23.05.2017, 11:15 Uhr

Betten im Leasing-Verfahren

Disruptive Modelle machen Schweizer KMU das Leben schwer, um nicht unterzugehen, müssen sie ihre Geschäftsmodelle innovativer gestalten.
Die Mehrheit der Schweizer KMU geht davon aus, dass ihr Geschäftsmodell ausgedient hat. Konkret glauben 79 Prozent, dass ihr Modell in den kommenden Jahren nicht mehr wie bisher funktionieren werde und arbeiten derzeit daran, sich zu ändern. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage von Switzerland Global Enterprise (S-GE), für die 150 exportierende Schweizer KMU befragt wurden.

Disruptive Modelle

Neben dem starken Franken machen neue Technologien und Wettbewerber wie AirBnB oder Uber ihnen das Leben schwer. 85 Prozent spüren einen grösseren Wettbewerbsdruck als vor fünf Jahren (vgl. Grafik 1 und 2).
«Und wir spüren deutlich mehr Protektionismus», sagte S-GE-CEO Daniel Küng an einer Medienorientierung. Zwar würden Schweizer Firmen noch immer auf einer Erfolgswelle schwimmen, so Küng, sie müssten ihre Internationalität aber jetzt weiter ausbauen, sich breiter aufstellen, in neue Länder und Märkte vorpreschen und die Notwendigkeit erkennen, künftige Geschäfts- und Technologie-Phänomene voraussehen zu müssen.
«Unsere Unternehmen sind weltweit bekannt für ihre Qualitätsprodukte und -dienstleistungen. Doch um in Zukunft auf den Weltmärkten zu bestehen, müssen wir einen Schritt weitergehen und zu Innovationsführern für Geschäftsmodelle werden», mahnte Küng am Aussenwirtschaftsforum in der Messe Zürich. Nächste Seite: Matratzen mit Sensoren

Neue, innovative Geschäftsmodelle liessen sich oft mit wenigen Ressourcen entwickeln. Als Beispiel nannte Küng unter anderem den Bettenhersteller Elite Beds SA, der Matratzen an kleine und mittelgrosse Hotels liefert. Statt Matratzen wie bisher zu verkaufen, können die Hotels diese nun leasen, bezahlt wird nur, wenn eine Matratze tatsächlich genutzt wird. Um das festzustellen, sind in die Matratzen Sensoren eingebaut, die registrieren, wann jemand auf ihnen schläft und beispielsweise auch, wenn eine Person schnarcht. Die Matratze sorgt dann dafür, dass sich die Person auf die Seite dreht. Der Kunde (die Hotels) spart Geld und bietet den Übernachtungsgästen auch noch einen Mehrwert. Digitalisierung in die Tat umgesetzt.

Querdenken!

Es gehe darum kreativ zu sein, quer zu denken und über den Tellerrand zu schauen, so Küng, also beispielsweise Ideen und Modelle aus anderen Branchen zu adaptieren. Dieses Potential schöpfen die Befragten mehrheitlich noch nicht aus (vgl. Grafik 3). So arbeite erst die Hälfte der KMU mit gezielten Innovationspartnerschaften und nur rund ein Drittel vernetzt sich mit anderen Firmen innerhalb der eigenen Branche oder darüber hinaus.


«Schweizer KMU sind für die Innovation von Geschäftsmodellen bestens aufgestellt», sagt auch Tamara Carleton, CEO & Gründerin Innovation Leadership Board, aus dem Silicon Valley, «denn sie sind weder zu gross noch zu klein.» Sie können schnell mit den Kunden sprechen und deren unbefriedigte Bedürfnisse eruieren sowie ein rentables Geschäftsmodell definieren, mit dem das Unternehmen diesem Bedürfnis entsprechen kann. Im Gegensatz zu grossen Unternehmen kann ein KMU Veränderungen schneller über das Management-Team und die Geschäftseinheiten kommunizieren und damit je nach Erfordernis verschiedene Gruppen zusammenbringen, die neue Lösungen verfolgen und schliesslich umsetzen. Sie müssen auch nicht mehr wie Start-ups nach Investoren suchen. Vor allem in den Bereichen Kunden, Technologie und System hielten Schweizer Firmen die Innovation hoch. Es gelte jetzt noch etwas mutiger und risikofreudiger zu werden. Und auch die Regulierungen dürften etwas abgebaut werden. «In den USA fragen wir nicht um Erlaubnis etwas zu tun, sondern bitten um Vergebung, nachdem wir es getan haben.» Das täte manchem Schweizer Unternehmen sicherlich auch ganz gut. Nächste Seite: Regloplas gewinnt Export Award Am Aussenwirtschaftsforum wurde auch der Export Award 2017 verliehen. Er ging an die St. Galler Firma Regloplas, die umweltschonende und kundenspezifische Temperierlösungen entwickelt. Regloplas generiert 92 Prozent des Umsatzes durch Export, entwickelt aber ausschliesslich in St. Gallen. Rund 8 Prozent des Umsatzes wird in die Entwicklung investiert.



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