28.07.2016, 10:46 Uhr

IT-Projekt der SBB soll ein Millionen-Flop sein

Die SBB haben von Accenture ein Personaleinsatzplanungssystem beschafft. Die Software funktioniert offenbar auch nach einigen Jahren nicht richtig, die Projektkosten explodieren und die Mitarbeiter verzweifeln.
Das Personaleinsatzplanungssystem der SBB ist 16 Jahre alt und kann nicht mehr länger eingesetzt werden. 2010 suchten die Bundesbahnen deswegen eine Ersatzlösung und entschieden sich für das Produkt «Sopre» von Accenture. 18,8 Millionen Franken kostete die Software, die Zeiterfassungen für die Mitarbeiter erleichtern und mit den Fahrplänen abgleichen sollte. Bisher blieb es beim Konjunktiv, «Sopre» soll ein Desaster sein, zitiert 20 Minuten einen SBB-Mitarbeiter. Offenbar funktioniert insbesondere die Synchronisation der Fahrpläne mit der Arbeitszeiterfassung überhaupt nicht, Mitarbeiter erhalten deshalb Meldungen wie «Ihr Ferienguthaben ist komplett aufgebraucht, darüber hinaus haben Sie in den letzten Jahren 390 Minusstunden angehäuft, die Sie nun aufholen müssen.» Manuel Avallone, Vizepräsident der Gewerkschaft SEV, sagt der Zeitung: «Es ist für das Personal natürlich mühsam und zeitaufwendig, wenn trotz teuren Einteilungssystemen noch Schattenrechnungen angestellt werden müssen.» Man habe mit den SBB seit längerem «ein Riesen-Gstürm» deswegen. Gegenüber «20 Minuten» bestätigt Pascal Fiscalini, Vizepräsident des SEV-Zugpersonalverbands der Schweiz, die Fehleranfälligkeit des Systems, nennt es «gelinde gesagt, ziemlich unzuverlässig.» Zwar wird das Systemlaufend nachgebessert und seit 2013 bei Teilen des SBB-Personals eingesetzt, noch fehlen aber beispielsweise die rund 2600 Lokführer. Von den 18,6 Millionen Franken spricht schon lange niemand mehr, die Kosten sollen ausgeufert sein. «Es kursieren haarsträubende Zahlen», wird Pascal Fiscalini zitiert. Die SBB bestätigen «Verzögerungen und Mehrkosten des Projekts», wollten aber keine Zahlen nennen. «Sopre» soll, «abgesehen von einzelnen Startschwierigkeiten», mittlerweile «grundsätzlich auf Kurs» sein. Accenture äusserte sich gegenüber «20 Minuten» nicht.



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