Vom Umgang mit dem Wandel

Es beginnt mit Vertrauen und Transparenz

Alle reden über Selbstorganisation und autonome Teams und welche Kriterien man als Einzelner, als Team oder als Unternehmen erfüllen muss, um wirklich agil zu werden. Aber womit fängt man an, oder gar, womit muss man anfangen? Die Erfahrung zeigt: Wenn wir fünf verschiedene Personen im Unternehmen fragen, was die Grundlage einer agilen Organisation ist, erhalten wir mindestens fünf verschiedene Antworten. Und bei Google sind es noch einmal unzählige unterschiedliche Aussagen mehr.
Dabei gibt es darauf nur eine einzige Antwort: Die Basis jeder agilen Organisation sind Vertrauen und Transparenz. Unternehmen brauchen sich nicht einmal die Mühe zu machen, mit den technischen Details von Rollen, Prozessen oder Regeln und Prinzipien für ein selbstorganisiertes Umfeld zu beginnen, wenn Führungskräfte und Chefs, wenn Manager und Konzernlenker nicht selbst bereit dazu sind, radikal transparent zu sein und ihren Mitarbeitern sowie auch sich gegenseitig zu vertrauen.

Einen sicheren Raum schaffen

Wir alle kennen das Gefühl, wenn eine grosse Auswahl eher einschränkend wirkt statt befreiend. Freiheit, so sehr wir uns auch danach sehnen, kann den Druck und die Angst erhöhen. Weil wir uns entscheiden müssen und die Gefahr eines Fehlers besteht. Vergessen Firmen also, einen sicheren Raum für ihre Mitarbeiter zu schaffen, ist Selbstorganisation das Schlimmste, was man Menschen antun kann. Und somit auch das grösste Risiko auf dem Weg zur Agilität.
Denn mit der Selbstorganisation kommt auch die Verantwortung. Mitarbeiter sind (plötzlich) für ihre Aufgaben, Aktionen und Agenda selbst verantwortlich. Unabhängig davon, ob diese gut oder schlecht laufen. Sie müssen eigene Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen. Sie können ein Problem oder eine grössere Herausforderung nicht mehr an ihren Chef eskalieren. Einige, die zuvor in hierarchischen Strukturen gearbeitet haben, werden dies nicht als befreiend empfinden – ganz im Gegenteil!
Führungskräfte können (und müssen) ihren Mitarbeitern helfen, indem sie einen sicheren Raum schaffen, in dem niemand eine professionelle Maske tragen muss, sondern jeder Mensch er selbst sein kann. Schaffen Unternehmen einen Ort, an dem es in Ordnung ist, nicht in Ordnung zu sein, wo es okay ist, um Rat zu fragen, und wo man keine Angst haben muss, beurteilt zu werden, entsteht eine Grundlage von Vertrauen und gegenseitigem Respekt.
Der Autor
Timm Urschinger
ist Mitgründer und CEO von LIVEsciences. Nach dem Studium und einigen Jahren bei einem bekannten Pharmakonzern in der Schweiz sowie im Con­sulting beschloss er, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Seine Erfahrung im Management globaler Programme und Transformation hat in ihm die Leidenschaft geweckt, pragmatische und innovative Lösungen zu entwickeln – für das eigene Unternehmen und für Kunden. www.livesciences.com



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