26.04.2013, 09:47 Uhr

«Die Kosten in Relation setzen»

Werner Breinlinger ist seit gut 100 Tagen Direktor der OIZ der Stadt Zürich. Im Gespräch mit Computerworld zieht er eine erste Bilanz.
Der neue OIZ-Direktor Werner Breinlinger zieht eine erste Bilanz
Guten Tag Herr Breinlinger. Sie waren 17 Jahre Vizedirektor bei der OIZ. Mussten Sie für die neue Rolle überhaupt etwas lernen?
Es ist schon ein Unterschied ob man Vize oder Chef ist. Ich bin nun hauptverantwortlich dafür, was in der OIZ geschieht. Damit gehen auch mehr Repräsentationsaufgaben einhin. Aber das war ja nicht überraschend. Die Sachthemen sind gesetzt.
Dafür bringt ein neuer Chef einen neuen Führungsstil mit. Was unterscheidet Sie von Vorgänger Daniel Heinzmann?
Ich war sechs Jahre lang sein Vize. Das geht nur gut, wenn man sich versteht. Die Grundausrichtung der OIZ bleibt die Gleiche, die ist durch die IT-Strategie der Stadt Zürich definiert. Es ist diesbezüglich aber auch aus der gegenwärtigen Situation heraus nicht nötig, etwas zu ändern. Ich will für die notwendige Kontinuität sorgen und gleichzeitig mit den rasanten technischen Entwicklungen in der ICT-Branche Schritt halten.
Die Stelle als Direktor bei der OIZ wurde öffentlich ausgeschrieben, es gingen rund 190 Bewerbungen ein. Sie waren in dem Fall aber wohl trotzdem nicht überrascht, dass die Wahl auf Sie fiel, oder?
Es hat vieles dafür gesprochen, dass meine Bewerbung gute Chancen hat. Sicher ist man sich aber natürlich nie.
Wie lautet Ihre Bilanz der ersten vier Monate?
Die OIZ ist gut in Albisrieden angekommen. Die Rechenzentren sind gebaut und die Servermigration läuft planmässig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die neuen Arbeitsplätze bezogen. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung läuft gut und an den vertrauensvollen Beziehungen zu Kollegen IT-Leitern und weiteren Partnern hat sich nichts geändert.
Sie haben den neuen Arbeitsplatz angesprochen. Der neue Informatikstandort hat die Stadt 139 Millionen Franken gekostet. War er das wert?
Der Betrag setzt sich aus Baukosten, IT-Betriebseinrichtungen und dem Übertrag der Liegenschaft ins Verwaltungsvermögen zusammen. Der Entscheid, zwei neue Rechenzentren zu bauen war aus Sicherheits- und Infrastrukturgründen unumgänglich. Die Stadt braucht ein sicheres Rechenzentrum und muss der Bevölkerung und den Unternehmen in der Stadt eine konkurrenzfähige IT-Infrastruktur bieten. Dass nun alle Mitarbeitenden zentral direkt neben dem Rechenzentrum Albis arbeiten steigert die Effizienz unserer Arbeit. Ich bin überzeugt, dass diese Investition eine richtige Entscheidung der Stadtzürcher Bevölkerung war, die ja die beiden Vorlagen zu den Rechenzentren sehr deutlich angenommen hat.
Apropos Rechenzentrum: das Ziel ist ein Virtualisierungsgrad über alle Serversysteme von 80 Prozent. Wo stehen Sie momentan?
Das Ziel ist gut erreicht. Bei Windows-Servern stehen wir bei 83%, bei Unix-Servern sogar auf 100%.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Auslagerung der Drucker-Infrastruktur
Sie sind dabei, grosse Veränderungen an der gesamtstädtischen Drucker-Infrastruktur vorzunehmen. Dabei haben Sie das Output-Management an Swisscom IT Services ausgegliedert. Dies kostet jährlich ca. 5.5 Mio. CHF. Warum dieser Schritt?
Um nachhaltig Kosten zu sparen. Nach unserer Rechnung hat das Output-Management ein Kostensparpotential von zwei bis drei Millionen Franken pro Jahr. Darum haben wir den Auftrag ausgeschrieben.
Welche Bedingungen musste der Anbieter erfüllen?
Die Idee hinter dem neuen Output-Management der Stadt ist, dass die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht mehr um den Service von Druckern kümmern müssen. Die Bereitstellung von Papier und Toner, die Reparaturen von Geräten soll alles von einem externen Anbieter sichergestellt werden. Wir wollen wirklich nur noch die Dokumente drucken müssen.
Und jetzt zahlen Sie 22,4 Millionen Franken über vier Jahre dafür. Ging die Rechnung auf?
Ich weiss nicht, woher Sie diese Zahl haben. Wir wollen das Verhältnis Drucker/Anzahl Benutzer reduzieren. Bisher lag es bei 1:3, das Ziel muss 1:6 sein. 
! KASTEN !
eZürich ist ein weiteres grosses Projekt der OIZ. Vorgänger Daniel Heinzmann wollte damit Zürich zum europäischen Top-ICT-Standort machen. Ist das auch Ihr Wunsch?
Das ist nach wie vor so, ja. An der gesamten Strategie und Ausrichtung hat sich nichts geändert. Der Stadtrat steht nach wie vor hinter eZürich. Eben haben wir in Zusammenarbeit mit anderen Dienstabteilungen die Services «eUmzug» und «Züri wie neu» lanciert. Aber am wichtigsten ist wohl: Die Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Kantonen funktioniert hervorragend.
Wir haben jetzt über IT-Projekte der öffentlichen Verwaltung gesprochen. Zuvor waren Sie in der Privatwirtschaft als IT-Projektleiter tätig. Wo sind Projekte einfacher umzusetzen?
Das ist dasselbe. Die grosse Herausforderung bei IT-Projekten ist es, den Kunden so abzuholen, dass seine Erwartungen erfüllt werden. Wenn man also hört, dass Projekte in der Verwaltung zäher vorangehen, liegt das oft an Erwartungen. Aber klar ist auch: um Projekte in der Verwaltung durchführen zu können, muss man die Verwaltung kennen.
Das OIZ schlank auszurichten gehört laut Webseite zu Ihrem Selbstverständnis. Momentan beschäftigen Sie 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der OIZ und 600 IT-Spezialisten insgesamt. Entspricht das Ihren Vorstellungen?
Wenn man sieht, wie viele Dienstleistungen wir anbieten, ja. Die OIZ stellt zusammen mit den Fachkräften aus den Departementen die gesamte IT der Stadt sicher. Dazu gehören bspw. die VBZ, ewz, Polizei, Spitäler etc. Das sind nicht nur Büroarbeitsplätze. Das heisst aber nicht, dass wir in Selbstzufriedenheit baden. Der Effizienz- und Dienstleistungsgedanke ist mir sehr wichtig. Und auch dem Vergleich mit den Privaten wollen wir unbedingt standhalten: Für mich ist es zentral, dass wir im Bereich der Kostenstruktur und der Effizienz, aber auch was das Know-How anbelangt, mindestens so gut sind wie private ICT-Unternehmen.



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