25.08.2011, 09:37 Uhr

Steve Jobs dankt ab

Irgendwann musste der Tag kommen: Steve Jobs tritt offiziell von seiner Position als Apple-CEO zurück.
Mit sofortiger Wirkung tritt Steve Jobs als CEO von Apple zurück. Nach seiner dritten, zeitlich unbegrenzten Auszeit aus gesundheitlichen Gründen war dieser Schritt absehbar – und doch fühlt es sich jetzt an, als wäre die Entscheidung aus heiterem Himmel gekommen. Die Botschaft von Steve Jobs im Wortlaut: An den Apple-Vorstand und die Apple-Community: Ich habe immer gesagt, dass an jenem Tag, an dem ich meinen Verpflichtungen als CEO von Apple nicht mehr länger nachkommen und die Erwartungen nicht mehr länger erfüllen kann, der Erste sein werde, der es Euch sagt. Leider ist dieser Tag gekommen. Hiermit erkläre ich meinen Rücktritt als CEO von Apple. Ich möchte weiterhin – falls es der Vorstand so will – als Vorsitzender des Vorstands, als Direktor und als Apple-Mitarbeiter dienen. Was meinen Nachfolger betrifft, empfehle ich ausdrücklich, dass wir uns an den Nachfolgeplan halten und Tim Cook zum CEO von Apple ernennen. Ich glaube, dass Apple seine besten und innovativsten Tage noch vor sich hat. Ich freue mich darauf, diesen Erfolg zu beobachten und in meiner neuen Rolle meinen Beitrag zu leisten. Ich habe einige meiner besten Freunde bei Apple gefunden, und ich danke euch allen für die vielen Jahre, während denen ich mit Euch zusammenarbeiten durfte. Steve Die Nachricht im Original kann auf der Apple-Website abgerufen werden. Nächste Seite: «Nachruf» auf Steve Jobs 

«Nachruf» auf Steve Jobs

In Apples Pressemitteilung erklärt Verwaltungsratsmitglied Art Levinson, dass Jobs in seiner neuen Rolle als Verwaltungsratschef Apple «mit seinen einzigartigen Erkenntnissen, Kreativität und Inspiration» dienen werde. «Steves einzigartige Vision und Führungskraft haben Apple gerettet und zu seiner Führungsposition als der Welt innovativste und wertvollste Company geführt. Steve hat unzählige Beiträge zu Apples Erfolg geleistet und hat Apples ungemein kreative Angestellte und ein Führungsteam der Weltklasse zu Apple gelockt.»  Das Lob des Verwaltungsrates liest sich fast wie ein Nachruf, so zeigt sich er Analyst von Creative Strategies Tim Bajarin gegenüber unseren Kollegen von Macworld auch besorgt. Der Wechsel hänge natürlich mit dem Gesundheitszustand Jobs’ zusammen. Aber immerhin ist er nach wie vor Verwaltungsratschef und habe nur gesagt, dass er die Rolle des CEO nicht mehr ausfüllen könne. Michael Gartenberg von Gartner teilt Bajarins Ansicht und betont, dass bei Apple zwar eine Ära ende, aber bei Apple mehr als nur eine Person verantwortlich seien. Aus seiner Position als Chairman werde Jobs weiterhin seine Spuren in der Firma und in den Produkten hinterlassen, auch wenn er nun an Tim Cook übergebe.  «Steve Jobs ist eine Ikone und was er mit Apple getan hat, ohne Beispiel», meint der IDC-Analyst Al Hilwa. Der Fall werde noch in Jahrzehnten an Businessschulen gelehrt werden. Nächste Seite: Wie weiter, Apple?

Wie weiter, Apple?

Die Apple-Aktie verlor gestern im nachbörslichen Handel ein wenig über fünf Prozent. Wie die Aktie heute eröffnet, wird sich erst noch zeigen müssen – aber angesichts der Tragweite dieser Botschaft bleiben die Aktionäre vorerst vor einer Katastrophe verschont. Zudem bleibt Jobs Apple erhalten, denn er wurde ja zum Chairman of the Board gewählt. Viele Beobachter dürften ausserdem erleichtert sein, dass Tim Cook nun offiziell zu seinem Nachfolger ernannt worden ist. Cook hatte bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er sehr wohl in der Lage ist, Apple zu führen. Als COO trug er ausserdem wesentlich zum Erfolg von Apple bei, indem er die Lieferkette, die Verkäufe und auch den Support optimierte. Sein Nachfolger für diese Funktion steht noch nicht fest. Hingegen ist jetzt schon klar, dass sich bei Apple selbst oder an den Produkten in der nächsten Zeit nicht viel ändern wird. Steve Jobs hat es nicht nur geschafft, aus einer maroden Firma das wertvollste Unternehmen der Welt zu machen; er hatte auch genügend Zeit, die richtigen Leute um sich zu scharen und sie mit seinen Ideen zu formen. Deshalb werden heute bei Apple dieselben Menschen zur Arbeit gehen, die auch schon gestern eine ausgezeichnete Leistung gezeigt haben – und daran wird sich in der nächsten Zeit wohl nichts ändern. Hingegen bleibt das ungute Gefühl, dass diese Entscheidung von Steve Jobs vielleicht getroffen worden ist, weil es um seine Gesundheit noch schlimmer steht, als bereits allgemein befürchtet wird. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass wenigstens solche Sorgen unbegründet sind, und dass uns diese Ikone der Computerbranche noch viele Jahre erhalten bleibt. Nächste Seite: Lichtgestalt Steve Jobs 

Lichtgestalt Steve Jobs

Steve Jobs gründete Apple 1976 gemeinsam mit Steve Wozniak und Ronald Wayne. In den ersten Jahren erschienen die Apple-Rechner und 1984 folgte der erste Macintosh. Nachdem es innerhalb von Apple zu Streitigkeiten kam, verliess Steve Jobs 1985 das Unternehmen. Er gründete das neue Unternehmen NeXT und das Computerzeichentrickfilm-Studio Pixar. Nachdem Apple 1996 das Unternehmen NeXT übernahm, wurde Steve Jobs zunächst Berater von Apple und später Mitglied des Vorstandes und neuer Geschäftsführer.  Zu Beginn der zweiten Phase der Ära Steve Jobs bei Apple war Apple finanziell enorm angeschlagen. Steve Jobs gelang in kürzester Zeit, Apple wieder erfolgreich werden zu lassen. In dieser Ära erschienen Hits, wie iPod, iPhone und iPad. Apple dominiert mit diesen Produkten nicht nur den Markt, sondern definierte auch neue Produktkategorien. Apple steht derzeit auf der Liste der weltweit erfolgreichsten Unternehmen auf Platz 2.  Steve Jobs hatte sich erstmalig 2004 einer Operation wegen Bauchspeicheldrüsenkrebs unterzogen. Im Jahr 2009 nahm Steve Jobs eine Auszeit von 6 Monate, um - wie er damals sagte - ein Hormon-Ungleichgewicht behandeln zu lassen. In dieser Zeit wurde Steve Jobs eine neue Leber transplantiert.
Harald Schodl



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