04.04.2006, 09:22 Uhr

Avatare dienen in Automaten

Das Gehangel durch endlose Menüs an Automaten könnte bald passé sein, wenn dort virtuelle Verkäufer ihren Dienst antreten.
Eine Voraussetzung, dass die virtuelle Bankangestellte im Bankomat oder der künstliche Verkäufer im Billettautomaten glaubwürdig wirken, ist etwa die realitätsnahe Simulation von Haut und Haaren.
Die Kommunikation mit Maschinen im Alltag klappt nicht immer reibungslos. Im Gegenteil: die Bedienung wird oft von Gerätegeneration zu Gerätegeneration komplizierter. Beispiel sind etwa die neusten Bankomaten. Kam der Kontoinhaber vor ein paar Jahren noch nach wenigen Schritten an sein Geld, muss er sich heute durch zahlreiche Menüpunkte hangeln und der Maschine dabei etwa bedeuten, ob er lieber Franken oder Euro, in grossen oder kleinen Noten, mit oder ohne Quittung ausgespuckt bekommen will.
Wäre es da nicht um einiges angenehmer, man könne dem Automaten wie einem Menschen aus Fleisch und Blut, sein Anliegen unterbreiten und dieser würde sich geflissentlich daran machen, den Auftrag seines Kunden auszuführen? Genau dieser Gedanke muss auch den Forschern der Fraunhofer-Institute für Graphische Datenverarbeitung (IGD) und Medienkommunikation (IMK) vergeschwebt sein. Sie sind drauf und dran, einen virtuellen, an einen Avatar erinnernden Verkäufer zu entwickeln, der wie ein Bank- oder Bahnangestellter auf die persönlichen Wünsche der Kunden eingehen kann.
«Die Idee hinter dem virtuellen Charakter ist, die Mensch-Computer-Schnittstelle möglichst natürlich zu gestalten», erklärt Christian Knöpfle, verantwortlich für den Bereich virtuelle Realität am IGD. Die Ansprüche an den Automaten-Avatar sind denn auch enorm. Zum einen muss er sozial interagieren, also auf sein Gegenüber eingehen. Zum anderen muss er mit diesem sowohl verbal als auch non-verbal, sprich über Sprache, Gestik und Mimik, kommunizieren. Zudem muss sein Äusseres attraktiv daher kommen. So haben die Forscher den Protypen eine detaillierte Haarpracht und realistische Hautstrukturen angedeihen lassen. Schliesslich müssen die Dialoge schlüssig sein. Und der künstliche Verkäufer sollte über eine gewisse Schlagfertigkeit verfügen, so dass das Zwiegespräch natürlich wirkt.
Obwohl der Avatar-Schalter noch Zukunftsmusik ist, schweben Knöpfle bereits diverse Anwendungsgebiete vor. Neben der beschriebenen Funktion, könnte der virtuelle Mensch etwa in E-Learning-Programmen Dienst tun und dort die Motivation der Studenten und Schüler erhöhen helfen, sich mit dem trockenen Unterrichtsstoff auseinanderzusetzen.
Darüber hinaus könnte der Avatar die Seite wechseln und statt des netten Verkäufers, den schwierigen Kunden mimen. «Der virtuelle Mensch kann etwa für den Bahnangestellten den störrigen Reisenden spielen, auf den der reale Verkäufer reagieren muss», erklärt Knöpfle. Ja, die Avatare könnten sogar aufeinander «losgelassen» werden. Dadurch könne der Bedienstete sich verschiedene Reaktionen zweier virtueller Menschen - etwa Verkäufer und Kunden - anschauen und aus deren Verhalten seine Schlüsse ziehen.



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