Ballmer 29.09.2008, 15:49 Uhr

Mit frommen Wünschen gegen Google

Steve Ballmer sieht Microsoft als "einzigen echten Wettbewerber", der Google im Online-Werbegeschäft den Garaus machen könnte. Wie er das anstellen will, weiss der Microsoft-CEO allerdings nicht.
Microsoft-CEO Steve Ballmer weiss immer noch nicht so genau, wie er gegen Google vorgehen will. Nur dass er der Suchkönigin das Wasser abzugraben gedenkt, ist er überzeugt.
An einer Veranstaltung im Silicon Valley hat Microsoft-Chef Steve Ballmer festgestellt, dass die Redmonder noch viel Arbeit vor sich hätten, das Geschäftsmodell "Online-Werbung" von Grund auf neu zu erfinden. "Niemand kann sein Glück erzwingen. Nur, wenn die Anwender beginnen, in neuen Kategorien zu denken, hat man Erfolg." Ballmer sieht es als grosse Aufgabe für die kommenden fünf Jahre an, dieses Umdenken anzustossen. Microsoft will sich das Vorhaben einiges kosten lassen: 1,2 Milliarden Dollar pro Geschäftsjahr - das seien jeweils fünf bis zehn Prozent des operativen Gewinns - soll laut Ballmer in eigene Suchmaschinenprojekte fliessen. Mit Live Search versucht der Konzern seit langer Zeit erfolglos, auch nur ansatzweise an den Erfolg von Konkurrent Google heranzureichen. Nach der gescheiterten Übernahme von Yahoo brauchen die Redmonder nun dringend neue Ideen.
Die Online-Suche ist allerdings nicht das einzige Thema, das Ballmer derzeit umtreibt: So soll das Cloud-Computing-Projekt "Red Dog" auf der Microsoft-Entwicklerkonferenz im Oktober diskutiert werden. Auf die Frage, ob Microsoft mit Red Dog einen Frontalangriff auf Amazons Linux-basiertes EC2 starten wolle, wollte Ballmer noch keine Antwort geben. Im Bereich der Servervirtualisierung plane Microsoft eine "Demokratisierung" der Technik, indem der Konzern niedrige Preise, integrierte Verwaltungstools und verbesserte Software offeriere. "Wenn Sie statt fünf Prozent 80 Prozent aller Server virtualisieren möchten, verlangen Sie für die notwendigen Applikationen besser nicht den dreifachen Preis der Hardware-Kosten", konnte sich der Microsoft-CEO eine direkte Kritik an Marktführer VMWare nicht verkneifen.

Breitseite gegen Apple

Auch zum boomenden Smartphone-Markt hatte Ballmer etwas beizutragen: Nach seiner Aussagen werden Apple und Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) in den kommenden fünf Jahren wegen der zunehmenden Marktexpansion mehr verlieren, als ihnen lieb sei - als Grund führte Ballmer die proprietäre Hardware an, die beide Hersteller zu eng an ihre eigenen Applikationen bänden. Nur eine Loslösung der Software von der Hardware könnte den langfristigen Geschäftserfolg sicherstellen.
Aus dem gleichen Grund empfindet Ballmer Apple nicht als Bedrohung auf dem Markt für Enterprise-PCs: Nur wer seine Programme für Wettbewerber lizensiere (wie Microsoft es seit einiger Zeit tut), könne seine Marktanteile ausbauen. "Apple ist eine gute Firma, die aber alles selbst machen will. Solange wir und unsre Partner unsere Arbeit gut machen, gibt es überhaupt keinen Grund, warum Apple seinen Fuss in die Unternehmen bekommen sollte."



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