29.05.2008, 09:14 Uhr

Vorsprung dank Kommunikation

Eine moderne und zukunftstaugliche Kommunikationsinfrastruktur ist für ein mittelständisches Unternehmen heute wettbewerbsentscheidend.
Luzius von Salis ist Director Business Services und Marketing bei Colt Telecom Schweiz.
KMU sind auf eine stabile und leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur angewiesen. Einige grundlegende Komponenten und Bedürfnisse sollte ein mittelständisches Unternehmen schon heute beachten, damit es in Sachen Kommunikation und Netzwerke auch für die Zukunft gut aufgestellt ist.
Als Basisinfrastruktur sollten KMU heute über einen symmetrischen Internetzugang mit ausreichender Bandbreite, einen Festnetzanschluss sowie eine integrierte Lösung für die mobile Telefonie verfügen. Um Mitarbeitern auf Reisen und zuhause den Zugriff auf das Internet sowie das Firmennetz zu ermöglichen, sollte eine Zugangslösung vorhanden sein. Optimalerweise realisieren KMU ihre Kommunikationsinfrastruktur im Lauf der nächsten drei bis fünf Jahre mit der IP-Technologie. Damit können sie nach und nach die entscheidenden Schritte hin zu einer Lösung vollziehen, die auch künftigen Anforderungen genügt.
Marktforscher rechnen damit, dass Voice over IP (VoIP), die auf dem Internetprotokoll (IP) basierende Sprachkommunikation, mittelfristig die herkömmliche Telefonie ablösen wird - auch bei KMU. Neben den möglichen Kosteneinsparungen tragen vor allem die zahlreichen neuen Funktionalitäten zum gesteigerten Interesse an der neuen Kommunikationstechnologie bei. Eine wichtige Rolle spielt die reduzierte Komplexität, wenn statt Telefonie- und Datennetz nur noch eine Infrastruktur, das IP-Netz, gewartet werden muss.
Grundlage dafür ist ein IP-basierter Zugang zum Netz. Dieser muss über eine genügend grosse symmetrische Bandbreite - das bedeutet ein Minimum von 10Mbit/s für 50 Teilnehmer - verfügen, um darüber Dienste wie zum Beispiel die Telefonie in der erforderlichen Qualität abwickeln zu können. Dies wird möglich durch den bevorzugten Transport der Sprachdaten im Netz und lässt sich mit verschiedenen Verfahren zur Priorisierung realisieren, die in der Fachterminologie als Class of Services bezeichnet werden. Im Idealfall gibt es eine Vereinbarung zur Dienstgüte, der Quality of Services (QoS). Dabei vereinbaren der IT-Dienstleister und das KMU Richtwerte über die pro Zeiteinheit durchschnittlich übertragene Datenmenge (Durchsatz), die Verzögerung bei der Ende-zu-Ende-Übertragung (Latenzzeit), die Abweichung der Latenzzeit von ihrem Mittelwert (Jitter) sowie zur Paketverlustrate. Dazu sind dedizierte IP-basierte Verbindungen zum Kundenstandort notwendig. Das öffentliche Internet ist nicht geeignet, um professionelle Kommunikation in der gewohnten Qualität und Sicherheit zu übertragen.
In einem weiteren Schritt lässt sich mit der IP-Technologie auch das sogenannte Unified Messaging umsetzen. Mit diesem Verfahren können eintreffende und zu sendende Nachrichten - zum Beispiel als Voice-Mail, E-Mail, Fax, SMS oder MMS - in eine einheitliche Form gebracht werden. Der Nutzer kann diese dann je nach Wunsch über das Festnetz- oder Mobiltelefon oder auch per E-Mail abrufen - unabhängig davon, in welcher Form der Sender diese geschickt hat.
Sicherheit: Mehr als Antiviren-Software
Wichtig bei Überlegungen rund um die Kommunikationsinfrastruktur ist auch deren Sicherheit. Um rundum gegen alle Gefahren bestmöglich geschützt zu sein, reicht eine einfache Antiviren-Software auch für kleine Unternehmen längst nicht mehr. Studien zeigen, dass dies oft die einzige Sicherheitsmassnahme ist, die von KMU umgesetzt wird. Schon jetzt sollten diese zusätzlich eine Firewall, Spamfilter und ein Intrusion Detection System - das Angriffe auf Computernetze erkennt - oder auch ein Intrusion Prevention System installieren. Letzteres erkennt Angriffe nicht nur, sondern wehrt diese auch ab.
Im Bereich IT-Sicherheit müssen aktuelle Entwicklungen aufmerksam verfolgt werden, um auf neue Angriffsformen schnell und wirksam reagieren zu können. Zudem sind Redundanzen im Netzaufbau und -design essenziell, um einen reibungslosen operativen Tagesbetrieb sicherstellen zu können.

Kaufen, mieten oder leasen

Bleibt die Frage, ob die gewünschten Kommunikationskomponenten gekauft, gemietet oder geleast werden sollen. Letztendlich hängt dies von der unternehmenseigenen Finanzpolitik ab. Einen grösseren finanziellen Spielraum behalten KMU, wenn sie die Infrastruktur mieten oder leasen, anstatt in eigenes Equipment zu investieren. Gerade mit Blick auf die kontinuierliche Weiterentwicklung in der Informations- und Kommunikationstechnologie und damit notwendige neue Investitionen stellt die Miete für viele KMU eine attraktive Lösung dar. Denn einerseits veraltet die erworbene Technik überaus schnell. Und andererseits erschweren Kompatibilitätsprobleme von Hard- und Software häufig den längerfristigen Einsatz aller Komponenten

Alternative: Auslagern

Die IT-Infrastruktur kann auch ausgelagert und als Managed Service bezogen werden. Dabei werden Teile oder auch der Betrieb der gesamten ICT-Infrastruktur einem Dienstleister übergeben. Professionelle Managed-Services-Provider zeichnen dabei für das Management und die Absicherung verantwortlich. Dazu gehört auch die lückenlose Gewährleistung der Funktionsfähigkeit.
Managed Services sind für Unternehmen aus mehreren Gründen interessant: Sie reduzieren nicht nur das Risiko eines Angriffs auf die ICT-Infrastruktur, sondern beugen auch einem technischen Ausfall derselben vor und können dabei gleichzeitig die Kosten für Infrastruktur wie auch das Personal reduzieren. Zudem ist der physische Zugriff auf die Unternehmens-IT durch zahlreiche Sicherheitsmassnahmen verhindert, sodass Saboteure keine Chance haben. Gleichzeitig können KMU so direkt von Neuerungen profitieren, da diese von Managed-Services-Anbietern in der Regel schnell implementiert werden.

Der richtige Partner

Es ist für kleine und mittelgrosse Unternehmen nicht einfach, aus der Vielfalt der bestehenden IT-Lösungen im Markt eine aktuell passende und gleichzeitig zukunftssichere auszuwählen. Viele Angebote sind auf eine höhere Anzahl an Benutzern ausgelegt, als in einem KMU beschäftigt sind. Bei speziellen Mittelstandslösungen handelt es sich oft lediglich um abgespeckte Versionen von Programmen für Grosskonzerne. Deshalb ist es wichtig, dass KMU einen IT-Partner finden, der ihre Bedürfnisse wirklich kennt, ernst nimmt und gemeinsam mit ihnen die richtigen Services entwickelt.
Dies können nur Dienstleister, die über umfassendes Know-how verfügen und einen breit aufgestellten Kundenservice bieten, so dass auch nach der Erstinstallation Mitarbeitende bei Störungen und für Weiterentwicklungen zur Verfügung stehen. Wichtig ist auch, dass der ausgewählte Partner gut im Markt positioniert und finanziell stabil ist, denn Verträge im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie werden in der Regel über mehrere Jahre abgeschlossen, und ein Ausfall des Partners und damit notwendiger Wechsel des Dienstleisters würde unnötige Kosten verursachen.

Individuelle Lösung

Der wichtigste Schritt ist die Entwicklung einer spezifischen Lösung, basierend auf der jeweiligen Ausgangslage, egal, ob dies intern oder extern mit einem Partner durchgeführt wird. Denn nur wenn die bestehende Infrastruktur im Detail geprüft und erfasst worden ist, kann definiert werden, welche Schritte zuerst vollzogen werden müssen, um das Netz und damit eine wichtige Grundlage für den künftigen Geschäftserfolg fit zu machen.
ICT - Ein Ausblick

ICT für KMU heute

- Traditionelle Telekom-Netze mit ausreichender Bandbreite
- Festnetz- und Mobiltelefonie getrennt oder quasi integriert
- Lösung für den externen Zugriff aufs Unternehmensnetz
- Sicherheitskonzepte teilweise umgesetzt

ICT für KMU in fünf Jahren

- IP-basierte homogene Netzanbindung und professionelle Vernetzung umgesetzt
- Vollintegrierte Sprach- und Datennetze sowie integrierte Applikationen im Einsatz
- Unified Messaging umgesetzt und bei jedem User im alltäglichen Gebrauch
- Beständig aktualisiertes Sicherheitskonzept im Einsatz und Änderungsprozesse standardisiert
- Software as a Service (SaaS) im CRM- und ERP-Umfeld verbreitet
Luzius von Salis



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