeweils 36 Prozent genannt). Die dadurch verursachten Unterbrüche führen, nicht weiter verwunderlich, zu Produktivitäts- und Umsatzverlusten. Auch das Vertrauen der Kunden in ihren Dienstleister und die Loyalität nimmt Schaden. In Folge gehen, so vermuten die Schweizer IT-Chefs, mögliche neue Geschäftsabschlüsse verloren und bestehende Kunden könnten zur Konkurrenz wechseln. Monnin rät Schweizer Unternehmen, einen Sicherheitscheck durchzuführen, um zu testen, ob die eingesetzte Backup- und Archivierungstechnologie im Notfall die verloren gegangenen Daten schnell und vollständig wieder herstellen kann. Laut Data Protection Index fahren diejenigen Schweizer Firmen am besten, die Technologien eines einzigen Anbieters im Einsatz haben. Der durchschnittliche Datenverlust der Ein-Anbieter-Firmen betrug 310 GByte. Unternehmen, die Produkte von zwei Anbietern parallel benutzten, verloren pro Jahr 430 GByte an Daten, mit drei oder mehr Anbietern 440 GByte. Einen vollständigen Schutz vor Datenverlusten, und das ist wohl das wirklich erschreckende Ergebnis der Studie, bietet auch die aufeinander abgestimmte Backup- und Recovery-Technologie eines einzigen Anbieters nicht.

Ein gutes Drittel nutzt Backup-aaS

Schweizer Firmen speichern ihre Primärdaten bevorzugt auf physikalischen Servern on-premise (39%), auf virtualisierten On-prem-Servern (26%) oder auf dem Mainframe (13%). Mehr als ein Drittel greift zusätzlich auf Backups aus der Cloud zurück. Archive-as-a-Service (6%) und Data-Recovery-As-a-Service (10%) stecken zwar noch in den Anfängen, sollen aber laut Aussagen der Schweizer IT-Chefs in Zukunft stärker zum Einsatz kommen. Die 125 befragten Schweizer Firmen geben im Durchschnitt knapp 34 Millionen Franken pro Jahr für ihre IT aus. Davon entfallen knapp zwei Millionen auf den Posten Datensicherheit und Datenschutz; das sind 5,88 Prozent. Dem Finanzsektor liegt die Datensicherheit mit 9,45 Prozent am meisten am Herzen. Mit 3,38 Prozent am lockersten geht die Produktions- und Fertigungsindustrie das Thema an.

Monnin: Data Protection Index

 



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