05.11.2015, 10:03 Uhr

Falls kein Gericht einschreitet, fahren im Wallis nächstes Jahr zwei Postautos autonom

Im Wallis sollen nächstes Jahr zwei Postautos autonom fahren. Zwar sitzt ein Chauffeur drin, der kann aber weder lenken noch Gas geben oder bremsen. Noch fehlen dafür die rechtlichen Grundlagen
Im Auftrag der Post will die PostAuto Schweiz AG in Sitten zusammen mit weiteren Partnern wie der Stadt Sitten, dem Kanton Wallis sowie der ETH Lausanne während zwei Jahren zwei autonome Fahrzeuge testen. Die zwei vom französischen Unternehmen Navya entwickelten Fahrzeuge sollen zu 100 Prozent elektrisch angetrieben werden. Sie verfügen weder über ein Lenkrad noch über Brems- und Gaspedale. Die jeweils anwesenden «instruierten Personen» können im Notfall lediglich einen Knopf drücken, der das Fahrzeug stoppt. Die Fahrzeuge sollen tagsüber wie auch nachts auf den Zentimeter genau fahren und sämtliche Hindernisse und Signalisierungen der Strasse erkennen können. Ein Programm des Schweizer Start-up-Unternehmens BestMile überwacht und steuert die beiden autonomen Fahrzeuge.

Mit 20 km/h durch Sitten

Die beiden Shuttle-Fahrzeuge werden mit maximal 20 Kilometern pro Stunde durch Sitten unterwegs sein. In einer ersten Phase, die von Dezember 2015 bis ungefähr Frühling 2016 dauert, sollen sie ohne Passagiere und auf einem abgesperrten Privatareal unterwegs sein. Verlaufen die Tess erfolgreich, werden sie anschliessend als Personentransporte in einem Gebiet eingesetzt, das die Fussgängerzone sowie die Begegnungszone der Altstadt von Sitten und das touristische Zentrum der Stadt umfasst sowie zu den Schlössern Tourbillon und Valère führt. Es ist das erste Mal, dass ein Transportunternehmen in der Schweiz diese Technologie im öffentlichen Raum einsetzt, um Passagiere zu befördern. PostAuto und die Stadt Sitten möchten zusammen mit ihren Partnern herausfinden, ob der Einsatz von autonomen Shuttles im öffentlichen Raum einen Kundenmehrwert bietet. Insbesondere stellt sich die Frage, ob deren Einsatz im öffentlichen Raum – beispielsweise in Fussgängerzonen und autofreien Ortschaften – oder auf Firmengeländen möglich ist. Es sei aber nicht das Ziel, bestehende Linienbusse durch autonome Fahrzeuge zu ersetzen.

Ungeklärte Rechtslage

Allerdings sind die gesetzlichen Bestimmungen für den Einsatz der beiden Shuttles noch nicht geregelt. Wann und ob diese erteilt werden, kann PostAuto Schweiz noch nicht abschätzen. Parallel zum Pilotversuch in Sitten arbeitet die ETH Lausanne daran, eine Flotte autonomer Shuttles in das System des öffentlichen Verkehrs zu integrieren und beispielsweise einen bedarfsorientierten Dienst zu ermöglichen. Eine zentrale Voraussetzung sei, den Betrieb in Echtzeit durchzuführen und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Passagiere Rechnung zu tragen, indem flexible Fahrpläne, Ruflinien oder Haus-zu-Haus-Dienste integriert werden. Sind die dazu notwendigen Algorithmen einmal entwickelt, können sie zur Verbesserung des Flottenmanagementprogramms von BestMile beigezogen werden, schreibt PostAuto Schweiz. Darüber hinaus werden sie allgemein zu Lösungen in der Logistik und im Management des öffentlichen Verkehrs beitragen. Durch den Pilotversuch in Sitten sollen die Algorithmen der ETH Lausanne weiter entwickelt werden.



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