06.07.2006, 09:33 Uhr

Selbst ist der Kunde

Am Schweizer Hauptsitz in Zürich hat IBM gezeigt, wie es dereinst in hiesigen Supermärkten zu und her gehen wird.
Selber scannen ist sowohl bei der Self-Checkout-Kasse als auch beim Tablet-PC-artigen Shopping-Assistenten angesagt.
Der Einkauf im Supermarkt der Zukunft beginnt wie heute schon zuhause. Statt allerdings auf einem Einkaufszettel zu notieren, was im Wagen landen soll, stellt der Kunde im Web eine Liste zusammen und schickt sie an die Filiale.
Dort angekommen, nimmt sich der Kaufwütige nicht nur einen Einkaufswagen, sondern auch ein Tablet-PC-artiges Gerät, das mit der Kundenkarte gefüttert und auf dem Griff fixiert wird. Schon erscheint auf dem Bildschirm die zuvor zusammengestellte Einkaufsliste mit Hinweisen über den Fundort der Waren. Mit einem Handscanner lässt sich sodann der Strichcode der Produkte einlesen. Auf dem Display erscheint das Einkaufsgut samt Preis und Zwischentotal.
Doch der Shopping-Assistent kann noch mehr. «Ich kann auch nach Rezepten suchen und erhalte gleich eine Liste mit den Zutaten», sagt IBM-Mann Matthias Förster, der im Rahmen einer Retail-Konferenz am Hauptsitz von IBM Schweiz die jüngsten Entwicklungen des Blauen Riesen in Sachen Einzelhandel präsentiert. Zudem spuckt das Gerätchen Hinweise zu besonderen Aktionen aus.
Doch nicht nur der Einkaufswagen wird digitalisiert und zum interaktiven Technikerlebnis. Künftig werden auch die Plakate im Selbstbedienungsladen auf die Käufergruppen zugeschnitten. Sie bestehen aus grossen Bildschirmen, auf denen je nach Tageszeit und auf Grund der Kaufstatistik Angebote beworben werden.
Noch gezielter könnten die Werbebotschaften den Kunden mit dem «Everywhere Display» erreichen. Dieses besteht aus einem an der Decke befestigten Beamer, der etwa Zusatzinformationen zu einem Produkt an die Wand oder auf den Boden projiziert. «So könnte jemandem, der eine Jeans aus dem Regal zieht, ein passender Gürtel präsentiert werden», berichtet Moshe Rappoport vom IBM-Forschungslabor in Rüschlikon.
«Gleichzeitig kann der Beamer dem Kunden den Weg zum entsprechenden Regal zeigen». Ist der Käufer der Zukunft bedient, kann er zur Kasse schreiten. Dort muss er nicht mehr die Waren aufs Band legen, sondern gibt seinen Einkaufs-Tablet-PC ab.
Mehr zu tun hat der Kunde allerdings in jenem Zukunftsszenario, in dem er mit seinem vollen Einkaufswagen an eine Self-Checkout-Kasse kommt, wie sie bereits in zwei Pilotläden in Deutschland in Betrieb ist. Statt dass die Kassiererin die Güter scannt, muss - oder darf - der Shopper die Produkte selbst einlesen. Ist er damit fertig, erhält er einen Bon mit Strichcode, mit dem er zu einer Bezahlstation geht. Hier kanner mit Bargeld, Kreditkarte oder künftig auch via Fingerabdruckscanner bezahlen.
Dass soviel Automation zum Jobkiller im Einzelhandel wird, bestreitet derweil Gerhard Reith von IBM Deutschland. In den Pilotbetrieben sei niemand entlassen worden. Vielmehr sei der Status des Personals aufgewertet worden, da es jetzt als Berater dem mit der Technik kämpfenden Kunden zur Hilfe eile, meint er.



Das könnte Sie auch interessieren