05.05.2006, 17:09 Uhr

Software beurteilt Straftäter

Eine Prognose-Software hilft im Zürcher Justizvollzug das Rückfallrisiko von Straftätern zuverlässig zu berechnen.
Urbanioks These, nach der sich jede Tat vorhersagen lässt, kommt nicht bei all seinen Berufskollegen gut an.
«Jede Tat ist vorhersehbar», glaubt Frank Urbaniok, Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Diensts (PPD) im Zürcher Justizvollzug. Und mit dieser These ist er schon bei mehr als einem seiner Berufskollegen angeeckt. Nichtsdestotrotz hat der Psychiater ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich das Rückfallrisiko von Straftätern sehr zuverlässig eruieren lassen soll. Mit Fotres (Forensisches Operationalisiertes Therapie-Risiko-Evaluations-System), so der Name des Programms, will Urbaniok pychologischen Gutachtern und Therapeuten ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie anhand von hunderten von Kriterien einen Täter einstufen können sollen. Dabei muss der Analyst komplexe und detaillierte Fragen zu den Merkmalen der zu berurteilenden Person beantworten. Gefragt wird beispielsweise nach dem Tatbewusstsein, Mordphantasien oder der sozialen Kompetenz. Basierend auf dieser Beurteilung erstellt die Software ein individuelles Risikoprofil und gibt auch Aufschluss über den Grad der Therapierbarkeit des Straffälligen. Inzwischen kommt das Prognosewerkzeug bereits bei gut 100 Schweizer und deutschen Gutachtern zur Anwendung. Jetzt dürfte das Tool zusätzlichen Schub bekommen: Die Aargauer Internetdienstleisterin Three Way hat Fotres nämlich zu einer Webapplikation umgebaut. «Oberste Priorität bei der Entwicklung wurden den umfangreichen Berechnungsregeln für die rund 700 Fragen sowie der Einhaltung der Datenschutzbestimmungen eingeräumt», erklärt Hakan Erci, Geschäftsleitungsmitglied von Three Way.
Claudia Bardola



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