ChatGPT-Entwickler 21.11.2023, 11:12 Uhr

Microsoft profitiert vom Chaos bei OpenAI

Noch vor kurzem wirkt der ChatGPT-Erfinder OpenAI als klarer Spitzenreiter im Wettlauf bei Künstlicher Intelligenz. Doch nach dem Rauswurf des Chefs Sam Altman zerlegt sich OpenAI gerade selbst.
(Quelle: OpenAI)
Ein Chaos-Wochenende beim ChatGPT-Entwickler OpenAI hat Microsoft im Wettlauf bei Künstlicher Intelligenz weit nach vorn katapultiert. Der Software-Riese schnappt sich den herausgedrängten OpenAI-Chef Sam Altman und andere Mitarbeiter des Start-ups. Damit hat Microsoft nicht nur weiter Zugang zur Technologie von OpenAI als Grossinvestor - sondern auch einen grossen Teil ihrer Erfinder im eigenen Haus. Rund 700 der 770 Mitarbeiter von OpenAI stellten laut Medienberichten in Aussicht, dass sie Altman zu Microsoft folgen könnten.
Altman und andere Ex-Beschäftigte von OpenAI sollen bei Microsoft ein neues Forschungsteam bilden, wie Microsoft-Chef Satya Nadella ankündigte. Er hatte am Wochenende laut Medienberichten erfolglos versucht, die Rückkehr des am Freitag überraschend rausgeworfenen Altman auf den Chefposten bei OpenAI zu erreichen.

Gewaltiger KI-Hype

Microsoft arbeite daran, Altman und Co. schnellstmöglich alle nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, betonte Nadella. Das dürften vor allem Unmengen an Rechenleistung sein, die moderne KI-Modelle brauchen. Microsoft hat Massen davon - was auch ein zentraler Grund dafür war, dass Altman als OpenAI-Chef den Software-Giganten als Investor an Bord holte. Microsoft bekam im Gegenzug die Möglichkeit, OpenAI-Technologie wie ChatGPT in seine Produkte wie Office einzubauen, was den Büroalltag verändern kann.
Der Chatbot ChatGPT, der Sätze auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren kann, löste vor rund einem Jahr einen gewaltigen KI-Hype aus. Tech-Schwergewichte wie Google und der Facebook-Konzern Meta beeilten sich, Konkurrenz-Produkte herauszubringen. Bis Freitag wirkte OpenAI als klarer Vorreiter, der den Takt angibt - und Microsoft war abhängig von den Entwicklungen der Firma.

Revolte bei OpenAI

Jetzt hat der Software-Riese unter dem eigenen Dach führende Köpfe der Branche, die ihr Wissen mitbringen und ihm eigene KI-Modelle entwickeln können. Die breite Produktpalette von Microsoft liefert tonnenweise Daten, um sie anzulernen. Zugleich hat der Konzern aber auch so viele Kunden, dass der Einsatz der Technologie einen grossen Effekt haben kann.
Bei OpenAI wurde der Chefposten zum zweiten Mal in drei Tagen neu besetzt. Interims-Chef ist jetzt Emmett Shear, langjähriger Chef der auf Gaming ausgerichteten Streaming-Plattform Twitch. Die bisherige Technologiechefin Mira Murati, die am Freitag ebenfalls kommissarisch die Führung bei OpenAI übernahm, schlug sich in der Zwischenzeit auf die Seite Altmans.
In der Nacht zum Montag schrieben Murati und Dutzende andere Beschäftigte der Firma wortgleich, OpenAI sei nichts ohne die Mitarbeiter. Es wirkte wie eine Revolte. Später berichteten der Finanzdienst Bloomberg und der Branchendienst «The Information», rund 700 der insgesamt etwa 770 Mitarbeiter von OpenAI hätten einen Brief unterschrieben, in dem sie die rasche Ablösung des Verwaltungsrates forderten. Auch betonten sie, Microsoft habe zugesichert, dass es beim Konzern Jobs für sie alle gebe - und sie das Angebot annehmen würden, wenn es keine Änderungen im Aufsichtsgremium gebe.
Medienberichten zufolge führte ein Richtungsstreit bei OpenAI zu Altmans Abgang. Einige Führungsfiguren wie Technologiechef Ilya Sutskever seien der Ansicht gewesen, dass Altman die Software mit Künstlicher Intelligenz zu schnell und mit einem zu kommerziellen Ansatz auf den Markt bringen wolle. Sie brachten die Mehrheit des Verwaltungsrates auf ihre Seite. Am Montag schrieb auch Sutskever dann, er bedauere, dass er beim Vorgehen des Aufsichtsgremiums mitgemacht habe und wolle alles für die Wiedervereinigung von OpenAI unternehmen. «Ich hatte nie die Absicht, OpenAI zu schaden.»



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