10.02.2006, 19:56 Uhr

Xen sprengt die Linux-Grenze

In Xensource erwächst den kommerziellen Anbietern von x86-Servervirtualisierungssoftware ernst zu nehmende Konkurrenz.
Umsätze der Anbieterinnen von x86-basierter Servervirtualisierungssoftware (in Millionen Dollar)
Xen, der aus der Open-Source-Gemeinde geborene VM-Monitor (Virtual Machine), krankte bisher an einem Manko, das er mit vielen anderen Open-Source-Softwareprodukten gemein hat und das solche Produkte am grossflächigen Einsatz im kommerziellen Umfeld hindert: Installation und Konfiguration erforderten fundiertes Linux-Know-how. Die Macher hinter dem Open-Source-Projekt wollen dieses Hindernis nun beseitigen. Zu diesem Zweck haben sie Xen-Optimizer lanciert, eine kommerzielle Sammlung von Tools, die die Servervirtualisierung für die Systemadministratoren vereinfachen sollen. Die Beta liegt seit Dezember 2005 vor, die endgültige Version soll noch im laufenden Quartal nachgeschoben werden.
Xen-Optimizer stellt die virtualisierten Ressourcen in einem Dashboard dar, so dass die gesamte Xen-basierte Umgebung von diesem zentralen Punkt aus überwacht und verwaltet werden kann. Der Wermutstropfen: momentan gibt es keine Anbindung an komplexe Managementwerkzeuge wie Hewlett-Packards (HP) Openview oder IBMs Tivoli. Dieser Mangel soll bald korrigiert werden, verspricht Xensources Cheftechniker Simon Crosby.
Des weiteren hat Xensource die allgemeine Verfügbarkeit ihres «Stammprodukts» Xen in der Version 3.0 und damit das erste namhafte Neu-Release seit über einem Jahr angekündigt. Es bringt diverse wichtige Funktionserweiterungen. So werden nun bis zu 32-Wege-SMP-Virtual-Machines (Symmetrical Multiprocessor) unterstützt, ebenso wie erweitertes Memory für Applikationen mit entsprechendem Speicherbedarf. 3.0 versteht sich auf Intels Virtualisierungstechnik «VT» und soll desgleichen mit AMDs hardwarebasierter Virtualisierungstechnik umgehen können.
In früheren Versionen unterstützt Xen lediglich Linux auf x86-Rechnern. Die Mitarbeiter am Xen-Projekt der britischen Universität Cambridge jedoch arbeiten daran, Xen sowohl auf HPs Itanium-Server als auch auf IBMs Power-PC-Systeme zu portieren. Dass Xen unter Solaris auf x86 läuft, hatte Sun Microsystems kürzlich gezeigt. Alles in allem tritt mit Xensource den kommerziellen Anbietern von VM-Software eine ernst zu nehmende Konkurrentin entgegen. Sie argumentiert mit den typischen Vorteilen von Open-Source-Software: bessere Performance zum günstigeren Preis.
Dass die Anwender sich gern auf Alternativprodukte einlassen, zeigt deren Zuwachsrate am Umsatzkuchen: Sie schnellte zwischen 2003 und 2004 um gut 92 Prozent hoch. Allerdings hat Xen mit VM-Ware eine potente und gut etablierte Rivalin. Deren Umsatzanteil explodierte im selben Zeitraum um 131 Prozentpunkte.
Catharina Bujnoch



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