27.03.2012, 13:08 Uhr

Megaupload-Gründer mit überzeugender Unschuldsbekundung

Kim Schmitz, Gründer von Megaupload, soll ins Gefängnis. Nun äussert er sich erstmals über die Anklage der US-Justiz – und zerreisst die Vorwürfe in der Luft.
Kim Schmitz äussert sich zum ersten Mal zu den Vorwürfen. Dies tut er sehr überzeugend.
Seit der Megaupload-Gründer vor knapp zwei Monaten verhaftet wurde (Computerworld.ch berichtete), vergeht kaum eine Woche, in welcher Kim Schmitz, der sich nun Kim Dotcom nennt, nicht für Schlagzeilen sorgt. Sei es, weil er zuerst im Gefngnis bleiben muss und dann doch nicht, oder weil er deutlich hhere monatliche Ausgaben als Ottonormalbrger hat. Sogar sein Gaming-Verhalten wird interessant (gemacht), es könnte der Eindruck entstehen, in der IT-Welt geschieht ansonsten nichts Wichtigeres. Das Erstaunliche: All diese Medienaufmerksamkeit hat Schmitz erregt, ohne sich selber zu den Vorwürfen der Behörden zu äussern, die ihm Urheberrechtsverletzung, Geldwäsche und kriminelle Geschäfte vorwerfen. Doch nun bricht er sein Schweigen und das wird der US-Justiz gar nicht passen. Denn Kim Schmitz argumentiert seinen Fall äusserst überzeugend.

Einleuchtende Argumentation

In einem Telefoninterview mit Torrentfreak gab er an, bis tief in die Nacht über Akten zu brüten, die beweisen sollen, dass er von der US-Regierung reingelegt wurde. So lautet ein Vorwurf, er hätte einen Song vom Rapper «50 Cent» gestohlen. Schmitz aber sagt, dass er den Song privat gekauft hätte und den Song uploadete, um ein neues Feature zu testen. Dabei habe er seinem Technikchef automatisch eine Mail geschickt, die Beschreibung des privaten Links sei «test» gewesen. Die Download-URL sei nie veröffentlicht und der Song auch nie heruntergeladen worden.  Ein weiterer Punkt in der Anklageschrift, die als «Mega Conspiracy»  bezeichnet wird, ist, dass Megaupload Rechteinhaber aktiv daran gehindert hat, Inhalte von der Seite zu entfernen. Als Beispiel ist Warner Bros. aufgeführt, die sich beschwerten, dass sie nur 5000 Inhalte pro Tag löschen konnten. Darum intervenierte die Mediengruppe, doch Megaupload tat nichts, sagt die Anklage. Schmitz behauptet, dass dies nur der halben Wahrheit entspreche: «Nachdem sie uns dies meldeten, konnte Warner Bros. kurz darauf 100 000 Löschungen pro Tag vornehmen.». Warner machte jedenfalls ordentlich Gebrauch davon. Insgesamt sollen sie knapp zwei Millionen Daten gelöscht haben, weit mehr als jeder andere Rechteinhaber. Und ein starkes Argument für die Aussage Schmitzs, denn mit 5 000 Löschungen am Tag wäre man erst nach etwas mehr als einem Jahr bei dieser Summe.  Bei diesen Löschungen wurden jeweils nur die Links, nicht aber die Dateien selber entfernt. Dies ist ein weiterer Vorwurf der Anklage - und auch diesen schwächt Schmitz überzeugend ab. Der Deutsche sagt, dass lediglich das Löschen der Links genau das sei, was ein Betreiber gemäss dem Digital Millennium Copyright Act tun muss. Noch schlimmer: Würde er die tatsächliche Datei löschen, würden nach Schmitzs Empfinden die rechtlichen Probleme erst beginnen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein abgekartetes Spiel?

Ein abgekartetes Spiel?

Zu den tatsächlichen Vorwürfen mit denen sich Megaupload konfrontiert sieht, hat der 38-Jährige ein entspanntes Verhältnis. Er ist überzeugt, jede Behauptung der Anklage widerlegen zu können. Um das zu beweisen, hat der Multi-Millionär Torrentfreak fnf Mails vorgelegt, die zeigen, dass Warner und andere grosse Medienunternehmen wie Fox und Walt Disney Partnerschaften mit Megaupload eingehen wollten. Und man kann sich tatsächlich fragen, ob die Unternehmen, wären sie überzeugt, Megaupload agiere illegal, eine Kollaboration mit dem Webhoster suchen würden.  Schmitz hat eine Ahnung, warum seine Firma von der US-Justiz so aggressiv verfolgt wird: «Mega ist in der Verbindung des Weissen Hauses und der MPAA (Anm. der Red: Motion Picture Association of America) zu einem Faustpfand im Wahlkampf geworden. Wenn ich ein Republikanischer Präsidentschaftskandidat wäre, würde ich dem nachgehen.»  Er selber hat dafür keine Zeit, er bereitet mit seinen Anwälten den ersten Antrag auf Fallenlassen der Vorwürfe vor: «Wir haben nichts falsch gemacht. Passt auf unseren ersten Antrag als Antwort auf die von der MPAA gesponserte Anklage des Justizministeriums auf. Er wird einiges erläutern und vielleicht auch unterhaltsam sein.»



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