Konkurrenz für Intel 13.10.2020, 14:29 Uhr

Chipkonzern AMD will Xilinx kaufen

Die jüngste grosse Fusion in einer sich rasch konsolidierenden Branche bahnt sich an. AMD ist in fortgeschrittenen Gesprächen zum Kauf von Xilinx. Das Geschäft könnte mehr als 30 Milliarden Dollar wert sein.
(Quelle: John G. Mabanglo / EPA / dpa)
Der Chipkonzern AMD bläst laut Insidern mit einem möglichen Kauf von Xilinx zum Angriff auf den grossen Rivalen Intel. Ein Deal, der Xilinx mit rund 30 Milliarden US-Dollar (25,5 Mrd Euro) bewerten würde, könnte bereits in der kommenden Woche angekündigt werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" über Gespräche zwischen den beiden Unternehmen berichtet. Während sich für die Xilinx-Aktien am Freitag im vorbörslichen US-Handel deutliche Gewinne abzeichneten, ging es für AMD-Papiere nach unten.
Die Übernahme würde AMD vor allem dem Geschäft mit Chips für Rechenzentren einen Schub verleihen - einem Bereich, in dem vor allem Intel traditionell stark aufgestellt ist. Zudem könnte AMD sein Angebot um sogenannte FPGA erweitern, erklärte Analyst Stacy Rasgon von Bernstein Research. Das Besondere an solchen Chips ist, dass ihre Funktion durch Software auch nach dem Einbau in ein Gerät geändert werden kann.

Xilinx verlagert Fokus auf Geschäft mit Rechenzentren

Die Chips von Xilinx werden bislang vor allem in der Telekommunikationsindustrie verwendet, doch zuletzt richtete der Konzern den Fokus auch auf das Geschäft mit Rechenzentren. Dieser Markt boomt im Zuge der Digitalisierung mit immer mehr Diensten aus dem Internet immer stärker. Zusätzlichen Schwung verlieh dem Geschäft die Corona-Krise, da der Datenverkehr etwa wegen Homeoffice und Videokonferenzen weiter nach oben schnellte. AMD könnte mit dem Kauf von Xilinx zudem in den Markt für Telekommunikations-Chips vordringen, der gerade vom globalen Aufbau der 5G-Netze profitiert.
Analyst Rasgon zeigte sich insgesamt aber überrascht von dem Bericht über die wohl geplante Übernahme - und auch die Investoren dürften es sein, glaubt der Experte. Denn: AMD entwickle sich gerade zu einem Unternehmen, dass mit dem Wachstum aus eigener Kraft zunehmend glänze. Da könnte eine grosse Übernahme vielleicht zur Ablenkung für das Management werden - zumindest könnten Investoren das befürchten.
Für die AMD-Papiere ging es denn auch im vorbörslichen US-Handel um mehr als vier Prozent nach unten. Allerdings hat sich der Kurs im laufenden Jahr bereits nahezu verdoppelt. Mittlerweile ist der Konzern an der Börse um die 100 Milliarden Dollar wert und damit etwa viermal so viel wie Xilinx es vor dem Bericht über die Kaufpläne von AMD war.

Zweistelliger Kursgewinn für Xilinx-Papier

Für die Xilinx-Papiere zeichneten sich indes prozentual zweistellige Kursgewinne ab. Der Börsenwert würde auf Basis der vorbörslichen Indikation damit von rund 26 auf mehr als 30 Milliarden Dollar steigen.

Bernstein-Analyst Rasgon hält es für wahrscheinlich, dass AMD für eine Übernahme mehr auf den Tisch legen müsste als 30 Milliarden Dollar. Sinn ergeben könnte der Deal auf den ersten Blick aber schon, glaubt der Experte und verwies dabei auf das Geschäft mit Chips für Rechenzentren und Technik für Kommunikationsinfrastruktur.
Grundsätzlich dürften die Fusionsgerüchte weitere Fantasie in die Chipbranche bringen, in der das Übernahmekarussell sich seit einiger Zeit wieder schneller dreht. So greift der Grafikkarten-Spezialist Nvidia nach dem Chip-Designer ARM, einem Schlüssel-Unternehmen für die gesamte Smartphone-Branche. Aktuell verleibt sich zudem der US-Halbleiterkonzern Analog Devices den Rivalen Maxim Integrated Products in einer Milliardentransaktion ein. Hierzulande hatte erst vor wenigen Monaten der stark auf die Autobranche ausgerichtete Dax-Konzern Infineon den US-Konkurrenten Cypress für 9 Milliarden Euro endgültig geschluckt.



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