11.05.2012, 16:00 Uhr

CIO Roundtable «IT-Consumerization»

Unter dem Motto «IT-Consumerization: Widerstand zwecklos?» baten Computerworld und Dell CIOs grösserer Schweizer Unternehmen zum offenen Gespräch.
Am CIO Roundtable von Computerworld wurde angeregt debattiert.
Die patriarchischen Tage der IT sind vorbei. Einst bestimmte die Informatikabteilung, welche technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen und damit hatten sich die Anwender abzufinden und ihre Arbeit im entsprechenden Rahmen auszuführen. Heute geht der Trend in die andere Richtung. Denn der Mensch strebt nach immer mehr Individualität und will diese auch an seinem Arbeitsplatz ausleben können. Er will entscheiden, womit er arbeitet – am besten auch  noch bestimmen, wann und wo. Deswegen kommt es immer öfters vor, dass die IT-Spezialisten von ihren Usern dazu angehalten werden, flexibel zu denken, um auf individuelle Bedürfnisse reagieren zu können.  Dieser Entwicklung durch Verbote Herr zu werde ist nicht nur sinnlos, sondern auch kontraproduktiv. Denn die neuen Kanäle verschaffen den Unternehmen Vorteile in Sachen Flexibilität, Effizienz und Produktivität. Und im besten Fall helfen sie sogar dabei, dass die Identifizierung mit dem Unternehmen gestärkt wird. Um all dies und mehr zu thematisieren, trafen sich CIOs grosser Unternehmen am CIO-Roundtable von Computerworld zum Thema «IT-Consumerization» und meinten damit Chancen und Risiken von BYOD und die Veränderungen, welche IT-Abteilungen deswegen durchlaufen.

«Bring your own» oder «choose your own»?

Dass «Bring your own Device» ein branchenüberstrahlendes Thema ist, wird im Verlauf der angeregten Diskussion schnell klar. Denn obwohl am Roundtable  CIOs verschiedenster Industrien wie Wirtschaft, Luftfahrt oder Metallbau zusammensitzen, einig sind sich alle: BYOD ist eine gute Sache und muss unterstützt werden. Bei der Umsetzung gibt es allerdings grosse Differenzen. So finanzieren gewisse Unternehmen diverse Devices, anderer gar keine und übernehmen dafür die Gesprächskosten. Einzelne Firmen kaufen ihren Mitarbeitern wiederum nur ein bestimmtes Gerät, wie beispielsweise SR Technics, bei denen Adrian Wirth als Vice President Group IT fungiert: «Neben dem Blackberry wollten wir auch iPhones einführen und unterstützen, aber den Mitarbeitenden gingen dann merkwürdigerweise und ziemlich schnell die BlackBerrys kaputt, wurden verloren oder gestohlen, so dass die Regelung momentan ist: Wenn du ein anderes Gerät als den Blackberry willst, dann musst du dir das selber besorgen.» Dieses «kaputtverlorengehen», um mit dem Geschäftshandy auch privat hip da zu stehen, kennt auch Christoph Büeler, Head of ICT bei Pilatus Aircraft, nennt allerdings eine weitere Ursache dafür: «Die Mitarbeiter wollen nicht ein iPhone oder Smartphone, weil eines unbedingt besser ist als das andere. Sondern, weil sie damit privates auch während der Geschäftszeit erledigen können. Das sorgt teilweise für Unproduktivität.» Nicht der gleichen Meinung ist Roman Koch, CIO von PricewaterhouseCoopers: «Die Grenze zwischen privat und geschäftlich löst sich auf. Wer 1-2 Stunden der Arbeitszeit fürs Facebook-Surfen verbraucht, schaut sich zuhause während eines Fussballspiels die Geschäftsemails durch.» Vertrauensarbeitszeit nennt das Koch. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Trau keinem Mitarbeiter

Trau keinem Mitarbeiter

Auch wenn sich die Teilnehmer darüber uneins sind, ob nun «Bring your Own» oder «Choose your own» die Patentlösung ist, beim Thema Security rücken alle zusammen. Denn Matthias Kraus, Research Analyst von IDC, belegt mit seinen Zahlen, was viele sagen: «Das grösste Sicherheitsrisiko ist der Mitarbeiter.» Laut Kraus hält jede zweite IT-Abteilung die Mitarbeiter für das schwächste Glied in der IT-Security Kette. Grund genug für Roman Koch, in Aufklärung zu investieren: « Wir haben in unserer Analyse herausgefunden, dass ein Missverhältnis zwischen unseren Investitionen in die technische Sicherheit und den Ausgaben für Verhaltenssicherheit existiert. Darum werden nun vermehrt die Mitarbeiter geschult.» Die IT-Consumerization ist also nicht aufzuhalten, für die IT bedeutet das eine Menge Arbeit. Denn wofür verwenden beispielsweise die Mitarbeiter ihre Geräte? «Ich nehme den Worst-Case an: Sie machen alles», sagt Ralph Düsel, IT-Leiter der Unia. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, gibt es nur eines: Pro-aktives Handeln. «Wir müssen mit unserer Business-IT so gut werden, dass Mitarbeiter ihre Geräte nicht mehr privat kaufen wollen», sagt Christoph Büeler stellvertretend für die Mehrheit der Teilnehmer. 

Die Informatik als Dienstleister

Social Media wurde nur am Rande diskutiert, obwohl es laut Christophe Monnin, General Manager Dell Schweiz, an Wichtigkeit gewinnt: «Immer mehr Unternehmen wollen Social Media nutzen und vor allem wissen, wie sie damit bei ihren Kunden ankommen». Dank der Diversität der Teilnehmer wurde bei diesem Thema aber auch eines klar: Je nach Branche haben Facebook und Co. noch einige Hürden zu überwinden, bevor sie im Geschäftsbereich akzeptiert werden. Akzeptiert werden muss mittlerweile auch, dass sich die Rolle der Informatikabteilung geändert hat. Christoph Büeler: «Die Mitarbeiter haben eine Lernkurve durchgemacht. Sie verstehen langsam, dass wir Dienstleister sind und Services anbieten anstelle von Hardware und Software.» Oder wie es Roman Koch ausdrückt: «Wir sind weniger Macher, mehr Orchestrierer.»  Die Gesprächsrunde war Teil der von Computerworld und Sponsoren ausgerichteten Serie «CIO Roundtable». Dieses Diskussionsforum ist als Austausch zwischen CIOs verschiedener Branchen gedacht und soll vor allem einen unternehmerischen Mehrwert generieren.



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