Vom Umgang mit dem Wandel

Remote Work ist gekommen, um zu bleiben

Für viele wurde in den vergangenen Monaten ein Traum wahr: bequem von zu Hause aus arbeiten. Die Zeit des Pendelns und der obligatorischen Kleiderordnung war dank Remote Work endlich vorbei. Andere stürzten Home Office und Home Schooling ins Burnout. Und ein kleiner Teil weiss bis heute nicht, was denn nun wirklich eine gute, ja die beste Lösung ist. Die Kontroverse der menschlichen Natur: Immer das zu wollen, was wir nicht haben können!
Wir beginnen zu erkennen, dass der Traum nicht so verträumt ist. Es gibt – wie immer – auch Nachteile. Die grösste Herausforderung besteht darin, unseren Geist zu zwingen, sich auf Arbeitsaufgaben in einem Raum zu konzentrieren, den wir mit Entspannung, Familie, Freunden, Essen etc. verbunden haben. Eine der unbestreitbaren Tugenden der traditionellen Büroarbeit ist, dass Aufgaben nach einem Plan verwaltet werden. Der kurzfristige Wechsel ins Home Office hat dazu geführt, dass wir nicht darauf vorbereitet waren, was dazu geführt hat, dass wir seitdem ohne klaren Zeitplan viel Freizeit opfern.
Inzwischen haben wir gelernt, verschiedene Techniken und Tools zu nutzen, die es uns ermöglichen zu planen. Schaffen wir es dann auch noch, uns an diesen Plan zu halten, uns (selbst) Grenzen zu setzen, Pausen zu kontrollieren und zu geniessen, dann sind wir diejenigen, die das System regieren, anstatt uns vom System regieren zu lassen. Dann darf Remote Work mit all seiner Freiheit gerne bleiben.
Modelle wie Scrum sind nur erfolgreich, wenn Firmen in die Weiterbildung und ihre Struktur investieren
Quelle: Shutterstock/fizkes

Teal, das zukünftige Organisationsmodell

Die meisten Unternehmen streben nach Innovation, brechen aber keine Organisationsmuster. Laut einer McKinsey-Studie nutzen weniger als 20 Prozent geschäfts­bereichsübergreifende Agilität, obwohl das zu einer Innovationssteigerung von 80 Prozent führen würde. Spannend sind in diesem Zusammenhang die Erkenntnisse des Beraters und Wirtschaftsphilosophen Frédéric Laloux. Er untersuchte, warum und wie selbstorganisierte Organisationen erfolgreich arbeiten.
Zusammenfassend ignorierten sie das, was sie im BWL-Studium bezüglich Hierarchien, Bürokratie und Machtstrukturen gelernt hatten, und suchten stattdessen nach etwas Mächtigerem, etwas mit Autonomie, Seele und Sinn. Die Ergebnisse veröffentlichte der Bestsellerautor Laloux 2014 in seinem Buch «Reinventing Organizations». Und obwohl sich die Unternehmen in Branche, Grösse und Standort unterschieden, haben sie am Ende die gleichen drei grundlegenden Durchbrüche erzielt:
  • Erstens Selbstführung: Das heisst keinerlei Hierarchie­ebenen und eine verteilte Autorität.
  • Zweitens Ganzheitlichkeit: Das heisst vor allem bezogen auf die Mitarbeiter wird eine enorme Energie und Kreativität freigesetzt, wenn jeder er selbst sein kann.
  • Und drittens der evolutionäre Sinn: Das heisst, das Unternehmen wird als lebendiger Organismus betrachtet, dem die Mitarbeiter zuhören und folgen.
Das mag idealistisch und anarchistisch klingen, vielleicht sogar esoterisch. Aber das ist es nicht! Es ist die Antwort auf Unternehmensprobleme wie fehlende Mitarbeiter­begeisterung, schlechte und langsame Entscheidungs­findung und mangelnde Innovation.
Das private Umfeld zeigt uns auf, dass wir die Wahl haben: Entweder aus unserem Ego oder aus dem Bewusstsein des Ökosystems heraus zu handeln. Wie könnte unsere Welt aussehen, wenn wir diese Achtsamkeit auch im ­Business praktizieren würden? Wäre die Welt dann nicht ein schönerer Ort für uns alle? Tatsächlich wissen wir seit Langem, dass neue Organisationsformen mit einer ganzheitlichen Sichtweise zu Wachstum auf allen Ebenen führen können. Agilität, Teal und neue Arbeitsweisen sind für viele keine Fremdworte mehr, sondern schlichtweg gesunder Menschenverstand.



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